Statistics Explained

Vorläufige Schnellschätzung des BIP für Europa 30 Tage nach Quartalsende

Ab dem 29. April 2016 veröffentlicht Eurostat vorläufige Schnellschätzungen des vierteljährlichen BIP für den Euroraum (ER) und die Europäische Union (EU) etwa 30 Tage nach Quartalsende (t+30). Dass die BIP-Daten jetzt früher veröffentlicht werden, ist eine Errungenschaft des Europäischen Statistischen Systems, da die Mitgliedstaaten Eurostat ihre nationalen Schätzungen nun zwei Wochen eher als bisher zur Verfügung stellen.

Die angewandte Methodik entspricht grundsätzlich der derzeitigen Methodik für BIP-Schnellschätzungen, die 45 Tage nach Quartalsende veröffentlicht werden (t+45) [1]. Der Hauptunterschied besteht in der Verwendung einer größeren Anzahl vorläufiger nationaler Schätzungen. Aufgrund des vorgezogenen Termins müssen die Daten für den dritten Monat des Quartals oft (zumindest teilweise) durch die Mitgliedstaaten geschätzt werden.

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Wie wird die vorläufige Schnellschätzung erstellt?

Kurz gesagt, übermittelt die Mehrzahl der EU-Mitgliedstaaten Eurostat ihre BIP-Wachstumsprognosen einen Tag vor dem vereinbarten Termin für die Veröffentlichung. Dabei handelt es sich um diejenigen Mitgliedstaaten, die bereits t+30-Schätzungen veröffentlichen, sowie eine Reihe von Mitgliedstaaten, die Eurostat vertrauliche Schätzungen übermitteln. Anschließend stellt Eurostat vierteljährliche Wachstumsraten zusammen, wobei nach dem jährlichen BIP der Länder gewichtet wird, um Schätzungen der BIP-Wachstumsraten für die EU und den Euroraum zu erhalten.

Die Entscheidung, mit der Veröffentlichung der t+30-Schnellschätzungen für das BIP des Euroraums und der EU zu beginnen, beruht auf den Ergebnissen einer Testphase für die Quartale im Zeitraum von 2012 bis 2015. In den letzten Probeschätzungen für das 4. Quartal 2015 erreichte die Länderabdeckung 91 % des BIP der EU-28 und 94 % des BIP des ER-19.

Ist die vorläufige Schätzung zuverlässig?

Da Schnellschätzungen früher als herkömmliche Schätzungen verfügbar sind, muss zwischen Aktualität und Genauigkeit abgewogen werden. Ausgehend von den 16 Probeschätzungen wird damit gerechnet, dass die für den Zeitpunkt t+30 veröffentlichten, auf eine Dezimalstelle gerundeten BIP-Wachstumsraten zum Zeitpunkt t+45 sowohl für den Euroraum als auch für die EU typischerweise um -0,1, 0,0 oder +0,1 Prozentpunkte korrigiert werden. Bei plötzlichen dramatischen Veränderungen der Wirtschaftsentwicklung, wie im 2. Quartal 2008 durch die Finanzkrise, ist mit stärkeren Korrekturen zu rechnen.

Die erwarteten Korrekturen wurden anhand vorab festgelegter Qualitätskriterien geprüft und bestanden diese Tests[2]. Abbildung 1 ist eine Darstellung der Unterschiede in den (ungerundeten) Wachstumsraten zu den Zeitpunkten t+30 (Testschätzungen), t+45 und t+65 (1. Quartal 2012 bis 4. Quartal 2015). Das obere Schaubild gibt die Wachstumsraten für den Euroraum und das untere diejenigen für die EU wieder.

Abbildung 1. Wachstumsraten (in %) des Euroraums (ER) (oberes Schaubild) und der EU (unteres Schaubild) zum Zeitpunkt t+30 (Test), t+45 und t+65 Tage

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Fußnoten

  1. Weitere Informationen finden Sie unter diesem Link.
  2. Siehe das statistische Arbeitspapier von Eurostat „BIP-Schnellschätzungen für den Euroraum und die Europäische Union 30 Tage nach Quartalsende“, das am 29. April 2016 auf der Website von Eurostat veröffentlicht wird.