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Daten von März 2011. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank

Ein wesentliches Ziel der Regionalstatistik ist die Messung des Wohlstands der Regionen. Dies ist von besonderer Relevanz für Politikmaßnahmen, mit denen weniger wohlhabende Regionen gefördert werden sollen.

Der am häufigsten verwendete Indikator zur Messung des Wohlstands einer Region ist das regionale Bruttoinlandsprodukt (BIP). In der Regel wird das BIP in Kaufkraftstandards (KKS) je Einwohner ausgedrückt, damit die Daten zwischen Regionen verschiedener Größe und verschiedener Kaufkraft vergleichbar werden.

Karte 1: Primäreinkommen der privaten Haushalte je Einwohner (in KKKS), nach NUTS-2-Regionen, 2008 (¹) (% von EU-27=100)
Quelle: Eurostat (nama_r_ehh2inc)

Das BIP ist die wertmäßige Summe der Waren und Dienstleistungen, die in einer Region von den dort beschäftigten Personen produziert werden, abzüglich der erforderlichen Vorleistungen. Allerdings haben vielfältige interregionale Verflechtungen sowie staatliche Eingriffe zur Folge, dass das in einer Region erwirtschaftete BIP nicht mit dem Einkommen übereinstimmt, das den Bewohnern dieser Region letztlich zur Verfügung steht. Im vorliegenden Kapitel werden die Einkommen der privaten Haushalte der Europäischen Union betrachtet und untersucht, wie viel davon den Haushalten zur Verfügung steht, nachdem sich Einkommensverteilungsmechanismen ausgewirkt haben.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Abbildung 1: Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte je Einwohner (in KKKS), höchste und niedrigste Werte für NUTS-2-Regionen in jedem Land, 2008 (¹)
Quelle: Eurostat Eurostat (nama_r_ehh2inc)
Karte 2: Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte in % des Primäreinkommens, nach NUTS-2-Regionen, 2008 (¹)
Quelle: Eurostat (online Datenkode: nama_r_ehh2inc) (nama_r_ehh2inc)
Karte 3: Entwicklung des Primäreinkommens der privaten Haushalte je Einwohner, nach NUTS-2-Regionen, 2008 im Vergleich zu 2000 (¹) (in Prozentpunkten des Durchschnitts EU-27 in KKKS)
Quelle: Eurostat (nama_r_ehh2inc)

Einkommen der privaten Haushalte

In marktwirtschaftlich organisierten Volkswirtschaften mit staatlichem Umverteilungsmechanismus unterscheidet man zwei Stufen der Einkommensverteilung. Die primäre Verteilung gibt das Einkommen der privaten Haushalte an, das sich unmittelbar aus dem Marktgeschehen, also dem Kauf und Verkauf von Produktionsfaktoren und Gütern, ergibt.

Hier sind vor allem die Arbeitnehmerentgelte, d.h. Einkommen aus dem Verkauf des Produktionsfaktors Arbeit, zu nennen. Zudem können private Haushalte Vermögenseinkommen beziehen, insbesondere Zinsen, Dividenden aus Aktienbesitz und Pachteinkünfte. Schließlich entsteht auch Einkommen als Betriebsüberschuss bzw. Einkommen durch selbständige Tätigkeit. Negativ auf der Stufe der primären Verteilung schlagen für die Haushalte etwa zu zahlende Zinsen und Pachten zu Buche. Den Saldo all dieser Transaktionen bezeichnet man als Primäreinkommen der privaten Haushalte.

Das Primäreinkommen ist Ausgangspunkt der sekundären Einkommensverteilung, die den staatlichen Umverteilungsmechanismus abbildet. Zum Primäreinkommen kommen nun alle monetären Sozialleistungen und Transfers hinzu. Aus ihrem Einkommen müssen Haushalte Steuern auf Einkommen und Vermögen zahlen, Sozialbeiträge entrichten und Transfers tätigen. Der Saldo, der nach diesen Transaktionen übrig bleibt, wird als verfügbares Einkommen der privaten Haushalte bezeichnet.

Bei einer Analyse der Haushaltseinkommen muss zunächst entschieden werden, in welcher Einheit die Daten ausgedrückt werden sollen, damit Vergleiche zwischen Regionen sinnvoll sind.

Für die Zwecke des interregionalen Vergleichs wird das regionale BIP im Allgemeinen in Kaufkraftstandards ausgedrückt. Das Ziel ist, einen aussagekräftigen Volumenvergleich zu ermöglichen. Entsprechend sollte mit den Einkommensgrößen der privaten Haushalte verfahren werden. Daher werden diese mit spezifischen Kaufkraftstandards für Konsumausgaben umgerechnet, die als Kaufkraftkonsumstandards (KKKS) bezeichnet werden.

Ergebnisse für das Jahr 2008

Primäreinkommen

Karte 1 vermittelt einen Überblick über das Primäreinkommen in den NUTS-2-Regionen der 24 hier betrachteten Länder. Es zeigen sich deutliche Zentren des Wohlstands in Südengland, Nord-Ost-Schottland, Île de France (Frankreich), Norditalien, Österreich, Comunidad de Madrid (Spanien) und Nord-Ost-Spanien, in den Regionen des Vlaams Gewest (Belgien), den westlichen Niederlanden, Stockholm (Schweden) sowie in den deutschen Regionen Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Umgebung sowie Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Klar erkennbar ist auch das Nord-Süd-Gefälle in Italien und das West-Ost Gefälle in Deutschland, während die Regionalverteilung in Frankreich relativ homogen ist. Auch im Vereinigten Königreich ist ein Süd-Nord-Gefälle festzustellen, wenn auch in geringerem Masse als in Italien und Deutschland.

In den neuen Mitgliedsstaaten fallen als Regionen mit relativ hohem Primäreinkommen vor allem die Hauptstadtregionen auf, insbesondere Bratislavský kraj (112 % des EU-27-Durchschnitts) in der Slowakei und Praha (95 %) in der Tschechischen Republik. Auch Zahodna Slovenija, Vzhodna Slovenija (beide in Slowenien) und Bucuresti - Ilfov (Rumänien) weisen Werte von mehr als 75 % des EU-Durchschnitts auf. Alle tschechischen Regionen außer Praha sowie 15 weitere Regionen neuer Mitgliedstaaten weisen ein Primäreinkommen der privaten Haushalte zwischen 50 % und 75 % des EU-Durchschnitts auf. In den übrigen Regionen der neuen Mitgliedstaaten liegen die Werte unter 50 % des EU-Durchschnitts.

Die Spannweite der regionalen Werte reicht von 3600 KKKS je Einwohner in Severozapaden (Bulgarien) bis 35 900 KKKS in der britischen Region Inner London. Unter den zehn Regionen mit dem höchsten Einkommen je Einwohner finden sich vier deutsche, drei britische sowie jeweils eine belgische, französische und schwedische Region. Diese Konzentration der Regionen mit den höchsten Einkommen im Vereinigten Königreich und Deutschland lässt sich ebenso beobachten, wenn man die Betrachtung auf die ersten 30 Regionen der Rangfolge erweitert: In dieser Gruppe finden sich 11 deutsche sowie sechs britische Regionen, ferner jeweils drei Regionen in Belgien, Italien und Österreich, zwei in den Niederlanden sowie jeweils eine Region in Frankreich und Schweden.

Es überrascht nicht, dass sich unter den 30 Regionen am unteren Ende der Rangfolge ausschließlich Regionen der neuen Mitgliedstaaten befinden; es handelt sich dabei um 12 der 16 polnischen, alle sechs bulgarischen, sieben der acht rumänischen, vier ungarische Regionen und eine slowakische Region. Die Spannweite zwischen der EU-Region mit dem höchsten sowie der mit dem niedrigsten Primäreinkommen wies 2008 einen Faktor von 9,8 auf. Im Jahre 2000, also sieben Jahre vorher, betrug dieser Faktor 14,3. Es lässt sich also über den Zeitraum 2000-08 eine beträchtliche Abnahme des Abstands zwischen dem oberen und dem unteren Ende der Verteilung feststellen. Diese positive Entwicklung ist zum Teil auf den wirtschaftlichen Aufholprozess in Bulgarien und Rumänien zurückzuführen.

Verfügbares Einkommen

Ein Vergleich des Primäreinkommens mit dem verfügbaren Einkommen zeigt den nivellierenden Einfluss der staatlichen Eingriffe. Dadurch erhöht sich das relative Einkommensniveau insbesondere in einigen Regionen Italiens und Spaniens, im Westen des Vereinigten Königreichs sowie in Teilen Ostdeutschlands. Ähnliches gilt für die neuen Mitgliedstaaten, insbesondere Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Polen. Allerdings fällt die Nivellierung der privaten Einkommen in den neuen Mitgliedstaaten meist schwächer aus als in der EU-15.

Trotz staatlicher Umverteilung und sonstiger Transfers behalten die meisten Hauptstadtregionen ihre herausgehobene Stellung mit dem höchsten verfügbaren Einkommen des jeweiligen Landes. Die Spannweite der regionalen Werte reicht von 3800 KKKS je Einwohner in Severozapaden (Bulgarien) bis 26 100 KKKS in der britischen Region Inner London. Von den zehn Regionen mit dem höchsten verfügbaren Einkommen je Einwohner befinden sich je vier im Vereinigten Königreich und in Deutschland sowie je eine in Spanien und Frankreich.

Die Region mit dem höchsten verfügbaren Einkommen in den neuen Mitgliedstaaten ist Bratislavský kraj (Slowakei) mit 14  600 KKKS je Einwohner (99 % des EU-27-Durchschnitts), gefolgt von Vzhodna Slovenija (Slowenien) mit 13 900 KKKS (94 %) und Praha (Tschechische Republik) mit 13 200 KKKS (90 %).

Auch wenn man die Betrachtung auf die ersten 30 Regionen der Rangfolge erweitert, zeigt sich eine deutliche regionale Konzentration: Es finden sich 13 Regionen in Deutschland, sechs im Vereinigten Königreich, je drei Regionen in Österreich und Italien, zwei in Spanien sowie jeweils eine Region in Belgien, Griechenland und Frankreich.

Das untere Ende der Verteilung ähnelt der des Primäreinkommens: Unter den letzten 30 Regionen finden sich neun polnische und sieben rumänische Regionen, je sechs Regionen in Bulgarien und Ungarn, eine slowakische Region und Estland. Durch die staatliche Aktivität sowie sonstige Transfers vermindert sich die Spannweite zwischen dem höchsten und dem niedrigsten regionalen Wert der hier behandelten 24 Länder also deutlich von einem Faktor von etwa 9,8 auf 6,8.

Beim verfügbaren Einkommen zeigt sich im Laufe der letzten Jahre eine signifikante Tendenz zu einer Verminderung der regionalen Spannweite: Zwischen 2000 und 2008 sank der Faktor zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Wert von einem Faktor von 10,8 auf 6,8. Sowohl beim Primär- als auch beim verfügbaren Einkommen wurde diese positive Entwicklung zum Teil durch den wirtschaftlichen Aufholprozess in Rumänien und Bulgarien ausgelöst.

Zusammenfassend ist demnach festzustellen, dass sowohl beim Primäreinkommen als auch bei dem durch staatliche Eingriffe und sonstige Transfers beeinflussten verfügbaren Einkommen zwischen 2000 und 2008 eine deutlich messbare Verringerung der Spannweite zwischen den regionalen Extremwerten eingetreten ist.

Die regionale Spannweite der verfügbaren Einkommen innerhalb der einzelnen Länder ist offensichtlich erheblich niedriger als für die EU insgesamt, weist aber dennoch von Land zu Land beträchtliche Unterschiede auf. Abbildung 1 vermittelt einen Überblick über die Spannweite des verfügbaren Einkommens je Einwohner zwischen der Region mit dem höchsten und der mit dem niedrigsten Wert eines jeden Landes. Es zeigt sich, dass das regionale Gefälle in Rumänien mit einem Faktor von beinahe 2,5 am höchsten ist. Das bedeutet, dass das verfügbare Einkommen je Einwohner in der Region Bucureşti - Ilfov zweieinhalbmal so hoch ist wie in der Region Nord-Est. Auch das Vereinigte Königreich und die Slowakei weisen mit Faktoren von 1,8 bis 2,2 hohe regionale Abweichungen auf. Für Italien, Spanien, Polen, Bulgarien und Deutschland liegen die jeweils höchsten Werte zwischen 57 % und 73 % über den niedrigsten Werten.

Die regionalen Unterschiede sind in den neuen Mitgliedstaaten im Allgemeinen höher als in den EU-15-Ländern. Unter den neuen Mitgliedstaaten weist Slowenien mit 16 % die geringste Spannweite zwischen dem jeweils höchsten und dem niedrigsten Wert auf und liegt damit bereits in der Nähe von Dänemark (8 %) und Österreich (9 %), wo sich gemessen an der gesamten EU die geringsten regionalen Einkommensunterschiede finden. Auch Irland, die Niederlande und Schweden, wo die Maximalwerte zwischen 17 % und 26 % über den Minimalwerten liegen, weisen nur maßvolle regionale Abweichungen auf. Abbildung 1 zeigt ferner, dass die Hauptstadtregionen in 14 der 21 Länder mit mehreren NUTS-2-Regionen gleichzeitig die höchsten Einkommenswerte aufweisen. Zu dieser Gruppe gehören alle sieben neuen Mitgliedstaaten mit mindestens zwei NUTS-2-Regionen.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Hauptstadtregionen wird auch erkennbar, wenn man ihre Einkommenswerte mit den nationalen Durchschnitten vergleicht. In drei Ländern (Rumänien, Slowakei und Vereinigtes Königreich) übertreffen die Hauptstadtregionen die nationalen Werte um mehr als 50 %. Geringere Werte als die nationalen Durchschnitte finden sich lediglich in Belgien und Deutschland.

Für eine Beurteilung der wirtschaftlichen Lage einzelner Regionen ist nicht nur die Höhe von Primär- und verfügbarem Einkommen, sondern auch ihr Verhältnis zueinander von Bedeutung. Karte 2 bildet diesen Quotienten ab, der einen Eindruck vom Ausmaß der staatlichen Aktivität sowie der sonstigen Transferzahlungen vermittelt. Für den Durchschnitt der EU-27 beträgt das verfügbare Einkommen 86,7 % des Primäreinkommens. Im Jahr 2000 lag dieser Wert bei 86,4 %, der Umfang der staatlichen Eingriffe und der sonstigen Transfers ist während dieses Achtjahreszeitraums also unverändert geblieben.

Die niedrigsten Werte finden sich in den Hauptstadtregionen wohlhabender Mitgliedstaaten, insbesondere in Hovedstaden (Dänemark) mit 64,8 %, Utrecht (Niederlande) mit 67,3 %, Stockholm (Schweden) mit 72,7 % und Inner London (Vereinigtes Königreich) mit 72,8 %; die höchsten Werte treten in ländlichen Gebieten wie den rumänischen Regionen Nord-Est mit 120,3 %, Sud-Vest Oltenia mit 114,3 % und Sud - Muntenia mit 111,2 % auf

Im Allgemeinen weisen die EU-15-Mitgliedstaaten niedrigere Werte auf als die neuen Mitgliedstaaten. Bei einem genaueren Vergleich zeigen sich jedoch typische Unterschiede zwischen den Regionen innerhalb der Mitgliedstaaten. Das verfügbare Einkommen liegt in den Hauptstädten und anderen prosperierenden Regionen der EU-15 meist unter 80 % des Primäreinkommens. Entsprechend höhere Prozentsätze lassen sich in allen Mitgliedstaaten in den wirtschaftlich weniger wohlhabenden Gebieten erkennen, vor allem am südlichen und südwestlichen Rand der Union, im Westen des Vereinigten Königreiches und in Ostdeutschland. Dieser Effekt kommt dadurch zustande, dass in Regionen mit relativ hohen Einkommen ein größerer Anteil des Primäreinkommens in Form von Steuern an den Staat abgeführt wird. Gleichzeitig fallen die staatlichen Sozialleistungen niedriger aus als in Regionen mit vergleichsweise geringeren Einkommen.

In den neuen Mitgliedstaaten fällt die regionale Umverteilung meist geringer aus als in den EU-15-Ländern. Für die Hauptstadtregionen liegen die meisten Werte zwischen 75 % und 85 % sowie durchweg am unteren Ende der Rangfolge innerhalb der jeweiligen Länder. Daran lässt sich erkennen, dass die Einkommen in diesen Regionen erheblich weniger durch Sozialleistungen gestützt werden als anderswo. Besonders groß fällt der Abstand der Hauptstadtregion zum Rest des Landes mit etwa 15 Prozentpunkten in Rumänien und der Slowakei aus.

In den 24 hier behandelten EU-Mitgliedstaaten gibt es insgesamt 28 Regionen, in denen das verfügbare über dem Primäreinkommen liegt. Dabei handelt es sich um sieben polnische Regionen, je fünf Regionen in Portugal und Rumänien, vier griechische, drei bulgarische und zwei britische Regionen sowie je eine Region in Deutschland und Italien. Karte 2 zeigt deutlich, dass es sich dabei um wirtschaftlich besonders schwache Regionen der jeweiligen Mitgliedstaaten handelt. Deutliche Unterschiede bei der Stützung der Einkommen privater Haushalte zwischen neuen Mitgliedstaaten und EU-15-Ländern lassen sich nicht mehr feststellen. Bei der Interpretation dieser Ergebnisse sollte jedoch berücksichtigt werden, dass nicht nur monetäre Sozialleistungen des Staates das verfügbare Einkommen über das Primäreinkommen steigen lassen können. Auch die sonstigen Transferzahlungen (z.B. Überweisungen von zeitweise in anderen Regionen arbeitenden Personen) können eine Rolle spielen.

Dynamik an der Peripherie der EU

Abschließend soll ein Überblick über die längerfristige Entwicklung der Regionen im Verhältnis zum EU-27-Durchschnitt gegeben werden. Karte 3 zeigt anhand des Achtjahreszeitraums 2000-08, wie sich das Primäreinkommen je Einwohner (in KKKS) der NUTS-2-Regionen im Vergleich zum Durchschnitt der EU-27 entwickelt hat.

Es zeigen sich zunächst dynamische Prozesse am Rand der Union; dies gilt insbesondere für Spanien, die Tschechische Republik, die Slowakei, Rumänien, die baltischen Staaten und Finnland sowie Teile Griechenlands und Irlands.

Dann fällt eine unterdurchschnittliche Entwicklung der Einkommen in den meisten EU-Gründungsmitgliedern auf. Belgien, Deutschland und Italien sind besonders betroffen; dort fielen die Einkommen auch in nicht besonders wohlhabenden Regionen teilweise erheblich zurück.

Die Spannweite der Entwicklung reicht von jeweils +53 Prozentpunkten des EU-27-Durchschnitts für București - Ilfov (Rumänien) bis zu 20 Prozentpunkten in Région de Bruxelles-Capitale/Brussels Hoofdstedelijk Gewest (Belgien).

Trotz des insgesamt deutlichen Aufholprozesses in den neuen Mitgliedstaaten ist die Entwicklung nicht überall gleichermaßen positiv verlaufen. In Ungarn und Polen stiegen die verfügbaren Einkommen in einigen Regionen nur um wenige Prozentpunkte gegenüber dem EU-Durchschnitt. Közép-Magyarország (Ungarn) war die einzige Region in den neuen Mitgliedstaaten, die im Vergleich zum EU-Durchschnitt zurückfiel, und zwar um 3 Prozentpunkte. Gleichwohl zeigen die Zahlen in Rumänien und Bulgarien eine sehr ermutigende Entwicklung: Selbst die bulgarische Region Severozapaden (die Region mit dem niedrigsten Einkommen in der gesamten EU) konnte noch um 7,5 Prozentpunkte gegenüber dem durchschnittlichen Einkommen der Union aufholen. Das strukturelle Problem, dass sich in den meisten neuen Mitgliedstaaten das Wohlstandsgefälle zwischen der Hauptstadtregion und den weniger prosperierenden Teilen des jeweiligen Landes weiter vergrößert hat, bleibt jedoch bestehen.

Insgesamt hat die Entwicklung zwischen 2000 und 2008 zu einer leichten Verflachung am oberen Rand der regionalen Einkommensverteilung geführt, insbesondere durch beträchtliche relative Rückgänge in Regionen mit hohem Einkommensniveau. Gleichzeitig haben die zehn Regionen am unteren Ende der Rangfolge, die sich alle in Bulgarien und Rumänien befinden, zwischen 4,4 und 12,0 Prozentpunkte im Vergleich zum EU-Durchschnitt aufgeholt.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Eurostat verfügt seit einigen Jahren über regional aufgegliederte Daten für die Einkommenskategorien der privaten Haushalte. Sie werden im Rahmen der regionalen VGR auf NUTS-Ebene 2 erhoben.

Für folgende Regionen liegen noch keine Daten auf der Ebene NUTS 2 vor: Départements d’outre-mer (Frankreich), Zypern, Luxemburg und Malta. Für Bulgarien wurden die regionalen Zahlen für 2008 anhand der Regionalstruktur von 2007 geschätzt. Für die nationalen Werte wurde dieselbe nominale Wachstumsrate unterstellt wie für das BIP.

Der Text dieses Kapitels bezieht sich daher nur auf 24 Mitgliedstaaten bzw. 264 NUTS-2-Regionen. Drei dieser 24 Mitgliedstaaten bestehen aus lediglich einer NUTS-2-Region; dies sind Estland, Lettland und Litauen.

Wegen der eingeschränkten Datenverfügbarkeit mussten für die regionalen Haushaltskonten die EU-27-Werte geschätzt werden. Dabei wurde davon ausgegangen, dass beim Haushaltseinkommen der Anteil der fehlenden Mitgliedstaaten an der EU-27 als Ganzes ebenso hoch ist wie beim BIP. Dieser Anteil beträgt für das Referenzjahr 2008 0,5 %.

Daten, die nach dem 25. März 2011 bei Eurostat eingingen, sind in diesem Artikel nicht berücksichtigt.

Kontext

Das regionale BIP je Einwohner als Wohlstandsindikator hat die unerwünschte Eigenschaft, dass man eine arbeitsplatzbezogene Zahl (das in der Region erwirtschaftete BIP) durch eine wohnortbezogene Zahl (die in der Region wohnhafte Bevölkerung) dividiert. Sobald es einen Pendlersaldo gibt, also mehr oder weniger Menschen in einer Region arbeiten als wohnen, beeinflusst diese Inkonsistenz die Ergebnisse. Die auffälligsten Beispiele sind die britische Region Inner London und Luxemburg, die das mit Abstand höchste BIP je Einwohner in der EU aufweisen. Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass den Einwohnern derselben Region auch ein entsprechend hohes Einkommen zufließt, da jeden Tag Tausende Erwerbstätige nach Inner London und Luxemburg pendeln, um dort zu arbeiten, aber in den angrenzenden Regionen wohnen. Andere Beispiele sind Hamburg (Deutschland), Wien (Österreich), Praha (Tschechische Republik) und Bratislavský kraj (Slowakei).

Abgesehen von den Pendlerströmen können noch andere Faktoren dazu führen, dass die regionale Verteilung des tatsächlichen Einkommens nicht mit der des BIP übereinstimmt. Dazu gehören z. B. Einkünfte aus Mieten, Zinsen oder Dividenden, die Bewohnern einer bestimmten Region zufließen, aber von Bewohnern anderer Regionen gezahlt werden.

Ein genaueres Bild der wirtschaftlichen Situation einer Region ist daher nur zu erhalten, wenn man zusätzlich zum BIP das den privaten Haushalten per Saldo zufließende Einkommen betrachtet.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Regionale Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen - ESVG95 (t_reg_eco)
Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte, nach NUTS-2-Regionen (tgs00026)
Primäreinkommen der private Haushalten, nach NUTS-2 Regionen (tgs00036)

Datenbank

Regionale Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen - ESVG95 (reg_eco)
Konten nach Haushalte - ESVG95 (reg_ecohh)
Primäres Einkommensverteilungskonto der privaten Haushalte auf der Ebene NUTS 2 (nama_r_ehh2p)
Konto der sekundären Einkommensverteilung (Ausgabenkonzept) der privaten Haushalte auf der Ebene NUTS 2 (nama_r_ehh2s)
Haushaltseinkommen auf der Ebene NUTS 2 (nama_r_ehh2inc)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen, Abbildungen und Karten (MS Excel)

Weitere Informationen

Weblinks