Statistics Explained

Auswirkungen der Bevölkerungsdichte auf die Lebensbedingungen

Daten von Februar 2013. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank.

Die Politik der Europäischen Union (EU) soll dazu beitragen, die Zahl der Menschen, die von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht sind, zu verringern und so eine integrativere Gesellschaft zu schaffen. Dieser Artikel betrachtet sieben Indikatoren für Einkommen und Lebensbedingungen, die zur Beobachtung der sozialen Eingliederung und des Sozialschutzes verwendet werden, und analysiert diese anhand verschiedener Stufen der Bevölkerungsdichte. Die Analyse basiert auf einer Klassifizierung von Regionen aufgrund ihres Verstädterungsgrades, der durch die Bevölkerungsdichte und die Gesamtbevölkerungszahl ermittelt wird. Diese Klassifizierung umfasst drei eindeutige Gebietstypen: dicht besiedelte (städtische) Gebiete, Gebiete mit mittlerer Bevölkerungsdichte und dünn besiedelte (ländliche) Gebiete.

Abbildung 1: Von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohte Menschen, nach Verstädterungsgrad, 2011
(%) – Quelle: Eurostat (ilc_peps13)
Abbildung 2: Armutsgefährdungsquote, nach Verstädterungsgrad, 2011
(%) – Quelle: Eurostat (ilc_li43)
Abbildung 3: Quote der erheblichen materiellen Deprivation, nach Verstädterungsgrad, 2011
(%) – Quelle: Eurostat (ilc_mddd23)
Abbildung 4: Personen, die in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintensität leben, nach Verstädterungsgrad, 2011
(%, Altersgruppe 0 bis 59 Jahre) – Quelle: Eurostat (ilc_lvhl23)
Abbildung 5: Überbelegungsquote, nach Verstädterungsgrad, 2011
(%) – Quelle: Eurostat (ilc_lvho05d)
Abbildung 6: Quote der Überbelastung durch Wohnkosten, nach Verstädterungsgrad, 2011
(%) – Quelle: Eurostat (ilc_lvho07d)
Abbildung 7: Quote schwerer wohnungsbezogener Deprivation, nach Verstädterungsgrad, 2011
(%) – Quelle: Eurostat (ilc_mdho06d)

Wichtigste statistische Ergebnisse

Von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohte Menschen

Die Zahl der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Menschen ist ein Leitindikator zur Messung der Fortschritte bei der Erreichung der Ziele der Strategie „Europa 2020“. Konkret sollen bis 2020 mindestens 20 Millionen weniger Menschen von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht sein. Der Indikator ist eine Boolsche Kombination von drei nachgeordneten Indikatoren: der Armutsgefährdungsquote, der Quote der erheblichen materiellen Deprivation und des Anteils der in Haushalten mit niedriger Erwerbsintensität lebenden Personen. Eine Person gilt als von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, wenn sie die Kriterien für mindestens einen dieser nachgeordneten Indikatoren erfüllt. Der erste nachgeordnete Indikator — die Armutsgefährdungsquote — ist ein Indikator der relativen Armut, da er den Anteil der Bevölkerung misst, dessen Einkommen unter 60 % des nationalen Medianwerts für das verfügbare Einkommen liegt. Das bedeutet, dass eine Person, die in Luxemburg (einem Land mit einem hohen Medianeinkommen) unter der Armutsgrenze liegt, möglicherweise nicht als armutsgefährdet gelten würde, wenn sie bei gleichem Einkommen in Bulgarien leben würde (wo die Armutsgrenze auf einem viel geringeren Medianeinkommen basiert). Der zweite Indikator ist ein absolutes Maß für Armut, da er — für alle EU-Mitgliedstaaten in gleicher Weise — den Anteil der Bevölkerung misst, der sich mindestens vier von neun Ausgaben nicht leisten kann, die als notwendig für das alltägliche Leben angesehen werden (für die vollständige Liste sowie weitere Informationen siehe Abschnitt „Datenquellen und Datenverfügbarkeit“). Der dritte Indikator misst die Ausgrenzung aus dem Arbeitsmarkt: Die Erwerbsintensität eines Haushalts ist definiert als die Anzahl der Monate eines Jahres, in denen die Haushaltsmitglieder im erwerbsfähigen Alter erwerbstätig waren, im Verhältnis zur Anzahl der Monate, in denen eine Erwerbstätigkeit im gleichen Zeitraum theoretisch möglich gewesen wäre (wenn alle Haushaltsmitglieder im erwerbsfähigen Alter vollzeitbeschäftigt gewesen wären). Ein Haushalt mit einer Erwerbsintensität unter 0,2 wird als Haushalt mit einer sehr niedrigen Erwerbsintensität angesehen.

2011 waren geschätzt 24,2 % der Bevölkerung der EU-27 — oder 119,6 Millionen Menschen — von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Der Höchstwert wurde mit 29,3 % der Bevölkerung in dünn besiedelten Gebieten der EU erreicht und lag deutlich höher als der Wert für dicht besiedelte Gebiete (23,3 %) oder für Gebiete mit mittlerer Bevölkerungsdichte (21,0 %). Diese Unterschiede (nach Verstädterungsgrad) legen nahe, dass die Armutsgefährdungsquote eine starke geografische Dimension (d. h. einen Ortseffekt) aufweist und dass die Unterschiede in den beobachteten Quoten nicht ausschließlich von persönlichen Merkmalen wie Bildung, Beschäftigungsstatus, Haushaltstyp und Alter abhängen.

In einigen der wirtschaftlich am weitesten entwickelten EU-Mitgliedstaaten — zum Beispiel in Belgien und im Vereinigten Königreich sowie in Österreich, Frankreich, Malta, Luxemburg, Schweden und den Niederlanden — waren dicht besiedelte Gebiete weniger integrativ, da diese den höchsten Anteil von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohter Personen verzeichneten (im Vergleich zu Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte und dünn besiedelten Gebieten im gleichen Land). Entsprechendes gilt für Island.

Dagegen hatten in 19 EU-Mitgliedstaaten — in erster Linie denjenigen, die erst in den Jahren 2004 oder 2007 der EU beigetreten sind (mit Ausnahme von Malta), aber auch Spanien, Griechenland, Irland (Daten für 2010), Italien, Portugal, Deutschland, Dänemark und Finnland — dünn besiedelte Gebiete den höchsten Anteil an von Armut und sozialer Ausgrenzung bedrohten Personen. Der Anteil der Menschen, die in Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte wohnten und von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht waren, war stets geringer als mindestens einer der anderen Gebietstypen. In Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte bestand in neun Mitgliedstaaten das geringste Risiko von Armut und sozialer Ausgrenzung (in Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, Malta, Österreich und Schweden). Dass in dieser Liste einige der größten Mitgliedstaaten enthalten sind (in erster Linie Deutschland, Frankreich und Italien), erklärt weitgehend, warum die Gebiete mit mittlerer Bevölkerungsdichte in der EU-27 insgesamt das geringste Risiko von Armut und sozialer Ausgrenzung aufwiesen.

Das höchste Risiko von Armut und sozialer Ausgrenzung in dicht besiedelten Gebieten war in Bulgarien zu verzeichnen (38,6 %), obwohl dies für alle drei Gebietstypen in Bulgarien bei Weitem der niedrigste Anteil von Armut und sozialer Ausgrenzung bedrohter Menschen war (siehe Abbildung 1). Insgesamt bestand in Bulgarien das höchste Risiko von Armut oder sozialer Ausgrenzung für alle drei Verstädterungsgrade (54,7 % für Gebiete mit mittlerer Bevölkerungsdichte und 57,7 % für dünn besiedelte Gebiete). Bulgarien verzeichnete zudem die größte Spannweite der Quoten von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohter Personen für die drei Verstädterungsgrade (mit einem Unterschied von 19,1 Prozentpunkten zwischen dünn und dicht besiedelten Gebieten). Es gab auch erhebliche Unterschiede zwischen den in Rumänien vermeldeten Quoten (19,0 Prozentpunkte), während relativ große Spannweiten (10,0 Prozentpunkte oder mehr) auch in Litauen, Spanien, Polen und Ungarn festgestellt wurden — wobei das höchste Risiko von Armut oder sozialer Ausgrenzung durchgängig in dünn besiedelten Gebieten und das geringste Risiko in dicht besiedelten Gebieten verzeichnet wurde. Dagegen war in Österreich das Risiko von Armut und sozialer Ausgrenzung in den dicht besiedelten Gebieten um 11,4 Prozentpunkte größer als in den Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte. Letztere wiesen für diesen Indikator das geringste Risiko auf. Ein ähnliches Muster war in Belgien festzustellen, mit einem Unterschied von 10,1 Prozentpunkten zwischen dem Höchstwert in dicht besiedelten Gebieten und dem niedrigsten Wert für Gebiete mit mittlerer Bevölkerungsdichte. In den drei EFTA-Ländern, für die Daten vorliegen, (Island, Norwegen und Schweiz) bestanden hinsichtlich des Risikos von Armut und sozialer Ausgrenzung bezogen auf die Verstädterungsgrade keine großen Unterschiede. Der größte Unterschied für dieses Risiko ergab sich in der Schweiz, wo dünn besiedelte Gebiete einen Wert um 4,5 Prozentpunkte höheren Wer verzeichneten als Gebiete mit mittlerer Bevölkerungsdichte.

In Kroatien war die Spannweite größer. Dort verzeichneten dünn besiedelte Gebiete mit 38,1 % das höchste Risiko von Armut und sozialer Ausgrenzung (um 11,1 Prozentpunkte höher als in dicht besiedelten Gebieten).

Von Armut bedrohte Menschen

Abbildung 2 stellt eine ähnliche Analyse dar (wie Abbildung 1), bezieht sich jedoch auf die Armutsgefährdungsquote, die für die EU-27-Bevölkerung im Jahr 2011 auf 16,9 % geschätzt wurde. Diese Quote bedeutet, dass 83,6 Millionen Menschen in der EU-27 armutsgefährdet waren. Der höchste Anteil armutsgefährdeter Menschen wurde für die Bewohner dünn besiedelter Gebiete ermittelt (21,1 %). Dieser Wert lag um 5,4 Prozentpunkte höher als der entsprechende Anteil für dicht besiedelte Gebiete, der wiederum um 0,6 Prozentpunkte höher war als für Gebiete mit mittlerer Bevölkerungsdichte.

Es ist zu beachten, dass die Armutsgefährdungsquote ein geringes Einkommensniveau im Vergleich zu anderen Einwohnern des gleichen Landes widerspiegelt. Zudem werden Unterschiede der Lebenshaltungskosten innerhalb des jeweiligen Landes und zwischen verschiedenen Ländern nicht berücksichtigt. Vor diesem Hintergrund verzeichnete Bulgarien unter den EU-Mitgliedstaaten den höchsten Bevölkerungsanteil armutsgefährdeter Menschen für dünn besiedelte Gebiete (31,8 %) und für Gebiete mit mittlerer Bevölkerungsdichte (25,5 %). Die höchsten Anteile armutsgefährdeter Menschen in dicht besiedelten Gebieten wurden in Italien (18,9 %) und Belgien (18,8 %) verzeichnet. Einwohner in städtischen, dicht besiedelten Gebieten in Belgien, dem Vereinigten Königreich, Luxemburg, Österreich, Frankreich, Schweden, Malta und den Niederlanden unterliegen einem größeren Armutsrisiko als Einwohner in Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte oder in dünn besiedelten Gebieten. Dieses Ergebnis spricht für die Annahme, dass einige der wirtschaftlich am weitesten entwickelten EU-Mitgliedstaaten eine höhere Armutsgefährdung in ihren städtischen, dicht besiedelten Gebieten verzeichneten, während in den meisten EU-Mitgliedstaaten, die in den Jahren 2004 oder 2007 der EU beigetreten sind, (mit Ausnahme von Malta) eine höhere Armutsgefährdung in ihren dünn besiedelten, ländlichen Gebieten gegeben war.

Während das Armutsrisiko bei den Mitgliedstaaten, die der EU 2004 oder 2007 beitraten, in den dünn besiedelten Gebieten tendenziell höher war, wurden in diesen Ländern auch größere Unterschiede zwischen den Armutsgefährdungsquoten in den drei verschiedenen Gebietstypen festgestellt. Die größte Spannweite wurde in Rumänien ermittelt, wo 31,2 % der Einwohner in dünn besiedelten Gebieten armutsgefährdet waren (gegenüber nur 7,0 % in dicht besiedelten Gebieten). Die Quote war in dünn besiedelten Gebieten also etwa 4,5-mal so hoch wie in dicht besiedelten Gebieten. Da bei der Ermittlung der Armutsgefährdungsquote keine Anpassung unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Lebenshaltungskosten in den verschiedenen Gebietstypen erfolgt, kann diese Zahl jedoch zu hoch gegriffen sein. Auch in Bulgarien, Ungarn, Polen, Litauen, Spanien und Lettland bestanden ziemlich große absolute Unterschiede zwischen den Quoten in den drei Gebietstypen. Dabei wurden (wie bei Rumänien) generell die höchsten Werte in dünn besiedelten Gebieten und die niedrigsten Werte in dicht besiedelten Gebieten festgestellt. Die einzige Ausnahme war Lettland, wo die niedrigste Armutsgefährdungsquote in Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte ermittelt wurde.

Quote der erheblichen materiellen Deprivation

Abbildung 3 stellt eine Analyse der Quote der erheblichen materiellen Deprivation nach dem Verstädterungsgrad für 2011 dar. Der höchste Anteil der Bevölkerung, der von erheblicher materieller Deprivation betroffen war, wurde in den dünn besiedelten Gebieten der EU-27 verzeichnet (12,3 %), während die Quoten für dicht besiedelte Gebiete (8,4 %) und Gebiete mit mittlerer Bevölkerungsdichte (6,2 %) deutlich geringer waren. In 16 Mitgliedstaaten waren — unabhängig vom Gebietstyp — weniger als 10 % der Bevölkerung von erheblicher materieller Deprivation betroffen. In diesen Mitgliedstaaten war der höchste betroffene Bevölkerungsanteil tendenziell in städtischen Regionen zu verzeichnen (insbesondere in Österreich und Belgien). Die Tschechische Republik und Dänemark waren die einzigen Mitgliedstaaten (unter den Ländern, in denen weniger als 10 % der Bevölkerung von erheblicher materieller Deprivation betroffen waren), die vermeldeten, dass dünn besiedelte Gebiete einen höheren Bevölkerungsanteil mit erheblicher materieller Deprivation aufwiesen.

In sieben Mitgliedstaaten lag der Anteil der Bevölkerung, der unter erheblicher materieller Deprivation litt, zwischen 10 % und 20 %. Am oberen Ende der Skala waren in Bulgarien, Lettland, Rumänien und Ungarn mindestens 20 % der Gesamtbevölkerung von erheblicher materieller Deprivation betroffen. Dieses Phänomen trat in diesen vier Ländern am stärksten in dünn besiedelten Gebieten oder in Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte auf. Etwa die Hälfte der Einwohner in dünn besiedelten Gebieten und in Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte litten unter erheblicher materieller Deprivation. In Lettland lag der Anteil für dünn besiedelte Gebiete und Gebiete mit mittlerer Bevölkerungsdichte knapp über einem Drittel, während in Rumänien ein vergleichbarer Anteil der Bevölkerung (etwas weniger als ein Drittel) in dünn besiedelten Gebieten von dieser Form der Deprivation betroffen war. In Ungarn wurde der größte Anteil in dünn besiedelten Gebieten verzeichnet, wo knapp über ein Viertel der Bevölkerung von erheblicher materieller Deprivation betroffen war.

In Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintensität lebende Personen

Abbildung 4 stellt Informationen zum Anteil der Bevölkerung dar, der in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintensität lebt, d. h. in Haushalten, die in hohem Maße vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind. 2011 lebte in der EU-27 insgesamt geschätzt eine von zehn Personen (10,0 % der Bevölkerung) im Alter zwischen 0 und 59 Jahren in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintensität. Eine Analyse nach Verstädterungsgrad ergab, dass in der EU-27 der höchste Bevölkerungsanteil der Altersgruppe 0 bis 59 Jahre in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintensität in dicht besiedelten Gebieten verzeichnet wurde (11,0 %). Dagegen lebten etwa 9,3 % der Einwohner dünn besiedelter Gebiete in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintensität. Dieser Anteil lag um 0,4 Prozentpunkte über dem entsprechenden Anteil von Einwohnern in Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte.

Das in der EU-27 festgestellte Bild ergab sich aus einem überdurchschnittlich hohen Anteil von Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintensität bei den Einwohnern in den dicht besiedelten Gebieten in Belgien, Österreich, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Malta, Schweden, dem Vereinigten Königreich und Griechenland. Der Beitrag dieser Mitgliedstaaten wiegt stärker als die umgekehrte Situation (d. h. ein höheres Risiko sehr geringer Erwerbsintensität in dünn besiedelten Gebieten oder in Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte). Diese umgekehrte Situation war in vielen Mitgliedstaaten häufig gegeben, die der EU in den Jahren 2004 oder 2007 beigetreten sind. In der letztgenannten Gruppe von Ländern war der höchste Anteil von Personen in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintensität häufig für dünn besiedelte Gebiete zu verzeichnen (zum Beispiel in Bulgarien, Litauen, Ungarn und der Slowakei sowie in Kroatien). In diesen Ländern lag der Anteil der Bevölkerung, der in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintensität lebte, in dünn besiedelten Gebieten um mindestens 3,0 Prozentpunkte über dem Anteil in den beiden anderen Gebietstypen. Entsprechendes gilt — wenn auch in geringerem Ausmaß (mit einem Unterschied von höchstens 1,3 Prozentpunkten) — für Estland, Zypern, Dänemark, Italien, Lettland und Polen.

In Rumänien, Spanien, Irland (Daten für 2010) und Finnland wurde der höchste Anteil der Bevölkerung in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintensität für die Einwohner von Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte verzeichnet. In Irland lebte fast eine von vier Personen (24,2 %) in der Altersgruppe 0 bis 59 Jahre in Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbsintensität, während die entsprechenden Bevölkerungsanteile in dicht und dünn besiedelten Gebieten mit mehr als 20,0 % ebenfalls außergewöhnlich hoch waren. In Rumänien dagegen lebten 22,0 % der Einwohner in Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte im Jahr 2011 in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintensität. Dieser Anteil war mindestens dreimal so hoch wie für die Einwohner dünn oder dicht besiedelter Gebiete.

Überbelegte Haushalte

Der Anteil der EU-27-Bevölkerung, der 2011 in einem überbelegten Haushalt lebte, lag bei geschätzt 17,1 %. Eine Analyse nach Verstädterungsgrad zeigt, dass die höchsten Anteile für dünn besiedelte Gebiete verzeichnet wurden, wo mehr als eine von vier Personen (22,1 %) von Überbelegung betroffen war. Diese Werte waren deutlich höher als die entsprechenden Anteile für der Einwohner dicht besiedelter Gebiete (17,8 %) und insbesondere der Einwohner von Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte (11,3 %). Abbildung 5 zeigt, dass in Rumänien, Polen, Ungarn, Lettland, Bulgarien und der Slowakei sowie in Kroatien ein hoher Anteil der Bevölkerung in überbelegten Haushalten lebt (unabhängig vom Verstädterungsgrad). In den meisten EU-Mitgliedstaaten ergaben sich in dicht besiedelten Gebieten die höchsten Überbelegungsquoten unter den drei Gebietstypen. Von dieser Regel gab es nur fünf Ausnahmen, von denen jedoch vier die sechs Mitgliedstaaten mit den höchsten Überbelegungsquoten betrafen. In Rumänien, Lettland, Ungarn und Zypern wurden die höchsten Überbelegungsquoten für Einwohner von Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte verzeichnet, während in Polen der höchste Anteil für Einwohner dünn besiedelter Gebiete ermittelt wurde.

Überbelastung durch Wohnkosten

Abbildung 6 enthält Informationen über die Belastung durch Wohnkosten. Der durchschnittliche Anteil an der EU-27-Bevölkerung, der im Jahr 2011 durch die Wohnkosten überbelastet war, betrug 11,5 %. Dies ist der in privaten Haushalten lebende Prozentanteil der Bevölkerung, bei dem sich die Wohnkosten insgesamt (abzüglich Wohnungsbeihilfen) auf mehr als 40 % des verfügbaren Nettoeinkommens (abzüglich Wohnungsbeihilfen) belaufen. Der Anteil für Einwohner dicht besiedelter Gebiete in der EU-27 lag mit 13,4 % höher, während die Quote der Überbelastung durch Wohnkosten bei etwa einer von zehn Personen in Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte (10,0 %) und in dünn besiedelten Gebieten bei 9,7 % lag. In der Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten war der Anteil der Bevölkerung, der von einer Überbelastung durch Wohnkosten betroffen war, in dicht besiedelten Gebieten am höchsten (was mit höheren durchschnittlichen Haus-/Wohnungspreisen und entsprechend höheren Hypothekenrückzahlungen bzw. Mietzahlungen in städtischen Gebieten zusammenhängen kann). Ausnahmen waren Ungarn, Spanien, Lettland, Bulgarien und Malta, wo die höchsten von Überbelastung durch Wohnkosten betroffenen Bevölkerungsanteile in Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte verzeichnet wurden, sowie Rumänien und die Slowakei. In Kroatien wurden die höchsten Anteile in dünn besiedelten Gebieten ermittelt.

Die größte Spannweite zwischen den drei Gebietstypen war in Dänemark zu verzeichnen, wo das Risiko einer Überbelastung durch Wohnkosten für Einwohner in dicht besiedelten Gebieten 1,6-mal so hoch war wie für Einwohner der anderen beiden Gebietstypen. Auch in den Niederlanden und in Griechenland wurden relativ große Spannweiten festgestellt: Dort war der von einer Überbelastung durch Wohnkosten betroffene Bevölkerungsanteil in ländlichen, dünn besiedelten Gebieten deutlich geringer. Das gleiche Muster wurde in der Schweiz beobachtet. Dagegen ergab sich in Rumänien und der Slowakei sowie in Kroatien das umgekehrte Bild. Dort war die Quote der Überbelastung durch Wohnkosten in diesen Ländern für Einwohner ländlicher, dünn besiedelter Gebiete am höchsten.

Schwere wohnungsbezogene Deprivation

Abbildung 7 zeigt eine ergänzende Analyse zur Wohnsituation mit Informationen über die Quote schwerer wohnungsbezogener Deprivation. Die Quote schwerer wohnungsbezogener Deprivation ist definiert als der prozentuale Anteil der Bevölkerung, der in einer als überbelegt geltenden Wohnung lebt, die gleichzeitig mindestens eines der Kriterien für wohnungsbezogene Deprivation erfüllt. Die wohnungsbezogene Deprivation ist eine Messgröße für die unzureichende Ausstattung und wird auf der Grundlage der Haushalte berechnet, bei denen das Dach undicht ist, die kein Bad/keine Dusche und keine Toilette in der Wohnung haben oder deren Wohnung als zu dunkel betrachtet wird.

2011 war in der EU-27 knapp über eine von 20 Personen (5,5 %) von schwerer wohnungsbezogener Deprivation betroffen. Eine Analyse nach Verstädterungsgrad für die drei Gebietstypen legt nahe, dass schwere wohnungsbezogene Deprivation in dünn besiedelten Gebieten der EU-27 stärker verbreitet war (8,7 % der Bevölkerung in diesen Gebieten), während 5,0 % der Einwohner dicht besiedelter Gebiete von dieser Art der Deprivation betroffen waren. Der letztgenannte Wert war wiederum um 1,5 Prozentpunkte höher als der Bevölkerungsanteil der EU-27 in Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte, der von schwerer wohnungsbezogener Deprivation betroffen war (3,5 %).

In der Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten bestanden in Bezug auf den Verstädterungsgrad nur geringe Unterschiede hinsichtlich der Quote schwerer wohnungsbezogener Deprivation. In Rumänien war der von schwerer wohnungsbezogener Deprivation betroffene Bevölkerungsanteil in dünn besiedelten Gebieten (33,0 %) jedoch deutlich höher als in dicht besiedelten Gebieten (14,4 %) oder in Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte (13,9 %). Auch in Lettland wurde eine große Spannweite festgestellt: Einwohner dünn besiedelter Gebiete gaben 3,5-mal so häufig an, von schwerer wohnungsbezogener Deprivation betroffen zu sein, wie Einwohner von Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte. Die höchsten Anteile schwerer wohnungsbezogener Deprivation wurden auch in Ungarn, Polen, Litauen, Griechenland, der Slowakei und Estland in dünn besiedelten Gebieten festgestellt. Dagegen verzeichneten dicht besiedelte Gebiete die höchsten Anteile schwerer wohnungsbezogener Deprivation tendenziell in den Ländern, in denen die Quote insgesamt relativ gering war (in erster Linie EU-15-Mitgliedstaaten). Bulgarien, Zypern und Malta waren die einzigen Mitgliedstaaten, in denen die höchste Quote schwerer wohnungsbezogener Deprivation in Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte ermittelt wurde.

Zusammenfassender Vergleich der Indikatoren für die gesamte EU

In diesem abschließenden Abschnitt der Analyse sollen Ähnlichkeiten bzw. Unterschiede zwischen den sieben Indikatoren für Einkommen und Lebensbedingungen anhand der Quoten und Anteile für die verschiedenen Verstädterungsgrade beschrieben werden. Dabei wird zunächst kurz die Situation für den EU-27-Durchschnitt betrachtet. Anschließend werden unterschiedliche Ländergruppen ermittelt, die in Bezug auf die Verteilung der sieben Indikatoren ähnliche Muster aufweisen. Und schließlich werden einige allgemeine Schlussfolgerungen für die Gruppen von EU-Mitgliedstaaten gezogen, die von den für die EU-27 insgesamt beobachteten Mustern abweichen.

Für die EU-27 insgesamt wurden 2011 die höchsten Anteile bzw. Quoten für fünf der sieben in diesem Artikel behandelten Indikatoren für Einkommen und Lebensbedingungen in dünn besiedelten Gebieten verzeichnet. Dünn besiedelte Gebiete in der EU-27 waren also generell der Gebietstyp, in dem das höchste Risiko von Armut und Ausgrenzung bestand. Die beiden Ausnahmen betrafen den Bevölkerungsanteil in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintensität und den Bevölkerungsanteil, der durch die Wohnkosten überbelastet war — diese Probleme betrafen in dicht besiedelten Gebieten einen höheren Bevölkerungsanteil. Für die fünf anderen Indikatoren für Einkommen und Lebensbedingungen wurden in der EU-27 insgesamt in den dicht besiedelten Gebieten die zweithöchsten Anteile bzw. Quoten ermittelt. Das Risiko, von den mit diesen Indikatoren beschriebenen Problemen betroffen zu sein, war für Einwohner von Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte am geringsten. (Für sechs der sieben Indikatoren in diesem Gebietstyp wurden die niedrigsten Anteile bzw. Quoten ermittelt.) Die einzige Ausnahme bildete die Quote der Überbelastung durch Wohnkosten, die im EU-27-Durchschnitt in Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte höher war als in dünn besiedelten Gebieten.

Sehr allgemein ausgedrückt kann folgende Feststellung getroffen werden: Mit Ausnahme der Überlastung durch Wohnkosten und des Risikos einer sehr niedrigen Erwerbsintensität waren Menschen in dünn besiedelten Gebieten in der EU-27 am häufigsten mit den in diesem Artikel beschriebenen Problemen im Zusammenhang mit Einkommen und Lebensbedingungen konfrontiert, während Menschen in Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte am seltensten von diesen Problemen betroffen waren.

Zusammenfassender Vergleich der Indikatoren zwischen den Mitgliedstaaten

Diese Schlussfolgerung gilt für die EU-27 insgesamt. Innerhalb der einzelnen Mitgliedstaaten wurden jedoch sehr unterschiedliche Situationen festgestellt. Armut und soziale Ausgrenzung waren in den dünn besiedelten Gebieten der Mitgliedstaaten, die der EU in den Jahren 2004 oder 2007 beigetreten sind, tendenziell stärker verbreitet, und die Werte in diesen Ländern waren für diese Gebiete häufig deutlich höher als für die anderen beiden Gebietstypen. Dadurch wirkten sich diese Länder verhältnismäßig stark auf den EU-27-Durchschnitt aus. Dies hatte zur Folge, dass die umgekehrte Situation in den EU-15-Mitgliedstaaten, in denen Armut, soziale Ausgrenzung und insbesondere Wohnraumprobleme häufiger die Einwohner dicht besiedelter Gebiete betrafen, weniger ins Gewicht fällt.

Ein zusammenfassender Vergleich aller Indikatoren für die einzelnen EU-Mitgliedstaaten ergibt, dass dicht besiedelte Gebiete in Belgien, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Schweden und dem Vereinigten Königreich die höchsten Anteile bzw. Quoten für alle sieben Einkommens- und Lebensstandard-Indikatoren verzeichneten. Diese städtischen Gebiete rangierten auch in Deutschland, Irland (Daten für 2010), Griechenland, Portugal, Slowenien und Finnland sowie in Island, Norwegen und der Schweiz bei den meisten der sieben Indikatoren an erster Stelle. Dagegen wiesen dicht besiedelte Gebiete die geringsten (oder die gemeinsam geringsten) Werte für alle sieben Indikatoren in Ungarn und die geringsten Werte für sechs der sieben Indikatoren in Bulgarien und der Slowakei auf. Wie bei der EU-27 insgesamt verzeichneten Gebiete mit mittlerer Bevölkerungsdichte auch in Dänemark und Deutschland die geringsten (oder gemeinsam geringsten) Werte für sechs der sieben Indikatoren. Relativ hohe Anteile bzw. Quoten für dünn besiedelte Gebiete wurden besonders häufig in Polen und der Slowakei ermittelt, wo diese ländlichen Gebiete die höchsten Werte für sechs der sieben Einkommens- und Lebensstandard-Indikatoren verzeichneten. Dagegen wiesen dünn besiedelte Gebiete in den Niederlanden die geringsten Werte für alle sieben Indikatoren und im Vereinigten Königreich und in Island die geringsten Werte für sechs der sieben Indikatoren auf.

Die Tschechische Republik war der einzige EU-Mitgliedstaat, in dem keiner der drei Gebietstypen (nach Verstädterungsgrad) die höchsten oder die geringsten Werte für eine Mehrheit der sieben Einkommens- und Lebensstandard-Indikatoren verzeichnete. Vielmehr konzentrierten sich Armut und soziale Ausgrenzung (und ihre untergeordneten Aspekte) auf dünn besiedelte Gebiete (mit Ausnahme der sehr niedrigen Erwerbsintensität), während Wohnraumprobleme in dicht besiedelten, städtischen Gebieten verbreiteter waren.

Das Risiko einkommensbezogener Armut war in der Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten in dünn besiedelten Gebieten am höchsten. Dagegen verzeichneten in der Mehrheit der Mitgliedstaaten dicht besiedelte Gebiete die höchsten Quoten erheblicher materieller Deprivation und die häufigsten Wohnraumprobleme, obwohl der EU-27-Durchschnitt für drei dieser vier Indikatoren in dünn besiedelten Gebieten am höchsten war. Der Bevölkerungsanteil in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintensität war der einzige Indikator, für den sich kein klares Muster in Bezug auf den Gebietstyp feststellen ließ: In 12 Mitgliedstaaten wurden die höchsten (oder gemeinsam höchsten) Werte für diesen Indikator in dicht besiedelten Gebieten verzeichnet, in 11 Mitgliedstaaten hingegen in dünn besiedelten Gebieten und für die restlichen Mitgliedstaaten in Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Für die Analyse der räumlichen Verteilung sozioökonomischer Indikatoren kann eine Reihe verschiedener territorialer Typologien verwendet werden. Diese wurden traditionell durch Bevölkerungsgröße und ­dichte auf Basis der lokalen Verwaltungseinheiten der Ebene 2 (LAU2) — d. h. Kommunen, Gemeinden oder lokale Behörden — bestimmt. In jüngerer Zeit wird für territoriale Typologien ein Bevölkerungsraster aus 1-km²-Rasterzellen verwendet, um Cluster oder Gruppen zu definieren, die dann zu Gebieten (LAU2) oder Regionen (NUTS-Ebene 3) aggregiert werden können.

Verstädterungsgrad

Die Bestimmung des Verstädterungsgrads in Form von drei Gebietstypen erfolgt über ein Kriterium der räumlichen Kontiguität in Kombination mit einem Schwellenwert für die Bevölkerungsgröße. Um die Rasterzellen zu Gruppen zusammenzufassen, werden drei verschiedene Kontiguitätsregeln zur Clusterbildung angewandt (Kontiguität bezeichnet benachbarte oder aneinander angrenzende Zellen). Die Europäische Kommission definiert den Verstädterungsgrad anhand von Bevölkerungs-Rasterzellen derzeit wie folgt:

  • Dicht besiedelte Gebiete (Alternativbezeichnungen: Städte („cities“), urbane Zentren oder städtische Gebiete): Mindestens 50 % der Bevölkerung leben in Clustern mit hoher Bevölkerungsdichte. Darüber hinaus sollten mindestens 75 % der Bevölkerung der Cluster mit hoher Bevölkerungsdichte in dicht besiedelten lokalen Verwaltungseinheiten der Ebene 2 (LAU2) leben. Cluster mit hoher Bevölkerungsdichte sind benachbarte Rasterzellen von 1 km² mit einer Bevölkerungsdichte von mindestens 1500 Einwohnern je km² und einer Bevölkerungsgröße von mindestens 50 000.
  • Gebiete mit mittlerer Bevölkerungsdichte (Alternativbezeichnungen: Städte („towns“) und Vororte oder kleine städtische Gebiete): Weniger als 50 % der Bevölkerung leben in ländlichen Rasterzellen (d.  in Zellen außerhalb der städtischen Cluster), und weniger als 50 % leben in Clustern mit hoher Bevölkerungsdichte.
  • Dünn besiedelte Gebiete (Alternativbezeichnung: ländliche Gebiete): Mehr als 50 % der Bevölkerung leben in ländlichen Rasterzellen.

Die Datenanalyse anhand verschiedener territorialer Ebenen — z. B. eine Klassifizierung nach Verstädterungsgrad — bietet einzigartige Einblicke in Entwicklungen auf lokaler Ebene und zeigt Unterschiede zwischen verschiedenen Gebietstypen auf.

Statistiken über Einkommen und Lebensbedingungen

Die EU-Statistiken über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) sind die wichtigste europäische Datenquelle für Informationen über Einkommen, Lebensbedingungen und soziale Eingliederung. Die Referenzpopulation der EU-SILC umfasst alle im Hoheitsgebiet des betreffenden Landes zum Zeitpunkt der Datenerhebung bestehenden privaten Haushalte und deren Mitglieder. Personen, die in Anstaltshaushalten oder Einrichtungen leben, zählen grundsätzlich nicht zur Zielpopulation. Erfasst werden alle Haushaltsmitglieder, befragt werden jedoch nur Haushaltsmitglieder ab 16 Jahren. 2011 wurde die Erhebung an einer Gesamtstichprobe von 217 720 Haushalten in der ganzen EU durchgeführt.

Armut und soziale Ausgliederung sind mehrdimensionale Konzepte, die mit statistischen Mitteln nicht leicht zu messen sind. Daher umfassen die EU-SILC objektive und subjektive Aspekte in monetären wie nicht-monetären Bereichen für Haushalte und Einzelpersonen. Diese Indikatoren können zusammen mit Daten aus anderen Bereichen (z. B. Demografie, allgemeine und berufliche Bildung, Gesundheit, Arbeitsmarkt oder Wohnsituation) berücksichtigt werden, um die soziale Eingliederung umfassender zu untersuchen.

Definitionen der Indikatoren

Die Quote von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohter Personen ist ein zusammengesetzter Indikator mit Informationen zur Armutsgefährdungsquote, zur Quote der erheblichen materiellen Deprivation und zum Anteil der in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintensität lebenden Personen. Eine Person gilt als von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, wenn sie mindestens einer dieser Kategorien angehört.

Die Armutsgefährdungsquote ist der Anteil der Personen mit einem verfügbaren Äquivalenzeinkommen (nach Sozialtransfers) unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle, die bei 60 % des nationalen Medianwerts des verfügbaren Äquivalenzeinkommens angesetzt wird.

Materielle Deprivation bezeichnet einen Zustand wirtschaftlicher Belastung und ist definiert als die unfreiwillige Unfähigkeit (aufgrund fehlender Mittel und nicht aus freier Wahl), für eine Reihe von Waren und Dienstleistungen aufkommen zu können, die von den meisten Menschen als wünschenswert oder gar notwendig für eine angemessene Lebensqualität (im europäischen Kontext) angesehen werden. Die Quote der erheblichen materiellen Deprivation ist definiert als die unfreiwillige Unfähigkeit von Haushalten, für mindestens vier der in der nachstehenden Liste genannten Ausgaben aufzukommen: Hypotheken- oder Mietschulden oder Rechnungen für Versorgungsleistungen, angemessene Beheizung der Wohnung, unerwartete Ausgaben, jeden zweiten Tag eine fleisch- oder einweißhaltige Mahlzeit, ein einwöchiger Jahresurlaub an einem anderen Ort, Farbfernseher, Waschmaschine, Auto, Telefon.

Als Anteil in Haushalten mit niedriger Erwerbsintensität lebender Personen wird der Bevölkerungsanteil in der Altersgruppe 0 bis 59 Jahre in Haushalten bezeichnet, deren Erwerbsintensität unterhalb der Schwelle von 0,20 liegt. Die Erwerbsintensität des Haushalts bezieht sich auf die Anzahl der Monate im Bezugszeitraum, in denen alle Haushaltsmitglieder im erwerbsfähigen Alter erwerbstätig waren, im Verhältnis zur Anzahl der Monate, in denen eine Erwerbstätigkeit dieser Haushaltsmitglieder theoretisch möglich gewesen wäre. Personen im erwerbsfähigen Alter sind Personen im Alter zwischen 18 und 59 Jahren, mit Ausnahme von Schülern und Studenten der Altersgruppe 18 bis 24 Jahre. Haushalte, die ausschließlich aus Kindern, aus Schülern und Studenten unter 25 Jahren und/oder aus Personen im Alter von 60 Jahren und darüber bestehen, fließen nicht in die Berechnung ein. Alle Personen im Alter von 60 Jahren oder darüber gehen unabhängig von ihrem Haushaltstyp nicht in die Berechnung dieses Indikators ein.

Die Überbelegungsquote ist definiert als prozentualer Anteil der Bevölkerung, der in überbelegten Haushalten lebt. Eine Person wird dann als in einem überbelegten Haushalt lebend gezählt, wenn dem Haushalt nicht eine entsprechende Mindestzahl von Räumen zur Verfügung steht, die sich wie folgt bemisst: ein Raum pro Haushalt; ein Raum pro Paar, das in dem Haushalt lebt; ein Raum pro Person ab 18 Jahren; ein Raum für zwei Personen desselben Geschlechts im Alter zwischen 12 und 17 Jahren; ein Raum pro Person zwischen 12 und 17 Jahren, die nicht der vorhergehenden Kategorie zuzuordnen ist; ein Raum für zwei Kinder unter 12 Jahren.

Die Quote der Überbelastung durch Wohnkosten entspricht dem in privaten Haushalten lebenden prozentualen Anteil der Bevölkerung, bei dem sich die Wohnkosten insgesamt (abzüglich Wohnungsbeihilfen) auf mehr als 40 % des verfügbaren Nettoeinkommens (abzüglich Wohnungsbeihilfen) belaufen.

Die Quote schwerer wohnungsbezogener Deprivation ist definiert als der prozentuale Anteil der Bevölkerung, der in einer als überbelegt (siehe oben) geltenden Wohnung lebt, die gleichzeitig mindestens eines der Kriterien für wohnungsbezogene Deprivation aufweist. Die Kriterien für wohnungsbezogene Deprivation sind: undichtes Dach, feuchte Wände, Fußböden oder Grundmauern oder verrottete Fensterrahmen oder Fußböden, kein Bad und keine Dusche in der Wohnung und keine Innentoilette mit Wasserspülung für die alleinige Nutzung des Haushalts und eine zu dunkle Wohnung.

Kontext

Die EU hat das Ziel, neben dem wirtschaftlichen und sozialen auch den territorialen Zusammenhalt zu fördern (siehe Siebter Zwischenbericht über den wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt (KOM(2011) 776 endgültig)). Die Initiative „Europäische Plattform gegen Armut und soziale Ausgrenzung: Ein europäischer Rahmen für den sozialen und territorialen Zusammenhalt“ (KOM(2010) 758 endg.) ist eine der sieben Leitinitiativen der Strategie Europa 2020. Die Strategie hat folgende Ziele: Gewährleistung des wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalts, Sicherstellung der Einhaltung der Grundrechte der Menschen, die unter Armut und Ausgrenzung leiden, damit sie in Würde leben und aktiv an der Gesellschaft teilhaben können, und Mobilisierung der Förderung, um die Menschen dabei zu unterstützen, sich in die Gemeinschaften, in denen sie leben, zu integrieren, eine Ausbildung zu erhalten, einen Arbeitsplatz zu finden und Zugang zu Sozialleistungen zu erhalten.

Zur Überwachung der Fortschritte bei der Erreichung dieser Ziele haben europäische Staats- und Regierungschefs auf der Tagung des Europäischen Rates im Dezember 2001 in Laeken eine erste Reihe gemeinsamer statistischer Indikatoren für soziale Ausgrenzung und Armut gebilligt, die von einer für Indikatoren zuständigen Untergruppe des Ausschusses für Sozialschutz kontinuierlich verfeinert wurden. Diese Indikatoren sind eine wichtige Komponente der offenen Koordinierungsmethode für die Überwachung der Fortschritte der EU-Mitgliedstaaten bei der Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung. Einige dieser Indikatoren werden in diesem Artikel behandelt.

Im Rahmen der Strategie Europa 2020 nahm der Europäische Rat im Juni 2010 ein Kernziel zur sozialen Eingliederung an: In der EU-27 insgesamt sollen bis 2020 mindestens 20 Millionen weniger Menschen von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht sein.

Das wichtigste Instrument der EU für die Steigerung der Beschäftigungsfähigkeit, die Bekämpfung der Armut und die Förderung der sozialen Eingliederung ist der Europäische Sozialfonds (ESF). Dieses strukturpolitische Instrument investiert direkt in die Menschen und ihre Kompetenzen und hat zum Ziel, ihre Arbeitsmarktchancen zu verbessern. Einige der am stärksten benachteiligten Bürger, die unter extremer Armut leiden, sind jedoch zu weit vom Arbeitsmarkt entfernt, um von diesen Maßnahmen für die soziale Eingliederung zu profitieren.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Regionalstatistiken über Armut und soziale Ausgrenzung (t_reg_ilc)

Datenbank

Regionalstatistiken über Armut und soziale Ausgrenzung (reg_ilc)

Spezieller Bereich

Methodik/Metadaten

Quelldaten für die Abbildungen (MS Excel)

Siehe auch