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Anfänger:BIP – Die Berechnung des BIP

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Dieser Artikel ist Teil von Statistiken für Anfänger, eine Reihe in Statistics Explained in welcher statistische Indikatoren und Konzepte in einfacher Art und Weise erklärt werden, um die Welt der Statistiken ein wenig verständlicher zu machen. Dieses Angebot richtet sich an Schüler sowie an Studenten und alle anderen, die Interesse an Statistiken haben.

Was ist die Grundlage für die Berechnung des BIP?

Das BIP ist eine Schlüsselmaßzahl im Rahmen der Wirtschaftsstatistiken, welche oft einfach als Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen bezeichnet werden. Der vollständige Name der geltenden Standards und Methoden für die Erstellung dieser Gesamtrechnungen in der EU ist das Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen auf nationaler und regionaler Ebene, das mit der Abkürzung ESVG bezeichnet wird (im Englischen ESA – European System of National and Regional Accounts). Der globale geltende Standard der Vereinten Nationen (UN) wird als System der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (SNA - System of National Accounts) bezeichnet. Diese Standards werden regelmäßig aktualisiert, um Änderungen in der Wirtschaft, wie zum Beispiel technologische oder finanzielle Entwicklungen, zu berücksichtigen. Die letzte Version der UN stammt aus dem Jahr 2008 und wird SNA 2008 genannt, die aktuellste Version der EU stammt aus dem Jahr 2010 und wird als ESVG 2010 oder ESA 2010 bezeichnet. Ein Themenbereich auf der Eurostat Website beschäftigt sich ausschließlich mit dem ESVG 2010 und dort finden Sie detailliertere Informationen.

Das BIP stammt nicht aus einer einzigen Erhebung. In der Praxis werden die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen erstellt, indem Daten aus einer Vielzahl von Quellen zusammengetragen werden, darunter bspw. Stichprobenerhebungen über Unternehmen und Haushalte sowie Verwaltungsdaten, wie Mehrwertsteuererklärungen (Mehrwertsteuer ist eine Steuer auf den Wert von Produkten und Dienstleistungen). Weitere Informationen zu den Datenquellen finden Sie in einem separaten Artikel.


Vollständiger Artikel

Wie wird das BIP berechnet?

Das BIP kann auf verschiedene Arten berechnet werden, am häufigsten verwendet wird die Entstehungsrechnung (Produktionsansatz), auf welche wir uns im Folgenden konzentrieren werden.

Der Produktionsansatz

Beim Produktionsansatz wird die Wertschöpfung zu Herstellungspreisen der Produzenten aller Branchen, zum Beispiel Landwirtschaft, Produktion, Bauwesen, Einzelhandel, Bankwesen, Gesundheitsdienste, aufaddiert.

Wertschöpfung ist der Wert von Waren oder Dienstleistungen, die produziert wurden abzüglich des Wertes der Güter und Dienstleistungen, die zu ihrer Herstellung benötigt werden (siehe Kasten 1).

Der Herstellungspreis ist der Geldbetrag, den der Hersteller der Waren und Dienstleistungen tatsächlich erhält und behält (siehe Kasten 2).

Kasten 1: Wertschöpfung

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Die Wertschöpfung der Produktion ist nicht einfach nur der Wert der hergestellten Güter und Dienstleistungen, sondern auch der Mehrwert, der durch ihrer Produktion geschaffen wurde.


Vereinfacht ausgedrückt ist es der Wert der produzierten Güter und Dienstleistungen abzüglich des Wertes der Materialien und anderer Güter und Dienstleistungen, die verbraucht werden (sogenannte Vorleistungen), um diese Güter oder Dienstleistungen zu produzieren.


Beispiel: Leonie ist Taxifahrerin und berechnet einem Kunden 10 Euro für eine Fahrt, das ist der Wert ihrer Leistung. Damit Leonie diesen Service anbieten kann, muss sie Benzin, Autoversicherung und eine Reihe kleinerer Dinge bezahlen, die sie für diese Reise zusammen 3 Euro kosten; das ist ihre Vorleistung.


Ihre Wertschöpfung von dieser Reise ist der Produktions- oder Dienstleistungswert abzüglich der Kosten der Vorleistungen: 10 Euro – 3 Euro = 7 Euro.

Kasten 2: Herstellungspreise

Der Kauf und Verkauf von Waren und Dienstleistungen erfolgt zu dem von Verkäufer und Käufer vereinbarten tatsächlichen Preis, also dem Marktpreis. In den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen können jedoch andere Preise verwendet werden, abhängig davon, wie Steuern (Geld, das Menschen oder Unternehmen an den Staat zahlen müssen) und Subventionen (Geld, das der Staat zur Unterstützung von Unternehmen zahlt) für Produkte erfasst werden. Der Preis, auf den wir uns konzentrieren werden, ist der Herstellungspreis.

Der Herstellungspreis ist der Betrag, den ein Produzent tatsächlich erhält und behält. Er schließt alle Steuern auf Produkte aus, die der Produzent vom Käufer erhält (Mehrwertsteuer und andere Steuern auf Produkte, die an den Staat weitergegeben werden), schließt jedoch alle Subventionen ein, die der Erzeuger vom Staat erhält, um die Preise zu senken.

Der Wert der in einer Wirtschaft produzierten Güter und Dienstleistungen wird in Herstellungspreisen ausgedrückt. Nach Abzug der Vorleistungen erhält man die Wertschöpfung zu Herstellungspreisen.

Zusammenfassend: Beim Produktionsansatz wird die Wertschöpfung zu Herstellungspreisen aufaddiert. Hinzu kommen Steuern auf Güter oder Dienstleistungen, während Subventionen für Waren oder Dienstleistungen abgezogen werden - so wird das BIP zu Marktpreisen berechnet.

Wie erwähnt, kann das BIP auf verschiedene Arten berechnet werden, tatsächlich gibt es drei verschiedene Methoden: den oben genannten Produktionsansatz, der am häufigsten vorkommt, sowie zwei weitere, die als "Ausgaben" - und "Einkommens" -Ansatz bezeichnet werden. Die drei Ansätze sollten alle zum selben Ergebnis führen.

Wie häufig wird das BIP berechnet?

In der EU wird das BIP für jedes Jahr berechnet (jährliches BIP) sowie für jedes Quartal (vierteljährliches BIP). Einige EU-Mitgliedstaaten berechnen oder planen, das BIP monatlich zu berechnen.

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