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Statistiken zur Arbeitslosigkeit und mehr

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Dieser Artikel enthält statistische Daten zur Arbeitslosigkeit in der Europäischen Union (EU) sowie eine kurze Analyse der Unterbeschäftigung und der potenziell verfügbaren Arbeitskräfte. Weitere Daten zur Arbeitslosigkeit in der EU und im Euroraum können einem gesonderten Artikel über Arbeitslosenstatistiken (auf Englisch) entnommen werden. Ein weiterer Artikel über Statistiken zu Unterbeschäftigung und potenziell zusätzlichen Erwerbspersonen (auf Englisch) enthält genauere Zahlen zu unterbeschäftigten Teilzeitkräften (auf Englisch) und zur potenziell aktiven Erwerbsbevölkerung (auf Englisch).

Arbeitslosenzahlen und Arbeitslosenquoten verhalten sich zyklisch und folgen im Wesentlichen dem allgemeinen Konjunkturzyklus. Allerdings kann sowohl die kurzfristige als auch die langfristige Entwicklung der Arbeitslosigkeit durch weitere Faktoren wie arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und demografische Veränderungen beeinflusst werden.

Infografik 1 gibt einen interaktiven Überblick über die verschiedenen Gruppen der Erwerbsbevölkerung 2016.


Infographic Labour Force Survey.jpg Infographic 1: Arbeitsmarkt in der EU, 2016
Für eine interaktive Ansicht der Daten das Bild anklicken. Durch Anklicken der Pfeile erweitern sich die Balken.



Abbildung 1: Arbeitslosenquote nach Alter, 1983-2016
(in %)
Quelle: Eurostat (une_rt_a) und (lfsa_urgan)
Tabelle 1: Jugendarbeitslosenquote und Anteil der erwerbslosen Jugendlichen an der gleichaltrigen Bevölkerung, 2014-2016
(in %)
Quelle: Eurostat (une_rt_a)
Abbildung 2: Arbeitslosenquote nach Geschlecht, 1983-2016
(in %)
Quelle: Eurostat (une_rt_a) und (lfsa_urgan)
Abbildung 3: Arbeitslosenquote nach Dauer, 2016
(in %)
Quelle: Eurostat (une_ltu_a)
Abbildung 4: Arbeitslosenquote (Erwerbspersonen zwischen 25 und 64 Jahren) nach erreichtem Bildungsgrad, 2016
(in %)
Quelle: Eurostat (lfsa_urgaed)
Tabelle 2: Arbeitslosigkeit und zusätzliche Indikatoren, 2016
Quelle: Eurostat (lfsa_pganws) und (lfsi_sup_age_a)
Infografik 2: Ergänzende Indikatoren zur Arbeitslosenquote, Definition und Merkmale der Grundgesamtheit
Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren, EU-28, Jahresdurchschnitt, 2016
(in 1 000 Personen)
Quelle: Eurostat (lfsi_sup_a))

Wichtigste statistische Ergebnisse

Arbeitslosigkeit im Zeitraum 1983 bis 2016

Dank der Zeitreihen von Arbeitslosenquoten über einen Zeitraum von 34 Jahren, die für etwa ein Drittel der EU-Mitgliedstaaten vorliegen, lassen sich die Auswirkungen der jüngsten Wirtschaftskrise in eine größere Perspektive rücken (siehe Abbildung 1). Zu beachten ist, dass es sich bei allen Zahlenangaben in diesem Abschnitt um saisonbereinigte Daten handelt.

Irland, das von der Wirtschaftskrise hart getroffen wurde, verzeichnete ab Anfang der 1980er Jahre bis Mitte der 1990er Jahre kontinuierlich sehr hohe Arbeitslosenquoten. Längerfristig gesehen zeigt sich, dass der Zeitraum 2000 bis 2007 aus der Reihe fällt mit einer Arbeitslosenquote von unter 5 %, nachdem sich die Quote zwischen 1983 und 1994 stets um die 15 % bewegt hatte. Das Gleiche gilt mehr oder weniger auch für das Vereinigte Königreich, das in elf der dreizehn Jahre von 1983 bis 1995 eine Arbeitslosenquote von über 8 % (höchster Wert im Vereinigten Königreich während der jüngsten Wirtschaftskrise) verzeichnete. In Frankreich haben sich die Arbeitslosenzahlen in mehr als dreißig Jahren dagegen kaum verändert, doch mit Werten zwischen 7,3 % und 10,7 % seit 1983 war die Arbeitslosenquote stets ziemlich hoch. Von den EU-Mitgliedstaaten, deren Daten bis 1983 zurückreichen, war Portugal am stärksten von der Krise betroffen. Im Zeitraum 1983 bis 2006 lag Portugals Arbeitslosenquote durchschnittlich bei 7,2 %, bevor sie 2012 (15,8 %) und 2013 (16,4 %) auf das Doppelte angestiegen ist. Italien nimmt eine Position zwischen Frankreich und Portugal ein: Die Arbeitslosenquote lag zwischen Mitte der 1980er und Ende der 1990er Jahre durchgehend bei oder um 10 %. Sie ging 2007 zurück und stieg dann bis 2014 stark an, bevor 2015 und 2016 wieder ein leichter Rückgang zu verzeichnen war. Sowohl in Schweden als auch in Dänemark erreichte die Arbeitslosenquote 1993 einen historischen Höchststand: 9,6 % in Dänemark und 9,1 % in Schweden, während im Verlauf der jüngsten Wirtschaftskrise Werte von 7,6 % in Dänemark und 8,6 % in Schweden erreicht wurden. Luxemburg hebt sich von allen anderen Mitgliedstaaten ab mit einer anhaltend niedrigen Arbeitslosenquote von unter 5 % bis zum Jahr 2004 und einem sehr moderaten Anstieg während der jüngsten Krise.

Unter den Ländern, für die kürzere Zeitreihen vorliegen, ist interessanterweise in den drei baltischen Staaten die gleiche Entwicklung zu beobachten: hohe Arbeitslosenquoten zu Beginn des neuen Jahrtausends sowie im Jahr 2010, niedrige Arbeitslosigkeit im Jahr 2007 und eine rasche Belebung nach der Wirtschaftskrise. Dieses Muster findet sich auch in Bulgarien und teilweise in Kroatien und in der Slowakei. Der Gesamtwert für die EU-28 ist ab dem Jahr 2000 verfügbar. Im ersten Quartal 2000 waren in der EU-28 etwa 20,5 Mio. Menschen bzw. 9,2 % der Erwerbsbevölkerung arbeitslos. Danach sanken die Arbeitslosenzahlen in der EU-28 auf 19,6 Mio. im Jahr 2001, was einer Quote von 8,7 % entsprach. Es folgte ein Anstieg der Arbeitslosigkeit: Im vierten Quartal 2004 gab es 21,2 Mio. Arbeitslose; damit lag die Quote bei 9,2 %.

Im dritten Quartal 2005 setzte in der EU ein kontinuierlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit ein, der bis zum ersten Quartal 2008 anhielt: Die Arbeitslosigkeit erreichte einen Tiefstand von 16,2 Mio. (Arbeitslosenquote 6,8 %), bevor sie im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise drastisch zunahm. Vom ersten Quartal 2008 bis zum zweiten Quartal 2010 erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen in der EU-28 um 6,9 Mio., und die Quote stieg auf 9,7 % (bis dahin die höchste Quote seit Beginn der Zeitreihe 2000). In den folgenden vier Quartalen blieb die Arbeitslosenquote relativ unverändert, doch wie sich zeigen sollte, läutete dies keineswegs das Ende der Krise und eine zunehmend stabile Lage am Arbeitsmarkt in der EU ein. Tatsächlich stieg die Arbeitslosigkeit in der EU-28 vom zweiten Quartal 2011 bis zum zweiten Quartal 2013 wieder kontinuierlich an und erreichte ein Rekordniveau von 26,5 Mio., was einer Quote von 11,0 % entsprach. Danach sank die Arbeitslosenquote auf 8,5 % im dritten Quartal 2016: 20,9 Mio. Menschen waren arbeitslos. Dieser Rückgang setzte sich auch 2017 fort. Mit 8,0 % im ersten Quartal 2017 und 7,8 % im April 2017 wurden die niedrigsten monatlichen Arbeitslosenquote seit Januar 2009 gemeldet.

Die Arbeitslosenquote im Euroraum (ER-19) folgte im Großen und Ganzen der Entwicklung in der EU-28. Von Ende 2000 bis Ende 2003 war sie jedoch niedriger als in der EU-28. Von 2005 bis Anfang 2008 verlief die Entwicklung dann umgekehrt: In den Mitgliedstaaten, die nicht dem Euroraum angehörten, ging die Arbeitslosigkeit schneller zurück als im Euroraum. Während der Wirtschafts- und Finanzkrise stieg die Arbeitslosenquote im Euroraum ziemlich schnell an; nur im Zeitraum von Mitte 2010 bis Mitte 2011 ging sie vorübergehend zurück. Im zweiten Quartal 2013 erreichte die Arbeitslosigkeit im Euroraum einen Höhepunkt mit 19,3 Mio. (12,1 %). Danach ging sie in jedem Quartal zurück, wenn auch langsamer als in der EU-28. Im dritten Quartal 2016 gab es im Euroraum 16,3 Mio. Arbeitslose, eine Quote von 10,0 %. 2017 sank die Arbeitslosenquote weiter auf 9,3 % im April 2017.

Jugendarbeitslosigkeit

Aus Abbildung 1 geht hervor, dass die Jugendarbeitslosenquote (Personen zwischen 15 und 24 Jahren) stets höher war als die Arbeitslosenquote insgesamt. Das gilt für alle Länder und Jahre, für die uns Daten vorliegen, mit einer Ausnahme: Deutschland im Jahr 1992. Die niedrigste jemals in einem Mitgliedstaat gemessene Arbeitslosenquote belief sich in Luxemburg im Jahr 1991 auf 3,1 %. Den höchsten jemals gemessenen Wert verzeichnete 2013 Griechenland mit 58,3 %. Zwischen diesen beiden Extremen spiegelt sich im Allgemeinen in der Jugendarbeitslosigkeit die Arbeitslosigkeit der Gesamtbevölkerung wider (siehe beispielsweise Belgien und die Niederlande in Abbildung 1), wobei aber jüngere Menschen häufiger von einem Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen sind als ältere Menschen (siehe beispielsweise Italien und Kroatien). Frankreich weicht von diesem Muster insofern ab, als dort in den 1990er Jahren die Jugendarbeitslosigkeit stark gestiegen ist, während die Arbeitslosigkeit insgesamt unverändert blieb.

Wie die Arbeitslosenquote insgesamt ging auch die Jugendarbeitslosenquote in der EU-28 zwischen 2005 und 2007 stark zurück; im ersten Quartal 2008 erreichte sie ihren niedrigsten Wert (15,2 %). Von der Wirtschafts- und Finanzkrise wurden dann aber gerade die jüngeren Arbeitskräfte schwer getroffen. Ab dem zweiten Quartal 2008 stieg die Jugendarbeitslosenquote auf einen Höchststand von 23,9 % im ersten Quartal 2013 (abgesehen von vorübergehend sinkenden Zahlen im dritten Quartal 2010 und im ersten Quartal 2011) und ging danach im dritten Quartal 2016 auf 18,5 % zurück. Seitdem ist sie stetig weiter gesunken auf 16,7 % im April 2017, dem niedrigsten Wert seit November 2008.

In der EU-28 war die Jugendarbeitslosenquote von 2000 bis Ende 2007 durchweg höher als im Euroraum. Vom zweiten Quartal 2008 bis zum dritten Quartal 2010 lagen die Quoten sehr nahe beieinander, im Euroraum jedoch leicht über den Werten der EU-28. Danach war die Jugendarbeitslosenquote in der EU-28 über sechs aufeinander folgende Quartale bis zum ersten Quartal 2012 etwas höher. Ab dem zweiten Quartal 2012 war die Quote im Euroraum durchgehend höher. Der Abstand zwischen den Quoten im Euroraum und in der EU-28 hat sich in fast jedem Quartal etwas vergrößert; im ersten Halbjahr 2015 und in den ersten drei Quartalen 2016 waren es über 2,0 Prozentpunkte. Diese Differenz blieb auch über das Jahresende 2016 und bis ins Jahr 2017 hinein bestehen; im April 2017 betrug sie 2,0 Prozentpunkte.

Hohe Jugendarbeitslosenquoten weisen zumindest teilweise auf die Schwierigkeiten junger Menschen hin, einen Arbeitsplatz zu finden. Dies lässt jedoch nicht zwangsläufig auf einen hohen Anteil von Arbeitslosen unter den 15- bis 24-Jährigen schließen, denn viele junge Leute absolvieren im Unterschied zu älteren Personen ein Vollzeitstudium und sind daher weder erwerbstätig noch arbeitsuchend (und somit auch nicht Teil der Erwerbsbevölkerung, die zur Berechnung der Arbeitslosenquote herangezogen wird). Deshalb wird als alternativer Indikator für die Analyse der Anteil der Jugendarbeitslosen an der gleichaltrigen Bevölkerung berechnet. Damit wird der Anteil arbeitsloser Jugendlicher an der gesamten Population junger Menschen dargestellt. Aus Tabelle 1 geht hervor, dass dieser Anteil in der EU-28 erwartungsgemäß sehr viel niedriger war als die Jugendarbeitslosenquote. Dennoch stieg der Anteil der Jugendarbeitslosen an der Population von 2008 bis 2013 infolge der Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise auf den Arbeitsmarkt an. Nach den jüngsten Zahlen für die EU-28 zeigt sich, dass 7,7 % der 15- bis 24-Jährigen 2016 arbeitslos waren und somit weniger als in den beiden Vorjahren 2015 (8,4 %) und 2014 (9,2 %).

Arbeitslosigkeit von Männern und Frauen

In den meisten Jahren und Ländern, für die Daten verfügbar sind, war die Arbeitslosigkeit unter Frauen höher als unter Männern. Das zeigt sich auch am Gesamtwert für die EU-28 in 15 der 17 Jahre, für die Daten vorliegen. Im Gesamtwert für den Euroraum (EU-19) ist dies sogar in jedem Jahr seit 1998 zu beobachten. Es gibt aber auch einige Ausnahmen von diesem Trend (siehe Abbildung 2), z. B. Estland von 2000 bis 2016 (sämtliche Jahre, für die Daten zu diesem Land verfügbar sind) und Irland von 1998 bis 2016. Die Differenz zwischen den Arbeitslosenquoten von Männern und Frauen in der EU-28 hat sich aber von 1,8 Prozentpunkten im Jahr 2000 auf 0,3 Prozentpunkte 2016 verringert.

Detailliertere Zahlen für 2016

Die Gesamtarbeitslosenquote in der EU-28 ging von 10,2 % im Jahr 2014 auf 9,4 % im Jahr 2015 zurück. Mit 8,5 % im Jahr 2016 wurde der niedrigste Jahresdurchschnittswert für die Arbeitslosenquote seit 2009 erreicht. Der Rückgang um 0,9 Prozentpunkte zwischen 2015 und 2016 ist der zweitgrößte in der EU-28, lediglich übertroffen von dem Rückgang um 1,0 Prozentpunkte im Zeitraum 2006 bis 2007.

In 25 der 28 EU-Mitgliedstaaten sank die Arbeitslosenquote zwischen 2015 und 2016, während sie in zwei Mitgliedstaaten (Estland und Österreich) anstieg und in einem Mitgliedstaat (Dänemark) unverändert blieb. Den stärksten Rückgang der durchschnittlichen jährlichen Arbeitslosenquote verzeichneten zwischen 2015 und 2016 Kroatien (-2,8 Prozentpunkte), Spanien (-2,5 Prozentpunkte), Zypern (-1,9 Prozentpunkte) und die Slowakei (-1,8 Prozentpunkte). Den stärksten Anstieg der Arbeitslosigkeit in den EU-Mitgliedstaaten im Zeitraum 2015 bis 2016 verzeichnete dagegen Estland (+0,6 Prozentpunkte).

Mit 23,6 % und 19,6 % verzeichneten Griechenland und Spanien 2016 von allen EU-Mitgliedstaaten die weitaus höchsten Arbeitslosenquoten, gefolgt von Kroatien mit 13,3 %. Am niedrigsten waren die Arbeitslosenquoten 2016 dagegen in der Tschechischen Republik (4,0 %), in Deutschland (4,1 %), Malta (4,7 %) und dem Vereinigten Königreich (4,8 %). Die Streuung der Arbeitslosenquoten unter den 28 EU-Mitgliedstaaten (Differenz in Prozentpunkten zwischen der höchsten und der niedrigsten Arbeitslosenquote) hat sich im Zeitraum 2008 bis 2015 vergrößert. Nachdem sich dieser Trend 2016 umgekehrt hat, ist mittlerweile die geringste Streuung seit 2012 zu verzeichnen.

Im Zeitraum 2015 bis 2016 gingen die Arbeitslosenquoten von Männern und Frauen in der gesamten EU-28 zurück: bei Männern von 9,3 % auf 8,4 % und bei Frauen von 9,5 % auf 8,7 %. Im Euroraum (ER-19) sanken die Arbeitslosenquoten im Zeitraum 2015 bis 2016 bei Männern von 10,7 % auf 9,7 % und damit stärker als bei Frauen mit einem Rückgang von 11,0 % auf 10,4 %.

Sieht man sich die einzelnen Länder an, so waren 2016 die Arbeitslosenquoten von Männern in 13 der 28 EU-Mitgliedstaaten höher als bei Frauen (siehe Abbildung 2). Die Differenz zwischen den Arbeitslosenquoten von Männern und Frauen lag zwischen -8,2 Prozentpunkten in Griechenland (niedrigere Quote bei Männern) und +2,6 Prozentpunkten in Irland (höhere Quote bei Männern). In 25 der 28 Mitgliedstaaten ging die Arbeitslosenquote bei Männern von 2015 auf 2016 (außer in Estland, Luxemburg und Österreich) und bei Frauen in 22 Mitgliedstaaten (außer in Dänemark, Estland, Frankreich, Italien, Malta und Österreich) zurück. Die Jugendarbeitslosenquote in der EU-28 war 2016 mit 18,7 % mehr als doppelt so hoch wie die Gesamtarbeitslosenquote. Etwa jede fünfte jugendliche Erwerbsperson war ohne Arbeit, suchte jedoch eine Stelle und stand auch für Arbeit zur Verfügung (siehe Abbildung 1). In den vergangenen drei Jahren hat sich die Jugendarbeitslosigkeit aber stetig verringert, und zwar um 1,5 Prozentpunkte im Zeitraum 2013 bis 2014, um weitere 1,9 Prozentpunkte im Jahr darauf und um 1,6 Prozentpunkte von 2015 auf 2016. Mittlerweile hat die Quote den niedrigsten Stand seit 2009 erreicht. Im Euroraum war die Jugendarbeitslosenquote 2016 mit 20,9 % etwas höher, und von 2015 auf 2016 ging sie etwas langsamer um 1,5 Prozentpunkte zurück. Sieht man sich die Zahlen für die einzelnen Länder an, so war die Arbeitslosenquote junger Menschen in allen EU-Mitgliedstaaten höher als bei den 25- bis 74-Jährigen (siehe Abbildung 1). Besonders hoch war die Jugendarbeitslosenquote 2016 in Griechenland (47,3 %), Spanien (44,4 %), Italien (37,8 %) und Kroatien (31,1 %), während etwas weniger als ein Drittel der 18- bis 24-Jährigen in Zypern (29,1 %) und Portugal (28,2 %) arbeitslos waren. Deutschland (7,0 %) war der einzige Mitgliedstaat mit einer Jugendarbeitslosenquote unter 10 %. Im Nichtmitgliedstaat Island war die Quote mit 6,5 % noch niedriger.

Besondere Sorgen bereitet den politischen Entscheidungsträgern die Langzeitarbeitslosigkeit. Neben ihren finanziellen und sozialen Auswirkungen auf das persönliche Leben beeinträchtigt sie den sozialen Zusammenhalt und kann letztlich auch das Wirtschaftswachstum bremsen. Abbildung 3 zeigt, welcher Anteil der Arbeitslosen wie lange arbeitslos war. Auf EU-Ebene war gut die Hälfte (53,6 %) der Arbeitslosen weniger als ein Jahr arbeitslos (siehe Abbildung 3). Hinter diesem Durchschnittswert verbergen sich aber große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. In Schweden sind mehr als 80 % der Arbeitslosen dieser Gruppe zuzurechnen, gefolgt von Dänemark (78 %), Finnland (74 %) und dem Vereinigten Königreich (73 %), was darauf hinweist, dass Arbeitslose in diesen Ländern relativ schnell einen neuen Arbeitsplatz finden. Ganz anders sieht es erwartungsgemäß in Griechenland aus, wo nur 28 % der Arbeitslosen weniger als ein Jahr ohne Arbeit waren, gefolgt von der Slowakei (40 %), Bulgarien (41 %) und Italien (43 %).

In den Industrieländern gelten qualifizierte Bildungsabschlüsse meist als gute Absicherung gegen Arbeitslosigkeit, da die Arbeitslosenquoten von Personen mit niedrigerem Bildungsabschluss tendenziell höher sind (im Vergleich zu Hochschulabsolventen). Dies galt 2016 für alle EU-Mitgliedstaaten (siehe Abbildung 4). Während die durchschnittliche Arbeitslosenquote in der EU-28 bei Personen im Alter zwischen 25 und 64 Jahren, die höchstens über einen Abschluss des Sekundarbereichs I verfügten, 15,1 % betrug, war sie unter Hochschulabsolventen mit 4,7 % sehr viel niedriger. Besonders ausgeprägt war der Abstand zwischen Arbeitslosen mit Hochschulabschluss und Arbeitslosen, die höchstens über einen Abschluss des Sekundarbereichs I verfügten, in der Slowakei (24,3 Prozentpunkte Differenz), in Litauen (23,5 Prozentpunkte) und Bulgarien (18,6 Prozentpunkte). Die geringste Differenz bestand in Dänemark (1,8 Punkte) und in Luxemburg (3,2 Prozentpunkte).

Andere Formen der Arbeitslosigkeit: Unterbeschäftigung und potenzielle zusätzliche Erwerbspersonen

Außer den Arbeitslosen gibt es drei Gruppen, die für die Analyse des Arbeitsmarktes von Interesse sind. Keine von ihnen erfüllt alle Kriterien der ILO-Definition, wonach als arbeitslos gilt, wer ohne Arbeit ist, aktiv eine Stelle sucht und für Arbeit zur Verfügung steht. Auch wenn diese Gruppen nicht in die Arbeitslosenzahlen einfließen, stellen sie eine Form von unbefriedigter Nachfrage nach Arbeit dar. Es handelt sich um unterbeschäftigte Teilzeitkräfte, arbeitslose Personen, die eine Stelle suchen, jedoch nicht unmittelbar zur Verfügung stehen, und arbeitslose Personen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, jedoch nicht aktiv nach einer Stelle suchen.

2016 gab es in der EU-28 9,5 Mio. unterbeschäftigte Teilzeitkräfte zwischen 15 und 74 Jahren, 2,3 Mio.arbeitslose Personen, die eine Stelle suchten, jedoch nicht unmittelbar zur Verfügung standen, und 8,8 Mio. Personen, die unmittelbar zur Verfügung standen, jedoch nicht aktiv nach einer Stelle suchten (siehe Tabelle 2 und Infografik 2). Mehrheitlich handelte es sich bei diesen Personen um Frauen: 6,2 Mio. unterbeschäftigte Teilzeitkräfte waren Frauen (65 % dieser Gruppe); 1,2 Mio. Frauen suchten Arbeit, standen jedoch nicht unmittelbar zur Verfügung (54 %), und 5,0 Mio. Frauen standen zur Verfügung, suchten jedoch nicht aktiv nach einer Stelle (57 %).

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Wichtigste Quelle für die Daten zur Arbeitslosigkeit, zur Unterbeschäftigung und zur potenziellen Erwerbsbevölkerung in Europa ist die Arbeitskräfteerhebung der Europäischen Union (EU-AKE). Diese Erhebung in privaten Haushalten wird in allen EU-Mitgliedstaaten im Einklang mit EU-Recht durchgeführt. Zahlen werden mindestens vierteljährlich vorgelegt.

Arbeitslosigkeit

Die von Eurostat veröffentlichten Arbeitslosenstatistiken basieren auf der von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) formulierten Definition der Arbeitslosigkeit, wonach drei Kriterien vorliegen müssen: Die betroffene Person

  • ist ohne Arbeit;
  • ist aktiv auf Arbeitsuche;
  • steht für Arbeit zur Verfügung.

Wegen der Vergleichbarkeit auf internationaler Ebene und der relativ zeitnahen Verfügbarkeit ist die Arbeitslosenquote nach der ILO-Definition der gebräuchlichste Arbeitsmarktindikator. Neben der Arbeitslosenquote vermitteln auch Indikatoren wie die Beschäftigung und die Statistik der offenen Stellen (auf Englisch) brauchbare Einblicke in die Entwicklung des Arbeitsmarktes.

Für die Erstellung und die Verbreitung monatlicher Daten zur Arbeitslosigkeit gibt es derzeit keine Rechtsgrundlage. Nur wenige Länder übermitteln monatliche Daten zur Arbeitslosigkeit direkt aus der Arbeitskräfteerhebung (AKE). Eurostat berechnet aber für viele Länder monatliche Daten anhand monatlicher Zahlen aus den Arbeitslosenregistern. Die vierteljährlichen Daten der AKE werden grundsätzlich einbezogen, um die internationale Vergleichbarkeit zu gewährleisten.

Die monatlichen Arbeitslosenzahlen werden von Eurostat in Form von Quoten (Prozent der Erwerbsbevölkerung) oder in absoluten Zahlen (in Tausend), nach Geschlecht und für zwei Altersgruppen (15 bis 24 Jahre und 25 bis 74 Jahre) veröffentlicht. Die Zahlen stehen in unbereinigten Reihen, in saisonbereinigten Reihen und in Trendreihen zur Verfügung. Die Zeitreihen der Daten für die Aggregate der EU-28 und des Euroraums (ER-19) liegen ab dem Jahr 2000 vor; für die einzelnen Mitgliedstaaten beginnen sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten.

Vierteljährliche und jährliche Arbeitslosenzahlen aus der AKE werden ebenfalls veröffentlicht. Sie sind weiter aufgeschlüsselt, beispielsweise nach Hauptklassen, nach Staatsangehörigkeit oder nach erreichtem Bildungsgrad. Verfügbar sind außerdem Daten zur Langzeitarbeitslosigkeit (mehr als 12 Monate arbeitslos) und zur Dauerarbeitslosigkeit (mehr als 24 Monate arbeitslos).

Die Arbeitslosenquoten werden auch nach erreichtem Bildungsgrad der Grundgesamtheit dargestellt. Die verschiedenen Bildungsabschlüsse sind definiert nach der von den Vereinten Nationen konzipierten Internationalen Standardklassifikation für das Bildungswesen (ISCED 2011) (auf Englisch).

Unterbeschäftigung und potenzielle zusätzliche Erwerbspersonen

Viele Personen erfüllen die drei oben genannten Kriterien nur teilweise und gelten daher nicht als arbeitslos. Daten zu diesen Personen, die nicht als Arbeitslose gelten, veröffentlicht Eurostat in Form von Indikatoren für folgende Gruppen:

  • unterbeschäftigte Teilzeitkräfte: Personen, die Teilzeit arbeiten, zusätzliche Arbeitsstunden leisten möchten und dafür zur Verfügung stehen;
  • potenzielle zusätzliche Erwerbspersonen: Arbeitslose, die arbeiten möchten und entweder für Arbeit zur Verfügung stehen oder arbeitsuchend sind, jedoch nicht beides gleichzeitig. Dazu zählen u. a. entmutigte Arbeitsuchende und Personen, die aus persönlichen oder familiären Gründen nicht nach Arbeit suchen können. Hier werden zwei Gruppen unterschieden: Personen, die Arbeit suchen, aber nicht unmittelbar zur Verfügung stehen, und Personen, die für Arbeit zur Verfügung stehen, jedoch nicht aktiv auf Stellensuche sind.

Kontext

Die Arbeitslosenquote ist ein wichtiger Indikator, der sowohl eine soziale als auch eine wirtschaftliche Komponente hat. Steigende Arbeitslosigkeit ist für die Betroffenen mit Einkommensverlusten verbunden und bedeutet für den Staat eine zunehmende Belastung durch die Ausgaben für Sozialleistungen und sinkende Steuereinnahmen. Aus volkswirtschaftlicher Sicht kann Arbeitslosigkeit als ungenutzte Arbeitskraft betrachtet werden.

Zeitreihen zur Arbeitslosigkeit werden von der Europäischen Kommission, von anderen öffentlichen Einrichtungen und den Medien als wirtschaftlicher Indikator genutzt, während die Banken diese Daten beispielsweise zur Analyse des Konjunkturzyklus heranziehen. Nicht zuletzt interessiert sich auch die Öffentlichkeit für die Arbeitslosenzahlen.

Die Arbeitslosenquote gilt als Spätindikator. Nach Einsetzen eines Wirtschaftsabschwungs dauert es in der Regel mehrere Monate, bis die Arbeitslosenquote zu steigen beginnt. Wenn sich die Wirtschaft wieder erholt, zögern die Arbeitgeber im Allgemeinen zunächst, neue Mitarbeiter einzustellen, sodass es mehrere Monate dauern kann, bis die Arbeitslosenquote wieder zu fallen beginnt.

Die Arbeitslosenquoten von Männern und Jugendlichen sowie die Langzeitarbeitslosenquote unterliegen stärkeren konjunkturellen Schwankungen als die Arbeitslosenquote insgesamt. Die Sozialpolitik steht immer wieder vor der Herausforderung, solche Entwicklungen auffangen zu müssen; dazu sucht sie nach Wegen, um die Beschäftigungsmöglichkeiten für bestimmte gesellschaftliche Gruppen, Beschäftigte einzelner Wirtschaftszweige oder die Bewohner bestimmter Regionen zu verbessern.

Die Globalisierung und die technische Entwicklung wirken sich zunehmend auf das Alltagsleben aus, sodass manchmal rasch andere Arbeitsformen und Kompetenzen gefragt sind. In ihrem Bemühen, die Produktivität zu steigern und wettbewerbsfähiger und innovativer zu werden, versuchen die Unternehmen möglicherweise, durch größere Flexibilität Risiken auf die Arbeitnehmer abzuwälzen; das betrifft sowohl bereits Beschäftigte als auch Arbeitsuchende. Verschiedene Maßnahmen im Rahmen der Europäischen Beschäftigungsstrategie (EBS) sollen Menschen helfen, im Arbeitsmarkt zu verbleiben oder einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Dazu gehören die Förderung lebenszyklusbasierter Arbeitskonzepte, die Förderung lebenslangen Lernens, bessere Unterstützung von Arbeitsuchenden und die Gewährleistung von Chancengleichheit.

Die von der Europäischen Kommission vorgelegte Strategie Europa 2020 skizziert eine Vision für die soziale Marktwirtschaft Europas im 21. Jahrhundert. Im Rahmen der Leitinitiativen „Neue Kompetenzen für neue Beschäftigungen“ und „Jugend in Bewegung“ (auf Englisch) soll die (Jugend-)Arbeitslosigkeit durch eine Reihe politischer Maßnahmen verringert werden. Die hierfür vorgelegten Vorschläge betreffen Einrichtungen der allgemeinen und beruflichen Bildung sowie die Schaffung eines (Arbeits-)Umfelds, das höhere Erwerbsquoten fördert und zu einer höheren Arbeitsproduktivität beiträgt.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise und die in der Folge schleppende Erholung machten einen Teil der auf den europäischen Arbeitsmärkten erzielten Fortschritte wieder zunichte. Als Reaktion auf die steigende Arbeitslosigkeit brachte die Europäische Kommission im April 2012 eine Reihe von Maßnahmen zur Schaffung von Arbeitsplätzen auf den Weg, das sogenannte Beschäftigungspaket.

Besondere Sorgen bereitete den politischen Entscheidungsträgern die hohe Jugendarbeitslosigkeit in vielen EU-Mitgliedstaaten. Neben dem Schwerpunkt, der in den Leitinitiativen der Strategie Europa 2020 auf die Jugendarbeitslosigkeit gelegt wurde, verständigte sich die EU auf eine Reihe von Folgemaßnahmen, um so die Jugendarbeitslosigkeit zu verringern. Das Maßnahmenpaket zum Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit (2012) baute auf den Maßnahmen des Beschäftigungspakets auf. Es beinhaltete:

  • einen vom Rat im April 2013 angenommenen Vorschlag, wonach alle EU-Mitgliedstaaten eine Jugendgarantie einführen sollten (um zu gewährleisten, dass alle jungen Menschen unter 25 Jahren innerhalb von vier Monaten, nachdem sie ihre Ausbildung abgeschlossen haben oder arbeitslos geworden sind, ein qualitativ hochwertiges Beschäftigungsangebot erhalten);
  • erneute Konsultationen mit den EU-Sozialpartnern über die Einführung eines Qualitätsrahmens für Praktika;
  • die Koordinierung der Europäischen Ausbildungsallianz, die Behörden, Unternehmen, Sozialpartner, Berufsbildungsanbieter, Jugendvertreter und andere Interessenvertreter zusammenführt, um Angebote und Initiativen der Lehrlingsausbildung europaweit zu fördern.

Mit der Beschäftigungsinitiative für junge Menschen (2013) wurden die Maßnahmen in diesem Bereich verstärkt und beschleunigt, um so insbesondere junge Menschen, die sich weder in einer Ausbildung befinden noch einen Arbeitsplatz haben, in Regionen mit einer Jugendarbeitslosigkeit von über 25 % zu unterstützen.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

LFS Hauptindikatoren (t_lfsi)
Arbeitslosigkeit – bereinigte LFS-Reihe (t_une)
LFS-Reihe – Detaillierte jährliche Erhebungsergebnisse (t_lfsa)
Arbeitslosenquoten der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren nach Bildungsstand (tps00066)

Datenbank

LFS Hauptindikatoren (lfsi)
Arbeitslosigkeit – bereinigte LFS-Reihe (t_une)
LFS-Reihe – Detaillierte vierteljährliche Erhebungsergebnisse (ab 1998) (lfsq)
Arbeitslosigkeit insgesamt – LFS-Reihe (lfsq_unemp)
LFS-Reihe – Detaillierte jährliche Erhebungsergebnisse (lfsa)
Arbeitslosigkeit insgesamt – LFS-Reihe (lfsa_unemp)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weblinks