Informationen zu den Daten
Das Europäische System Integrierter Sozialschutzstatistiken, abgekürzt ESSOSS, ist ein gemeinsamer Rahmen, mit dem die nationalen Verwaltungsdaten zum Sozialschutz international und auf konsistente Weise verglichen werden können, beispielsweise im Hinblick auf Sozialleistungen für private Haushalte in den europäischen Ländern und deren Finanzierung.
Die ESSOSS-Datenerhebung besteht aus einem Kernsystem und spezifischen Modulen.
Kernsystem
Das Kernsystem liefert jährliche Daten, beginnend mit dem Jahr 1990, über:
- quantitative Daten zu den Einnahmen und Ausgaben des Sozialschutzes nach Systemen
- qualitative Daten, d. h. Metadaten nach Systemen und detaillierten Leistungen
Sozialleistungen sind Transfers an private Haushalte in Form von Geld oder Sachleistungen, um die Lasten zu decken, die diesen durch bestimmte Risiken oder Bedürfnisse entstehen.
Die Funktionen sind:
- Krankheit / Gesundheitsversorgung
- Invalidität / Gebrechen
- Alter
- Hinterbliebene
- Familie / Kinder
- Arbeitslosigkeit
- Wohnen
- Soziale Ausgrenzung, nicht anderweitig zugeordnet
Bildung wird nicht berücksichtigt, es sei denn, es handelt sich um Unterstützung für bedürftige Familien mit Kindern.
Sozialleistungen werden durch kollektiv organisierte Versorgungssysteme der Regierung oder durch Tarifverträge gewährt. Diese beziehen sich nicht notwendigerweise auf Einrichtungen, obgleich dies oft der Fall ist.
Die Systeme können ausschließlich für die Zwecke der ESSOSS-Statistik definiert werden und basieren auf einer Klassifikation, die sie nach Kriterien gruppiert. Mit anderen Worten, die Systeme werden in ESSOSS als eine statistische Einheit festgelegt, so dass Ausgaben und Einnahmen demselben System zugeordnet werden können.
Systeme, die nur auf individuellen Vereinbarungen beruhen oder bei denen gleichzeitig gegenseitige Vereinbarungen bestehen, werden nicht als Sozialschutz gewertet.
Die Frühschätzungen von ESSOSS für die Sozialleistungsausgaben sind eine kleine Teilmenge der jährlichen Kernsystemdaten, der so genannten Hauptindikatoren. Sie werden konsistent mit den vollständigen Daten des ESSOSS-Kernsystems erstellt. Die Länder liefern die Frühschätzungen für die Hauptindikatoren auf freiwilliger Basis.
Die Hauptindikatoren bestehen aus den Sozialschutzleistungen, die in acht Funktionen untergliedert sind:
- Krankheit / Gesundheitsversorgung
- Invalidität / Gebrechen
- Alter
- Hinterbliebene
- Arbeitslosigkeit
- Familie / Kinder
- Wohnen
- Soziale Ausgrenzung, nicht anderweitig zugeordnet
Die Frühschätzungen beziehen sich nur auf die Gesamtsumme der Sozialleistungen, nicht aber darauf, ob sie in Form von Geld- oder Sachleistungen gewährt wurden.
Für jedes Land sind auch quantitative Daten für jedes Sozialschutzsystem zusammen mit der Liste der nationalen Systeme verfügbar.
Die nach Systemen aufgeschlüsselten Daten können in Verbindung mit den qualitativen Informationen verwendet werden, um tiefere und konkretere Einblicke in den Umfang der Ergebnisse auf nationaler Ebene zu erhalten, wie in der Online-Datenbank von Eurostat veröffentlicht.
Die qualitativen Informationen enthalten einen vollständigen Satz von Metadaten für jedes nationale System. Diese umfassen:
- Name des Systems
- Verweis auf nationale Gesetzgebung
- Name(n) der für die Durchführung des Systems zuständigen Organisation(en)
- Leistungen, usw.
Darüber hinaus können Informationen über Reformen im Bereich des Sozialschutzes, wie zum Beispiel die Einführung eines neuen Systems oder die Änderung einiger Regeln eines bestehenden Systems, hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die auf nationaler Ebene veröffentlichten Ergebnisse beurteilt werden.
Module: Rentenempfänger und Nettosozialschutzleistungen
Die Module liefern ergänzende statistische Informationen zu bestimmten Aspekten des Sozialschutzes in Bezug auf die Rentenempfänger und die Nettosozialleistungen.
Die jährliche Datenerhebung für das Modul über Rentenempfänger für das Bezugsjahr 2008 wurde im Jahr 2010 eingeführt.
Ziel des Moduls „Rentenempfänger“ ist es, die Gesamtzahl dieser Personengruppe zu ermitteln, für:
- jede der sieben Rentenkategorien
- jede der vier Funktionen, die diese Kategorien zusammenfassen (Invalidität, Alter, Hinterbliebene und Arbeitslosigkeit)
- die Funktion „Alter und Hinterbliebene“
- die Aggregation der vier Funktionen auf der Ebene „Gesamt“
Das Modul Nettosozialschutzleistungen zeigt die realen Auswirkungen von Sozialtransfers auf das Einkommen der Empfänger. Hierfür werden die Ausgaben für Sozialschutzleistungen gemessen und die darauf gezahlten Steuern und Sozialbeiträge abgezogen.
Dieses Modul schätzt den Betrag, der in einem Land tatsächlich für Sozialschutzleistungen ausgezahlt wird. Dies führt zu einer zuverlässigeren länderübergreifenden Vergleichbarkeit der Ausgaben für diesen Bereich.
Das Modul, das dem so genannten „eingeschränkten“ Ansatz folgt, umfasst keine Leistungen in Form von Steuervergünstigungen (steuerliche Vorteile). Die einzige Ausnahme sind zu zahlende Steuergutschriften, also Gutschriften, die die Steuerschuld übersteigen können und die als Geldleistungen in den Daten des Kernsystems mit eingeschlossen sind.
Die jährliche Erhebung von Daten über Nettosozialleistungen wurden im Jahr 2012 verpflichtend eingeführt, als die Daten für das Bezugsjahr 2010 vorgelegt wurden.
Begriffe und Definitionen
Das Sozialschutzsystem ist die statistische Einheit von ESSOSS und wird im Handbuch und Benutzerleitfaden für ESSOSS (Teil 1, § 42) definiert:
„Ein Sozialschutzsystem ist ein bestimmtes Regelwerk, das von einer oder mehreren institutionellen Einheiten getragen wird und auf die Bereitstellung von Sozialschutzleistungen und deren Finanzierung ausgerichtet ist.
Diese Definition bedarf einer näheren Erläuterung:
(i) Sozialschutzsysteme sollten jederzeit die Voraussetzung erfüllen, dass es möglich sein muss, ein gesondertes Einnahmen- und Ausgabenkonto zu errichten.
(ii) Sozialschutzsysteme werden möglichst so ausgewählt, dass sie Schutz vor einem einzigen Risiko oder Bedürfnis gewähren und eine einzelne, spezifische Gruppe von Leistungsempfängern absichern.“
Die Einnahmen der Sozialschutzsysteme werden nach Typ und Herkunft klassifiziert.
Der Typ bezeichnet die Art oder den Grund für eine Zahlung, nämlich Sozialbeiträge, staatliche Zuweisungen, Übertragungen von anderen Systemen und sonstige Einnahmen.
Die Herkunft gibt den institutionellen Sektor an, der die Zahlung leistet. Diese sind gebietsansässige institutionelle Einheiten (Kapitalgesellschaften, Staat, private Haushalte und Organisationen ohne Erwerbscharakter im Dienste privater Haushalte) oder die „übrige Welt“.
Die Ausgaben der Sozialschutzsysteme werden nach Typ klassifiziert, der die Art oder den Grund für die Ausgaben angibt. Darunter fallen Sozialschutzleistungen, Verwaltungskosten, Übertragungen an andere Systeme und sonstige Ausgaben.
Sozialschutzleistungen sind Transfers an private Haushalte in Form von Geld oder Sachleistungen, um die Lasten zu decken, die ihnen durch eine bestimmte Reihe von Risiken oder Bedürfnissen entstehen.
Die in ESSOSS integrierten Risiken oder Bedürfnisse des Sozialschutzes sind:
- Krankheit / Gesundheitspflege
- Invalidität / Gebrechen
- Alter
- Hinterbliebene
- Familie / Kinder
- Arbeitslosigkeit
- Wohnen
- Soziale Ausgrenzung, nicht anderweitig zugeordnet
Politischer Kontext
ESSOSS wurde gemeinsam von Eurostat und den EU-Mitgliedern entwickelt, um dem Bedarf an einem spezifischen Instrument für die statistische Beobachtung des Sozialschutzes in der EU gerecht zu werden.
Die Europäische Kommission unterstützt und ergänzt die Politik der EU-Mitgliedstaaten in den Bereichen Sozialschutz und soziale Eingliederung.