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Tobacco
Quelle:
SCENIHR (2010)

Übersicht & Details:
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Tabakzusatzstoffe


 
Glossar

Tabakwaren, am häufigsten Zigaretten, sind in den letzten Jahrzehnten mit mehr und mehr Zusatzstoffen versehen worden. Dazu gehören Wirkstoffe zur Abwehr von Feuchtigkeit, Konservierungsstoffe, sowie eine breite Palette von Aromen und anderen Chemikalien, die die Eigenschaften von Tabak oder die Erfahrung des Rauchens ändern.

Einige dieser Zusätze können Tabakabhängigkeit als eine Quelle von Nikotin wahrscheinlicher machen. Sie können die Sucht auf das Produkt bewirken oder lediglich das Rauchen attraktiver machen.

Die Zahl der Zusatzstoffe ist so groß und die chemischen Mischungen von Zigaretten so komplex, dass die Messung der Auswirkungen einzelner Zusätze schwierig und teuer ist. Ein Großteil der Forschung ist auf die Industrie beschränkt.

Wie können wir Tabakzusatzstoffe beurteilen, wie gut sind aktuelle Methoden und was ist derzeit über ihre Wirkungen bekannt?

Eine Beurteilung der Europäischen Kommission - Wissenschaftlicher Ausschuss "Neu auftretende und neu identifizierte Gesundheitsrisiken" (SCENIHR).

Die Antworten auf diese Fragen sind eine sinngetreue Zusammenfassung des Wissenschaftlichen Gutachtens erstellt in 2006 durch den wissenschaftlichen Ausschuss "Neu auftretende und neu identifizierte Gesundheitsrisiken" (SCENIHR):
"Addictiveness and Attractiveness of Tobacco Additives" Mehr...

 

1. Einführung

Tabakkonsum ist zugleich suchterzeugend und schädlich. Im Sinne der öffentlichen Gesundheit regeln EU-Richtlinien den Umgang mit Tabakerzeugnissen. Dies beinhaltet auch die Möglichkeit, Zusatzstoffe zu verbieten. Einige Zusatzstoffe können unter Umständen das Suchtpotenzial von Tabakerzeugnissen erhöhen.

Dieser Bericht prüft Kriterien zur Beurteilung von Zusatzstoffen, beleuchtet die Rolle von Zusatzstoffen in Tabakerzeugnissen und untersucht, wie sich die Aufmachung dieser Produkte auf Attraktivität und Suchtpotenzial dieser Tabakerzeugnisse auswirkt.

 

2. Bestandteile von Tabakerzeugnissen

Bestandteile von Tabakerzeugnissen

Die Mehrheit der Raucher konsumiert Zigaretten. Eine industriell hergestellte Zigarette ist ein sorgfältig entwickeltes Mittel zur Nikotinabgabe. Getrockneter Tabak wird zu einem standardisierten Produkt weiterverarbeitet. Die Merkmale einer Marke hängen von den verwendeten Tabaksorten sowie dem Mischverhältnis ab. Zudem spielt die Behandlung des Tabaks eine Rolle, welche Zusatzstoffe verwendet werden sowie andere technische Charakteristika einer Zigarette. Diese können zum Beispiel die Menge unterschiedlicher Stoffe im Rauch, die Brenneigenschaften, die Menge abgegebenen Nikotins sowie die Größe der Rauchpartikel beeinflussen.

In den vergangenen Jahrzehnten wurden mehr und mehr Zusatzstoffe eingeführt. Gegenwärtig machen Zusatzstoffe bis zu 10% des Gewichts von Zigaretten aus. Es existieren Belege für fast 600 verschiedene Zusatzstoffe, die auch Raucheigenschaften wie Farbe, Stärkegrad, Geruch und Geschmack beeinflussen.

Die wichtigsten Tabakzusatzstoffe sind Zuckerarten, die auch natürlicherweise vorkommen, sowie Feuchtigkeitsmittel. Zudem kommen Konservierungsstoffe und zahlreiche Geschmacksstoffe, darunter Kakao, Lakritz, Menthol und Milchsäure zum Einsatz.

Selbstgedrehte Zigaretten, Zigarren, Wasserpfeifen und rauchfreie Tabakerzeugnisse, die auch Zusatzstoffe enthalten können, haben nur einen kleinen Anteil am Gesamtmarkt.

 

3. Wie können Tabakerzeugnisse und ihre Inhaltsstoffe beurteilt werden?

Wie können Tabakerzeugnisse und ihre Inhaltsstoffe beurteilt werden?

Tabakerzeugnisse sind suchterzeugend und haben ein höheres Suchpotenzial als reines Nikotin. Es fehlt derzeit noch an geeigneten Methoden, das Suchtpotenzial von Tabak mit und ohne Zusatzstoffen zu vergleichen. Allerdings ist es in experimentellen Untersuchungen schwierig, die möglichen Auswirkungen von Zusatzstoffen von jenen Auswirkungen zu unterscheiden, die von ohnehin in Tabakrauch enthaltenen chemischen Stoffen ausgehen.

Bei der Beurteilung von Zusatzstoffen werden sowohl Tier- als auch Humanstudien herangezogen. Während Humanstudien sowohl Hinweise auf Suchtpotenzial als auch auf Attraktivität geben können, geben Tierstudien nur Aufschluss über ersteres.

Tierstudien werden in der Regel auf der Basis von Selbstverabreichung von Nikotin durchgeführt. Man geht davon aus, dass bei Tieren in Bezug auf Drogensucht diesselben neurobiologischen Mechanismen wirken wie bei Menschen. Im Rahmen von Humanstudien werden sowohl objektive Auswirkungen von Tabakerzeugnissen – so z. B. das Konsumverhalten und die chemische Absorption – untersucht, als auch subjektive Effekte – so z. B. der Genuss beim Rauchen.

Systematische Experimente mit und ohne spezifische Zusatzstoffe sind schwer durchzuführen. Tests verschiedener Tabakerzeugnisse mit Menschen im Hinblick auf das Suchtpotenzial sind aus ethischen Gesichtspunkten problematisch, besonders wenn es um Auswirkungen auf Kinder oder Nichtraucher geht. Aus diesen Gründen sind die derzeitigen Methoden zur Beurteilung von Zusatzstoffen unzureichend.

 

4. Ist die Entwicklung von Nikotinsucht dosisabhängig?

Nikotinsucht ist der Gegenstand vieler umfangreicher Studien, von Untersuchungen der Absorption und des Metabolismus von Nikotin in Rauch, hin zu den vielfältigen Auswirkungen von Nikotin auf Botenstoffe im Gehirn. Tierstudien zeigen, dass pures Nikotin nur wenig Suchtpotenzial aufweist. Aus Studien über menschlichen Drogenkonsum geht dagegen hervor, dass Tabak über ein sehr hohes Suchtpotenzial verfügt.

Individuelle Reaktionen fallen sehr unterschiedlich aus, allerdings besteht ein Zusammenhang zwischen Nikotinabhängigkeit und der Höhe des täglichen Zigarettenkonsums.

Tierstudien zeigen, dass die Wirkung von Nikotin dosisabhängig ist, d.h. mit zunehmender Dosis steigt die Reaktion und fällt dann ab. Als Diagramm nimmt die Dosisabhängigkeit die Form eines umgedrehten U an. Ähnliches gilt für andere Drogen.

 

5. Haben Zusatzstoffe in Tabak eine suchtverstärkende Wirkung?

Haben Zusatzstoffe in Tabak eine suchtverstärkende Wirkung?

Zusatzstoffe könnten das Suchtpotenzial erhöhen, indem sie:

Es wurden keine Zusatzstoffe identifiziert, die selbst über suchterzeugende Eigenschaften verfügen. Einige der Stoffe können unter Umständen Auswirkungen auf eine Nikotinabhängigkeit haben. Die meisten Erkenntnisse diesbezüglich betreffen Zuckerarten, die vielen Tabakerzeugnissen beigefügt werden, aber auch in natürlicher Form in Tabakblättern vorkommen.

Bei der Verbrennung von Zucker entstehen bestimmte Chemikalien, sogenannte Aldehyde (darunter auch Acetylaldehyd). Man geht davon aus, dass diese die Konzentration einer bestimmten Gruppe von Botenstoffen im Gehirn steigen lassen indem sie das Enzym, das den Abbau dieser Botenstoffe steuert, blockieren. Allerdings gibt es keine Belege dafür, dass Aldehyde im Rauch das Niveau dieser Chemikalien im Blut erhöhen.

Ammonium und Ammoniumverbindungen werden einigen Tabakerzeugnissen hinzugefügt, um den Säuregehalt im Rauch zu verringern. Man ging davon aus, dass dies die Nikotinaufnahme erhöht, die sonst in säurehaltigen Umgebungen gehemmt ist. Allerdings scheinen sich diese Auswirkungen nur auf die Aufnahme über den Mund zu beschränken; jedoch nehmen Raucher den Großteil des Nikotins über die Lungen auf. Mit Ammonium versetzte Tabakerzeugnisse scheinen den Nikotinspiegel im Blut nicht wesentlich anzuheben.

 

6. Welche anderen Stoffe können das Suchtpotenzial von Tabakerzeugnissen erhöhen?

Neben Zusatzstoffen haben andere Inhaltsstoffe Einfluss auf die Zusammensetzung des Tabakrauchs. Zu diesen Stoffen zählen unter anderem Teer und Kohlenmonoxid. Auch die Nikotinmenge und die Größe der Rauchpartikel spielen hier eine Rolle.

Die Partikelgröße kann sich auf die Nikotinexposition auswirken, da kleinere Partikel weiter in die Lunge vordringen können. Eine Zigarette, deren Design zu einer vermehrten Aufnahme von Luft beim Inhalieren führt, kann dazu beitragen, die Nikotinaufnahme beim Rauchen zu verringern.

Allerdings konsumieren Raucher in der Regel genug Zigaretten, um eine ausreichende Dosis Nikotin aufnehmen zu können, unabhängig von der stofflichen Zusammensetzung des Rauchs. Je weniger Nikotin die Zigarette abgibt, desto tiefer und öfter wird inhaliert.

 

7. Verstärken Zusatzstoffe die Attraktivität von Tabakerzeugnissen?

Verstärken Zusatzstoffe die Attraktivität von Tabakerzeugnissen?

Zusatzstoffe können das Aussehen des Rauchs attraktiver machen – für den Raucher selbst wie auch für Außenstehende. Zudem können „in der Luft hängende“ Gerüche verringert und der Rauchgeruch überdeckt werden. Sie können den Einstieg ins Rauchen erleichtern, da der Rauch durch die Verwendung bestimmter Zusatzstoffe als kühler, süßer und weniger kratzig empfunden wird. Das Kratzgefühl bei der Inhalation kann durch eine Veränderung des Verhältnisses von Nikotin zu Teer verändert werden. Außerdem kann durch die Verwendung von Aromastoffen der Eindruck einer „leichten“ Zigarettenmarke erzeugt werden.

Es ist schwierig, die Rolle individueller Substanzen bei der Verstärkung der Attraktivität von Tabakerzeugnissen zu bestimmen. Die meisten Erkenntnisse bestehen hier zu Menthol, einem Zusatzstoff, der vor allem bei in den USA beliebten Zigarettenmarken verwendet wird. Menthol verringert das Kratzgefühl bei der Inhalation, in der Folge kann tiefer inhaliert werden. In den USA rauchen verhältnismäßig mehr Afro-Amerikaner Mentholzigaretten als europäischstämmige Amerikaner.

Die vorhandenen Daten erlauben keine Aussage über einen allgemeinen Einfluss von Zusatzstoffen auf den Konsum von Tabakerzeugnissen. Die Prävalenz des Tabakkonsums (also die Zahl der Raucher) in den meisten EU-Staaten ist stabil oder sinkt. Aus Statistiken von 2006 geht hervor, dass sich die Zahl der erwachsenen Raucher in der EU auf 27,5% beläuft – 33,2 % der Männer und 21,8% der Frauen – und sich somit gegenüber 2002 kaum verändert hat. Im Durchschnitt wird in osteuropäischen Mitgliedsstaaten mehr geraucht.

Der Einsatz von Aromastoffen zielt im Allgemeinen auf junge Menschen und es gibt Anzeichen dafür, dass jüngere Raucher eher zu aromatisierten Zigaretten greifen. Allerdings deuten britische Statistiken darauf hin, dass jugendliche und erwachsene Raucher ähnliche Zigarettenmarken bevorzugen. Auch gibt es Anzeichen dafür, dass sich Zigaretten, die als „frei von Zusatzstoffen“ beworben werden, auf dem von heimischen Zigarettenmarken beherrschten Markt in Großbritannien, künftig vermehrter Beliebtheit erfreuen könnten.

 

8. In welchen Bereichen bedarf es weiterer Studien?

Bei einer Reihe von Aspekten in Bezug auf Zusatzstoffe, Abhängigkeit und Attraktivität von Tabakerzeugnissen herrscht weiterer Forschungsbedarf. So unter anderem in Bezug auf

Solche Studien könnten auf Basis europäischer Gemeinschaftsprojekte oder sogar im Rahmen eines Europäischen Instituts zur Erforschung von Drogenmissbrauch durchgeführt werden.


Cogeneris SPRL ist Inhaber des Urheberrechts der leserfreundlichen Drei-Stufen Struktur in welcher dieses SCENIHR Gutachten präsentiert ist.