Informationen zu den Daten
Seit Jahrzehnten haben Unternehmen ihre Aktivitäten zunehmend über nationale Grenzen hinweg ausgeweitet. Die damit verbundenen Geschäftstätigkeiten multinationaler Unternehmensgruppen, die Auslagerung von Tätigkeiten, ausländische Direktinvestitionen und andere Formen des Auslandsengagements stellen wesentliche Elemente der wirtschaftlichen Globalisierung von Unternehmen dar.
Die Erhebung und Beschaffung von Statistiken über die Globalisierung ist nicht einfach, da Statistiken in der Regel auf nationaler Ebene erfasst werden und dementsprechend nationale Gegebenheiten messen. Durch die Globalisierung der Weltwirtschaft entsteht nun ein Bedarf an neuen Statistiken. Gleichzeitig ändert sie die Bedingungen für die Erstellung von Unternehmensstatistiken.
In Zusammenarbeit mit nationalen statistischen Ämtern und internationalen Organisationen beteiligt sich Eurostat an mehreren Projekten zur Entwicklung neuer Statistiken unter Berücksichtigung der Globalisierung in der Unternehmensstatistik.
Indikatoren für die wirtschaftliche Globalisierung
Nachfolgend finden Sie Informationen und Erläuterungen zu den Indikatoren für die wirtschaftliche Globalisierung, die in unserem gleichnamigen Datenbankordner verfügbar sind.
- Anteil der Exporte von Waren und Dienstleistungen am BIP: Dieser Indikator zeigt den Wert der Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen geteilt durch das BIP in laufenden Preisen. Exporte beziehen sich auf Waren und Dienstleistungen, die ein Land verlassen.
- Anteil der Importe von Waren und Dienstleistungen am BPI: Dieser Indikator zeigt den Wert der Importe von Waren und Dienstleistungen geteilt durch das BIP in laufenden Preisen. Importe beziehen sich auf Waren und Dienstleistungen, die in ein Land eingeführt werden.
- Verhältnis zwischen Exporten und Importen: Dieses Verhältnis zeigt, ob ein Land überwiegend exportiert oder importiert. Somit gibt dieser Indikator Aufschluss über die Handelsbilanz (Exporte – Importe) und hat den Vorteil, dass er länderübergreifend vergleichbar ist.
- Anteil des Handels mit Vorleistungsgütern am gesamten Warenverkehr: Hier wird der Anteil der Vorleistungsgüter am Handel der EU und ihrer Mitglieder angegeben. Er wird als prozentualer Anteil am Gesamthandel mit Vorleistungsgütern und der Hälfte der Kategorien mit doppeltem Verwendungszweck einschließlich Vorleistungsgütern berechnet. Der Gesamthandel errechnet sich aus der Summe der Importe und Exporte.
- Anteil des Handels mit Vorleistungen am gesamten Dienstleistungsverkehr: Hier handelt es sich um den Anteil der Vorleistungen am gesamten Dienstleistungsverkehr für die EU und ihre Länder, berechnet als prozentualer Anteil der Vorleistungen am Gesamthandelsvolumen (Summe aus Exporten und Importen).
- Anteil des Warenhandels mit den fünf wichtigsten Partnern am gesamten Warenhandel: Dieser Indikator zeigt den Anteil des Handels mit den fünf wichtigsten Partnern am Gesamthandel (Importe und Exporte) der EU.
- Anteil des Dienstleistungsverkehrs mit den fünf wichtigsten Partnern am gesamten Dienstleistungsverkehr: Dies zeigt den Anteil des Dienstleistungsverkehrs mit den fünf wichtigsten Partnern am Gesamthandel (Importe und Exporte) der EU und ihrer Mitglieder.
- Investitionen in der EU durch ausländische Investoren: Dieser Wert, der die von multinationalen Unternehmen gehaltenen Investitionsbestände in der Volkswirtschaft des Meldelandes zeigt, ermöglicht Vergleiche zwischen den Ländern, indem er durch das BIP geteilt wird.
- Investitionen von EU-Investoren außerhalb der EU: Hier wird der Wert der Investitionsbestände angegeben, die von multinationalen Unternehmen in der Wirtschaft anderer Länder als des Meldelandes gehalten werden. Er wird durch das BIP geteilt, um Vergleiche zwischen den Ländern zu ermöglichen.
- Ausländische Direktinvestitionsströme: Dieser Indikator zeigt den Durchschnitt der Zu- und -Abflüsse ausländischer Direktinvestitionen im Meldeland, geteilt durch das BIP des Meldelandes.
- Beschäftigung in auslandskontrollierten Unternehmen: Hier wird angegeben, wie hoch der Anteil der Beschäftigung in Unternehmen unter ausländischer Kontrolle an der Gesamtbeschäftigung im Inland ist.
- Beschäftigung in Auslandsunternehmenseinheiten: Dieser Wert drückt aus, welchen Anteil die Beschäftigung von Auslandsunternehmenseinheiten an der Gesamtbeschäftigung von Unternehmen innerhalb und außerhalb des heimischen Marktes einnimmt.
- Durch EU-Exporte geförderte Beschäftigung: Dieser Indikator zeigt den Beschäftigungsanteil in der EU und in einzelnen EU-Ländern, der durch EU-Exporte unterstützt wird.
- Innerbetriebliche R&D-Ausgaben von auslandskontrollierten Unternehmen: Hier wird angegeben, in welchem Umfang Forschung und Entwicklung von auslandskontrollierten Unternehmen finanziert wird.
- Wertschöpfung in auslandskontrollierten Unternehmen: Dieser Indikator zeigt den Anteil der Wertschöpfung, die von auslandskontrollierten Unternehmen erwirtschaftet wird, an der gesamten Wertschöpfung der Unternehmen.
- Durch EU-Exporte geförderte Wertschöpfung: Von diesem Indikator lässt sich ableiten, welcher Anteil der Wertschöpfung in der EU und in einzelnen EU-Ländern durch EU-Exporte gefördert wird.
Auslandsunternehmenseinheiten
Statistiken über die Struktur und Tätigkeit von Auslandsunternehmenseinheiten (Foreign Affiliates Statistics – FATS) liefern Informationen, die eine Bewertung der Auswirkungen von auslandskontrollierten Unternehmen auf die europäische Wirtschaft erleichtern. Die Daten werden verwendet, um die Wirksamkeit des Binnenmarktes und die schrittweise Integration der Volkswirtschaften im Rahmen der Globalisierung zu überwachen.
Eine der Erbringungsarten (auf Englisch) von Wirtschaftstätigkeiten im Ausland ist die kommerzielle Präsenz von Unternehmen, die diese durch die Gründung von Auslandsunternehmenseinheiten im Hoheitsgebiet eines anderen Landes erreichen.
- FATS: Statistiken über Auslandsunternehmenseinheiten (FATS) befassen sich mit Unternehmen, die in einem Land ansässig sind und von einer in einem anderen Land ansässigen Einheit kontrolliert werden. Hierzu gibt es zwei Informationsquellen: Statistiken über Auslandsunternehmenseinheiten im Inland („Inward FATS“), die Tätigkeiten von EU-ansässigen, auslandskontrollierten Unternehmen erfassen, und Statistiken über Auslandsunternehmenseinheiten inländischer Unternehmen („Outward FATS“), die Tätigkeiten der Unternehmenseinheiten im EU-Ausland erfassen.
- Inward FATS: Sie beschreiben die Gesamttätigkeit der im Meldeland ansässigen Auslandsunternehmenseinheiten, beispielsweise wie viele Arbeitsplätze, wie viel Umsatz o. ä. von ausländischen Investoren in einem bestimmten EU-Gastland geschaffen werden.
- Outward FATS: Sie beschreiben die Tätigkeit von Auslandsunternehmenseinheiten, die vom Meldeland kontrolliert werden, beispielsweise wie viele Beschäftigte für außerhalb der EU angesiedelte Unternehmenseinheiten eines EU-Meldelandes arbeiten.
- Kontrolle: Beschreibt den Besitz einer Mehrheitsbeteiligung bei der Stimmrechtausübung von Aktionären und die Fähigkeit, die allgemeine Politik eines Unternehmens zu bestimmen, zum Beispiel durch die Wahl geeigneter Führungskräfte.
- Institutionelle Einheit (UCI): (Institutional Unit – UCI): Diese wird ermittelt, indem die Kette der Einheiten, die eine Auslandsunternehmenseinheit kontrollieren, so lange fortgesetzt wird, bis keine weitere kontrollierende Beteiligung durch eine andere Einheit besteht. Auf diese Weise lässt sich eine mögliche Doppelzählung derselben Tochtergesellschaften durch mehrere Länder vermeiden.
Eurostat stellt die Daten zu Inward und Outward FATS zur Verfügung, wie zum Beispiel die Zahl der aktiven Unternehmen, die Beschäftigungszahlen und den Nettoumsatz. Die Daten sind nach Wirtschaftszweigen gemäß der NACE-Klassifikation sowie nach Partnerländern aufgeschlüsselt.
Die FATS-Daten werden jährlich erstellt. Sie können revidiert werden, wenn neuere Daten von den nationalen statistischen Ämtern eingehen.
Die Daten werden durch den Abgleich verschiedener Datenquellen zusammengestellt, darunter:
- die strukturelle Unternehmensstatistik (SUS)
- Unternehmensregister, Register der ausländischen Direktinvestitionen, gezielte Erhebungen
- EuroGroups-Register für die Zuweisung an das Land der letzten Kontrolle
Ausländische Direktinvestition
Ausländische Direktinvestitionen (ADI) sind internationale Investitionen im Rahmen der Zahlungsbilanzkonten. Dies geschieht etwa, wenn ein in einer Volkswirtschaft ansässiges Unternehmen eine dauerhafte Beteiligung an einem in einer anderen Volkswirtschaft ansässigen Unternehmen erwirbt. Eine dauerhafte Beteiligung bedeutet, dass eine langfristige Beziehung zwischen dem Direktinvestor und dem Unternehmen besteht und dass der Investor einen erheblichen Einfluss auf die Unternehmensführung ausübt.
Bei einem Direktinvestitionsunternehmen hält ein Direktinvestor 10 % oder mehr der Stammaktien oder Stimmrechte (im Falle eines Unternehmens mit eigener Rechtspersönlichkeit) oder einen entsprechenden Anteil (im Falle eines Unternehmens ohne eigene Rechtspersönlichkeit).
Eine Investition kann durch die Gründung eines völlig neuen Unternehmens, die so genannte „Greenfield“-Investition (Neuansiedlungsinvestition), oder durch den vollständigen oder teilweisen Erwerb eines bestehenden Unternehmens im Zuge einer Fusion oder einer Übernahme erfolgen.
Es gibt zwei Arten von ADI:
- Schaffung von produktiven Vermögenswerten durch ausländische Unternehmen
- Erwerb bestehender Vermögenswerte durch ausländische Unternehmen, zum Beispiel durch Akquisitionen, Fusionen und Übernahmen
Eurostat stellt folgende Daten zu den ADI zur Verfügung:
- Direktinvestitionspositionen nach endgültiger und unmittelbarer Gegenpartei und nach Wirtschaftszweig
- Erträge und Ströme aus Direktinvestitionen nach Wirtschaftszweigen
- Direktinvestitionen als Prozentsatz des BIP
Im Gegensatz zu Portfolio-Investitionen werden ADI getätigt, um die Kontrolle oder ein wirksames Mitspracherecht bei der Leitung des betreffenden Unternehmens zu erlangen und ein dauerhaftes Interesse an dem Unternehmen zu bekunden. Die Direktinvestition umfasst den erstmaligen Erwerb von Beteiligungskapital und nachfolgende Kapitaltransaktionen zwischen dem ausländischen Investor sowie inländischen und verbundenen Unternehmen.
Die ADI-Daten werden jährlich erstellt. Sie können revidiert werden, wenn neuere Daten von den nationalen statistischen Stellen eingehen.
Als primäre Datenquellen dienen direkte Erhebungen bei gebietsansässigen statistischen Einheiten und Berichte der Zentralbanksysteme über internationale Transaktionen.
Globale Wertschöpfungsketten
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, organisieren Unternehmen ihre Produktion zunehmend weltweit in globalen Wertschöpfungsketten (Global Value Chains – GVC). Dazu teilen sie ihre Wertschöpfungsketten in kleinere Komponenten auf, die von einer wachsenden Zahl von Anbietern auf der ganzen Welt geliefert werden. Diese globalen Wertschöpfungsketten umfassen alle Tätigkeiten, die erforderlich sind, um ein Produkt oder eine Dienstleistung von der Konzeption über die verschiedenen Phasen der Produktion bis hin zur Lieferung für den Endverbrauch und zur Entsorgung nach der Nutzung zu begleiten.
GVC-Statistiken sind hilfreich bei der Messung organisatorischer und räumlicher Muster in nationalen, regionalen und globalen Wertschöpfungsketten sowie bei der Überwachung ihrer Auswirkungen auf Beschäftigung, Löhne, Wertschöpfung, Innovation, Qualifikationen, Unternehmensfortbestand und Umsatz.
Aus Sicht der EU-Politik liefert eine solche Analyse wichtige Daten über die Verlagerung von Arbeitsplätzen aus der EU in Drittländer, die Abhängigkeit von ausländischen Teilen der Kette und die Integration der EU in globale Wertschöpfungsketten. Daher sind Statistiken über globale Wertschöpfungsketten notwendig, um die Politik in den Bereichen Handel, Nachhaltigkeit der Arbeitsplätze und wirtschaftliche Entwicklung zu unterstützen.
Eurostat stellt die folgenden Daten über die Beteiligung von Unternehmen an globalen Wertschöpfungsketten bereit:
- Vereinbarungen über globale Wertschöpfungsketten, aufgeschlüsselt nach Art der gehandelten Waren und Dienstleistungen, Geschäftspartner und Handelsregion
- internationale Beschaffung, aufgeschlüsselt nach Häufigkeit, Art der im Ausland beschafften Geschäftsfunktionen, Zielorte der Beschaffung und Art der Geschäftspartner
- Schaffung und Verlust von Arbeitsplätzen infolge der internationalen Beschaffung von hoch- und geringqualifizierten Arbeitsplätzen
- Hindernisse und Motivation für die internationale Beschaffung
- Aufschlüsselung der Beschäftigung nach Unternehmensfunktionen
- aktuelle Ereignisse die sich auf globale Wertschöpfungsketten und die internationale Beschaffung auswirken, wie die COVID-19-Pandemie
Die Daten werden alle drei Jahre für den jeweils zurückliegenden Dreijahreszeitraum produziert. So wurden die Daten aus dem Zeitraum 2015-17 im Jahr 2018 erstellt, während die im Jahr 2021 erstellten Daten den Zeitraum 2018-20 abdecken.
Die Daten werden nicht überarbeitet.
Die Daten wurden bisher auf freiwilliger Basis erhoben. Ab dem Bezugszeitraum 2021-2023 geschieht dies jedoch im Rahmen der Verordnung über die europäischen Unternehmensstatistiken. Die Daten im Rahmen dieser Verordnung werden zum ersten Mal im letzten Quartal des Jahres 2025 veröffentlicht.
Eurostat hat in Zusammenarbeit mit mehreren EU- und EFTA-Ländern GVC-Erhebungen (auf Englisch) durchgeführt, die früher als internationale Beschaffungserhebungen bekannt waren. Die Hauptmotivation für diese Erhebungen ergibt sich aus der Notwendigkeit, Outsourcing und Offshoring zu messen, oder genauer gesagt, die Verlagerung von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung ins Ausland.
Internationale Beschaffung als Teil globaler Wertschöpfungsketten und Unternehmensfunktionen sind miteinander verflochten, und letztere können zur Beschreibung der Beschaffung verwendet werden.