Indikatoren für Armut und Einkommensungleichheiten

Die Indikatoren für Armut und Einkommensungleichheiten beruhen auf den EU-Statistiken über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC [auf Englisch]). Sie sind ein wichtiges Instrument zur Vorbereitung auf das Europäische Semester (jährlicher Zyklus der wirtschaftspolitischen Koordinierung auf EU-Ebene).

Zwar laufen Bemühungen zur Verbesserung der Aktualität der EU-SILC-Daten und mit der neuen EU-Verordnung 2019/1700 wurden erhebliche Fortschritte erzielt. Allerdings beziehen sich die in EU-SILC erhobenen Einkommensangaben auf das Vorjahr und damit monetäre Armuts- und Ungleichheitsindikatoren werden immer mit eine gewisse Zeitverzögerung haben (mindestens ein Jahr).

Schnellschätzungen (auf Englisch) werden auf der Grundlage eines statistischen oder ökonometrischen Modells berechnet und können wesentlich früher vorgelegt werden als die derzeitigen Daten. Die Schnellschätzungen verstehen sich als Ergänzung zu den EU-SILC-Daten und können vorab in Diskussionen und Analysen verwendet werden, bis die endgültigen EU-SILC-Daten vorliegen.

Für einen besseren Überblick über die Entwicklung der Einkommensverteilung werden ergänzend dazu die Veränderungen der nominalen Einkommensdezile (D1, D3, Median, D7 und D9) herangezogen. Diese Indikatoren geben Einkommensveränderungen genauer wieder und eignen sich daher besser als Frühwarnsystem.

a es sich um experimentelle Indikatoren handelt und um bestehende Unsicherheit in den Schätzungen zu berücksichtigen, hat Eurostat beschlossen, die zu erwartenden Veränderungen mittels eines Unsicherheit-Intervalls zu veröffentlichen und nicht als Punktschätzwerte.

Zur Anwendung kommen insbesondere die folgenden Verfahren:

(1) Mikrosimulation

Mikrosimulations- und Nowcasting-Techniken werden verwendet, um die Entwicklung von Einkommensarmut und -ungleichheit abzuschätzen. Diese Methodik berücksichtigt sowohl die Entwicklung der Erwerbseinkommen im Zusammenhang mit den Arbeitsmarktveränderungen als auch die Auswirkungen der Sozialpolitik. Bei letzteren basieren die Schätzungen auf EUROMOD (auf Englisch), dem Steuervorteilsmodell auf EU-Ebene.

(2) Schnellschätzungen basierend auf nationalen Quellen

Für eine begrenzte Anzahl von Ländern basieren Schnellschätzungen entweder a) auf Daten der nationaler Register oder b) mit Hilfe von nationalen Erhebungen zum laufenden Einkommen erstellt wurden, welche mittels einer oder wenigen Fragen erhoben wurden. Da diese letztgenannten Fragen sich auf den aktuellen Referenzzeitraum zum Zeitpunkt des Interviews beziehen (z. B. aktueller Monat), unterscheiden sich die Schnellschätzungen von den gewöhnlichen EU-SILC Einkommensindikatoren, welche auf detaillierten strukturellen Informationen über die Einnahmen des gesamten Vorjahres basieren.