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Archive:Überblick über die strukturelle Unternehmensstatistik

Datenauszug vom April 2017 mit Ausnahme der Daten zu Unternehmen unter ausländischer Kontrolle, die im Juli 2017 extrahiert wurden. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Die deutsche Sprachversion dieses Artikels wurde im Juli 2018 archiviert.

In diesem Artikel wird die strukturelle Unternehmensstatistik (SUS) erläutert; deren Daten beschreiben die Struktur, die Hauptmerkmale und die Leistungsfähigkeit der Wirtschaftszweige in der gesamten Europäischen Union (EU). Die in diesem Artikel vorgestellten Statistiken werden in der Regel auf der Ebene der Abschnitte der NACE analysiert. Es sei aber darauf hingewiesen, dass die Daten der strukturellen Unternehmensstatistik in einer weitaus detaillierteren Aufgliederung (mehrere hundert Sektoren) verfügbar sind.

Die strukturelle Unternehmensstatistik gibt Aufschluss über die Vermögensbildung (Wertschöpfung), die Investitionen und den Arbeitsinput in verschiedenen Wirtschaftszweigen. Mit diesen Daten lassen sich beispielsweise strukturelle Verlagerungen zwischen Industrie und Dienstleistungssektor, Spezialisierungen einzelner Länder auf bestimmte Wirtschaftsbereiche, die sektorbezogene Produktivität und Wirtschaftlichkeit sowie eine Reihe anderer Themen analysieren. Da die strukturelle Unternehmensstatistik aufgeschlüsselt nach Größenklassen der Unternehmen vorliegt, ermöglicht sie auch eine detaillierte Analyse kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU), die für politische Entscheidungsträger und Analysten in der EU, deren Hauptaugenmerk sich auf die Unternehmertätigkeit und die Rolle der KMU richtet, von besonderem Interesse ist. Die strukturelle Unternehmensstatistik liefert zudem nützliche Hintergrundinformationen, die als Grundlage für die Interpretation konjunkturstatistischer Daten und des Konjunkturverlaufs herangezogen werden können.

Abbildung 1: Aufgliederung der Zahl der Unternehmen des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft, EU-28, 2014
(in %)
Quelle: Eurostat (sbs_na_ind_r2), (sbs_na_con_r2), (sbs_na_dt_r2) und (sbs_na_1a_se_r2)
Tabelle 1: Wertschöpfung, 2014
(in Mrd. EUR)
Quelle: Eurostat (sbs_na_sca_r2)
Tabelle 2: Zahl der Beschäftigten, 2014
(in Tsd.)
Quelle: Eurostat (sbs_na_sca_r2)
Abbildung 2: Aufteilung der Wertschöpfung und der Beschäftigung des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft, EU-28, 2014
(in % der Wertschöpfung und Beschäftigung des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft)
Quelle: Eurostat (sbs_na_sca_r2)
Tabelle 3: Durchschnittliche Personalkosten, 2014
(in Tsd. EUR je Beschäftigten)
Quelle: Eurostat (sbs_na_sca_r2)
Abbildung 3: Lohnbereinigte Arbeitsproduktivität des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft, EU-28, 2014
(in %)
Quelle: Eurostat (sbs_na_sca_r2)
Abbildung 4: Bruttobetriebsrate des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft, EU-28, 2014
(in %)
Quelle: Eurostat (sbs_na_sca_r2)
Abbildung 5: Wertschöpfung nach Unternehmensgrößenklasse, EU-28, 2014
(in % des Gesamtwertes für den Sektor)
Quelle: Eurostat (sbs_sc_ind_r2), (sbs_sc_con_r2), (sbs_sc_dt_r2) und (sbs_sc_1b_se_r2)
Abbildung 6: Beschäftigung nach Unternehmensgrößenklasse, EU-28, 2014
(in % des Gesamtwertes für den Sektor)
Quelle: Eurostat (sbs_sc_ind_r2), (sbs_sc_con_r2), (sbs_sc_dt_r2) und (sbs_sc_1b_se_r2)
Abbildung 7: Anteil der Unternehmen unter ausländischer Kontrolle an Wertschöpfung und Beschäftigung, nichtfinanzieller Bereich der gewerblichen Wirtschaft, 2014
(in %)
Quelle: Eurostat (fats_g1a_08)
Tabelle 4: Unternehmensdemografie, gewerbliche Wirtschaft, 2014
Quelle: Eurostat (bd_9b_sz_cl_r2)

Wichtigste statistische Ergebnisse

Sektorbezogene Analyse

Eine Analyse auf der Ebene der Abschnitte der NACE Rev. 2 für 2014 ergibt, dass die beiden größten Anteile der Unternehmen innerhalb der EU-28 im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft (Industrie, Baugewerbe, Handel und nichtfinanzielle Dienstleistungen) auf Dienstleistungen entfielen. So war etwas weniger als jedes dritte (28,4 %) der 22,1 Millionen Unternehmen im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft der EU dem Handel (Kraftfahrzeughandel, Großhandel und Einzelhandel) zuzuordnen, während gut jedes sechste Unternehmen (17,2 %) im Bereich der freiberuflichen, wissenschaftlichen oder technischen Dienstleistungen tätig war (siehe Abbildung 1). Viele unternehmensbezogene Dienstleistungen haben vom Trend zur Auslagerung profitiert, was die strukturelle Verlagerung zum Dienstleistungsbereich zumindest teilweise erklären dürfte.

2014 generierten die Unternehmen des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft in der EU-28 eine Bruttowertschöpfung zu Faktorkosten von insgesamt 6 581 Mrd. EUR. In diesem Bereich arbeiteten 136 Millionen Beschäftigte, fast zwei Drittel (64,0 %) der Beschäftigten aller Wirtschaftszweige in der EU-28.

Gemessen an der Wertschöpfung hatte das verarbeitende Gewerbe auf der Abschnittsebene der NACE Rev. 2 den größten Anteil am nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft. Die 2,1 Millionen Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes in der EU-28 generierten 2014 eine Wertschöpfung von 710 Mrd. EUR, und sie beschäftigten 29,9 Millionen Menschen. Den größten Anteil an der Beschäftigung hatten Handelsunternehmen. Sie boten 32,7 Millionen Menschen einen Arbeitsplatz und erzielten eine Wertschöpfung von 1243 Mrd. EUR. Die Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen verzeichnete die dritthöchste Wertschöpfung, aber nur die fünfthöchste Zahl von Erwerbstätigen und rangierte damit hinter den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen und dem Baugewerbe.

In Abbildung 2 wird eine Gegenüberstellung der Beiträge der verschiedenen Sektoren zur Wertschöpfung und Beschäftigung des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft vorgenommen. Die Industriezweige Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, verarbeitendes Gewerbe/Herstellung von Waren, Energie- und Wasserversorgung, Abfallentsorgung und Sanierung trugen mit ihrer Wertschöpfung mehr zum nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft bei als mit ihrer Beschäftigung, was auf eine überdurchschnittliche sichtbare Arbeitsproduktivität hindeutet. Dies galt auch für die Dienstleistungsbereiche Information und Kommunikation, Grundstücks- und Wohnungswesen sowie Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen. Relativ gering war die sichtbare Arbeitsproduktivität dagegen im Baugewerbe und in einigen anderen Dienstleistungsbereichen, insbesondere in Gastgewerbe und Gastronomie, sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (zu denen Reinigungs- und Sicherheitsdienste und Personaldienstleistungen wie die befristete Überlassung von Arbeitskräften zählen), und im Handel. Man beachte, dass es sich bei den hier präsentierten Beschäftigungsdaten um absolute Zahlen und nicht um Vollzeitäquivalente handelt und dass einige dieser Wirtschaftszweige einen erheblichen Anteil an Teilzeitbeschäftigung aufweisen können, was ihre geringe sichtbare Arbeitsproduktivität zumindest teilweise erklären könnte.

Der unterschiedliche Umfang von Teilzeitbeschäftigung erklärt zum Teil auch die erheblichen Unterschiede bei den durchschnittlichen Personalkosten im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft der EU-28 (siehe Tabelle 3). 2014 betrugen die durchschnittlichen Personalkosten in der EU-28 im Bereich Energieversorgung 55 900 EUR je Beschäftigten und waren damit nur etwas geringer als im Bereich Information und Kommunikation (53 100 EUR je Beschäftigten). Die durchschnittlichen Personalkosten im Bereich Energieversorgung waren mehr als dreimal so hoch wie im Bereich Gastgewerbe und Gastronomie und mehr als doppelt so hoch wie bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen und im Handel. Zwischen den EU-Mitgliedstaaten fielen die Unterschiede bei den durchschnittlichen Personalkosten sogar noch markanter aus. So waren etwa die durchschnittlichen Personalkosten im verarbeitenden Gewerbe (derjenigen EU-Mitgliedstaaten, zu denen Zahlen vorlagen) in Schweden mit einem Spitzenwert von 63 900 EUR je Beschäftigten um den Faktor 12 höher als in Bulgarien, wo dieser Wert mit 5200 EUR je Beschäftigten am niedrigsten war.

In der lohnbereinigten Arbeitsproduktivität (auf Englisch), die das Verhältnis zwischen der durchschnittlichen Wertschöpfung je Beschäftigten und den durchschnittlichen Personalkosten je Beschäftigten ausdrückt, ist der Einfluss der Teilzeitbeschäftigung weitgehend ausgeschaltet (siehe Abbildung 3). Besonders hoch (318 %) war die lohnbereinigte Arbeitsproduktivität in der EU-28 im Bereich Energieversorgung; ebenfalls hoch war sie in den kapitalintensiven Bereichen Grundstücks- und Wohnungswesen (289 %) sowie Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden (258 %). In dem kleinen Wirtschaftszweig Reparatur von Datenverarbeitungsgeräten und Gebrauchsgütern betrug die lohnbereinigte Arbeitsproduktivität unter 100 %, was bedeutet, dass die durchschnittlichen Personalkosten je Beschäftigten höher waren als die durchschnittliche Wertschöpfung je Beschäftigten.

Die Bruttobetriebsrate (siehe Abbildung 4) setzt den Bruttobetriebsüberschuss (Wertschöpfung abzüglich Personalkosten) in Beziehung zur Höhe des Umsatzes. Sie veranschaulicht, in welchem Umfang Umsätze in Bruttobetriebsgewinn (Betriebsgewinn vor Abschreibung oder Steuern) umgewandelt werden. Der Handel in der EU-28 wies 2014 eine der niedrigsten Bruttobetriebsraten aus (4,8 %), was zumindest teilweise auf die sehr hohen Umsatzzahlen des Groß- und Einzelhandels zurückzuführen ist. Kapitalintensive Wirtschaftszweige (z. B. das Grundstücks- und Wohnungswesen mit 44,0 % im Jahr 2014) tendierten zu hohen Bruttobetriebsraten, da Finanzierungs- oder außerordentliche Kosten im Zusammenhang mit Investitionen beim Bruttobetriebsüberschuss definitionsgemäß nicht berücksichtigt werden.

Analyse nach Größenklasse

Die Statistik der Unternehmensstruktur lässt sich nach Größenklassen der Unternehmen (definiert nach der Zahl der Beschäftigten) analysieren. 2014 bestand die überwältigende Mehrheit (99,8 %) der im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft der EU-28 tätigen Unternehmen aus Kleinst-, kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Diese etwa 23,3 Millionen Unternehmen erwirtschafteten zusammen 57,4 % der Wertschöpfung des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft. Mehr als 9 von 10 Unternehmen (93,0 %) in der EU-28 waren Kleinstunternehmen (mit weniger als 10 Beschäftigten); ihr Anteil an der Wertschöpfung des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft war mit etwa einem Fünftel (20,9 %) erheblich niedriger.

Am auffälligsten ist wohl der Beitrag der KMU zur Beschäftigung. Nicht weniger als zwei Drittel (66,8 %) der Erwerbstätigen im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft der EU arbeiteten 2014 in einem mittelständischen Betrieb. Etwa 22,9 Millionen Menschen waren in KMU im Handel tätig, 17,4 Millionen im verarbeitenden Gewerbe und 10,9 Millionen im Baugewerbe. Auf KMU in diesen drei Wirtschaftszweigen entfielen insgesamt 58,4 % der Beschäftigten im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft. Kleinstunternehmen beschäftigten mehr Personen als jede andere Unternehmensgrößenklasse in allen Dienstleistungsbereichen (auf Abschnittsebene) mit Ausnahme von Verkehr und Lagerei und der Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen. Das galt besonders für die Bereiche Grundstücks- und Wohnungswesen und Reparatur von Datenverarbeitungsgeräten und Gebrauchsgütern, wo eine absolute Mehrheit der Beschäftigten in Kleinstunternehmen tätig war. Dagegen waren in den Bereichen Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden sowie Energieversorgung mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen in Großunternehmen beschäftigt, ebenso bei der Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen.

KMU trugen zur Wertschöpfung des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft weniger bei als zur Beschäftigung, weshalb ihre sichtbare Arbeitsproduktivität niedriger ausfiel. Dieses Muster zeigte sich insbesondere in Wirtschaftszweigen wie dem verarbeitenden Gewerbe oder Information und Kommunikation, aber auch in den meisten anderen Bereichen mit Ausnahme der Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen und der Energieversorgung. Infolgedessen verzeichneten große Unternehmen tendenziell eine höhere sichtbare Arbeitsproduktivität als KMU.

Unternehmen unter ausländischer Kontrolle

Die Zahl der Unternehmen unter ausländischer Kontrolle ist insgesamt gering; aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Unternehmensgröße haben sie jedoch erhebliche wirtschaftliche Bedeutung. In vielen EU-Mitgliedstaaten generierten Unternehmen unter ausländischer Kontrolle einen beträchtlichen Anteil der Wertschöpfung des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft (siehe Abbildung 7). Die höchsten Anteile von Unternehmen unter ausländischer Kontrolle an der Wertschöpfung des nichtfinanziellen Bereichs meldeten 2014 Irland und Ungarn (über 50 %), aber auch in Estland, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Rumänien und Luxemburg betrug der Anteil über 40 %. Der Anteil von Unternehmen unter ausländischer Kontrolle an der Beschäftigung lag im Allgemeinen unter ihrem Wertschöpfungsanteil. In Irland, der Slowakei, Ungarn, der Tschechischen Republik, Rumänien und Polen betrug ihr Anteil an der Beschäftigung aber immerhin mehr als ein Viertel, während er sich in Estland (38,4 %) und Luxemburg (39,4 %) auf knapp zwei Fünftel belief.

Unternehmensdemografie

Tabelle 4 stellt statistische Daten zur Unternehmensdemografie dar. Dabei geht es um Unternehmensgründungen und Unternehmensschließungen sowie die an der Beschäftigtenzahl gemessene durchschnittliche Größe neu gegründeter Unternehmen. Der Unternehmensbestand in der gewerblichen Wirtschaft unterliegt erheblichen jährlichen Veränderungen, die das Niveau des Wettbewerbs, die unternehmerische Initiative und die Rahmenbedingungen für Unternehmen widerspiegeln. In den Ländern, die Daten an Eurostat übermitteln, reichte die Unternehmensgründungsrate 2014 von 4,4 % in Belgien über 19,8 % in der Slowakei bis 24,5 % in Litauen. Da es sich bei neuen Unternehmen meist um kleine Unternehmen handelt, ist der Anteil der Unternehmensneugründungen an der Gesamtzahl der Unternehmen deutlich höher als ihr Beschäftigungsanteil. Die durchschnittliche Beschäftigtenzahl neuer Unternehmen betrug 2014 zwischen 0,8 Personen in den Niederlanden bis zu mehr als 2 Personen in Kroatien und Rumänien und dem Spitzenwert von durchschnittlich 2,4 Personen im Vereinigten Königreich. 2013 waren die Unternehmensschließungsraten in Belgien besonders niedrig (3,5 %); ansonsten bewegten sie sich zwischen 5,0 % und 15,0 %, wobei Portugal (16,1 %) und Litauen (18,1 %) über dieser Spanne lagen.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

In der strukturellen Unternehmensstatistik von Eurostat werden die Struktur, die Führung und die Leistungsfähigkeit von Wirtschaftsaktivitäten bis zur untersten Gliederungsebene der Wirtschaftszweige (mehrere hundert Bereiche) beschrieben. Ohne diese strukturbezogenen Hintergrundinformationen wäre es schwierig, kurzfristige Konjunkturdaten zu interpretieren.

Erfassung, Einheiten und Klassifikationen

Die strukturelle Unternehmensstatistik erfasst die gewerbliche Wirtschaft mit Industrie, Baugewerbe und vielen Dienstleistungsbereichen (Abschnitte B bis N und Abteilung 95 der NACE Rev. 2). Die Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (Abschnitt K der NACE Rev. 2) wird innerhalb der strukturellen Unternehmensstatistik gesondert behandelt, da dieser Bereich besondere Eigenarten aufweist und die meisten standardmäßigen Unternehmensstatistiken hierfür nur begrenzt verfügbar sind. Als „nichtfinanzieller Bereich der gewerblichen Wirtschaft“ werden in der Unternehmensstatistik in der Regel die Wirtschaftszweige bezeichnet, die unter die Abschnitte B bis J und L bis N sowie die Abteilung 95 der NACE Rev. 2 fallen, sowie die Einheiten, die die entsprechenden Tätigkeiten ausüben. Die strukturelle Unternehmensstatistik erfasst allerdings weder die Bereiche Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei noch die öffentliche Verwaltung und (weitgehend) nicht marktbestimmte Dienstleistungen wie Bildungs- und Gesundheitswesen.

Die strukturelle Unternehmensstatistik beschreibt die gewerbliche Wirtschaft durch die Beobachtung der Einheiten, die eine wirtschaftliche Tätigkeit ausüben, wobei diese Einheit in der Regel das Unternehmen ist. Ein Unternehmen übt eine oder mehrere Tätigkeiten an einem oder mehreren Standorten aus und kann eine oder mehrere rechtliche Einheiten umfassen. Unternehmen, die in mehr als einem Wirtschaftszweig tätig sind (und die von ihnen erwirtschaftete Wertschöpfung, ihr Umsatz sowie ihre Beschäftigten usw.), werden unter der NACE-Position erfasst, die ihrer Haupttätigkeit entspricht. Das ist normalerweise die Tätigkeit, die den größten Teil der Wertschöpfung generiert.

Die NACE Rev. 2 wurde Ende 2006 angenommen und in der strukturellen Unternehmensstatistik ab dem Bezugsjahr 2008 angewandt. Damit wurde eine breiter angelegte und detailliertere Erfassung von Informationen zu Dienstleistungen ermöglicht, und zugleich wurde die Systematik dahingehend aktualisiert, dass neue Wirtschaftszweige besser dargestellt werden können.

Rechtsgrundlage für die Erhebung der Daten der strukturellen Unternehmensstatistik ist die Verordnung (EG) Nr. 295/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates über die strukturelle Unternehmensstatistik. Für die Erhebung maßgeblich sind die Definitionen, Aufgliederungen und Fristen für die Bereitstellung der Daten sowie verschiedenen Qualitätsaspekte, die in den entsprechenden Durchführungsverordnungen festgelegt sind.

Aus verschiedenen Gründe wie dem Bestreben, den Verwaltungsaufwand für die Befragten zu verringern und den von Nutzern angemeldeten Bedarf an neuen Daten zu decken, kam es zu einer Änderung der Rechtsgrundlage. Durch die Verordnung (EU) Nr. 446/2014 der Kommission vom 2. Mai 2014 wurde die Verordnung (EG) Nr. 295/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates ebenso geändert wie zwei Durchführungsverordnungen der Kommission, nämlich die Verordnung (EG) Nr. 251/2009 der Kommission und die Verordnung (EU) Nr. 275/2010 der Kommission, die die zu erstellenden Datenreihen bzw. die Kriterien für die Bewertung der Qualität der strukturellen Unternehmensstatistik betreffen.

Die Datensammlung zur strukturellen Unternehmensstatistik besteht aus einem gemeinsamen Modul (Anhang 1), das Basisstatistiken für alle Wirtschaftszweige enthält, und sechs bereichsspezifischen Anhängen, die eine umfassendere Merkmalsliste abdecken. Bei den bereichsspezifischen Anhängen handelt es sich um Industrie, Handel, Baugewerbe, Versicherungsgewerbe, Kreditinstitute und Pensionsfonds. 2008 wurden in zwei weiteren Anhängen Dienstleistungen für Unternehmen und Unternehmensdemografie hinzugefügt.

Größenklassen und regionale Analyse

Strukturelle Unternehmensstatistiken liegen auch untergliedert nach Regionen oder Unternehmensgrößenklassen vor. In der strukturellen Unternehmensstatistik werden Größenklassen nach der Zahl der Beschäftigten definiert; ausgenommen sind spezifische Datenreihen innerhalb des Einzelhandels, für die auch die Umsatzgrößenklassen herangezogen werden können. Ein begrenzter Satz von Standardvariablen der strukturellen Unternehmensstatistik (z. B. Zahl der Unternehmen, Umsatz, Wertschöpfung und Beschäftigte) wird nach Größenklassen meist bis zur dreistelligen Ebene (Gruppe) der NACE analysiert. Für statistische Zwecke gelten als KMU im Allgemeinen Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten. Die Zahl der Größenklassen ist je nach Wirtschaftszweig unterschiedlich. Für die Darstellung der Ergebnisse in diesem Artikel gelten folgende Hauptgruppen:

  • kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit weniger als 250 Beschäftigten, weiter untergliedert in:
    • Kleinstunternehmen (weniger als 10 Beschäftigte);
    • kleine Unternehmen (10 bis 49 Beschäftigte);
    • mittlere Unternehmen (50 bis 249 Beschäftigte);
  • große Unternehmen (250 und mehr Beschäftigte).

Die strukturelle Unternehmensstatistik enthält einen umfassenden Satz von Basisvariablen zur Beschreibung unternehmensdemografischer und beschäftigungspolitischer Merkmale sowie finanzielle Variablen (vor allem für Betriebsergebnis und Ausgaben oder Investitionen). Darüber hinaus werden abgeleitete Indikatoren wie Quoten finanzieller Messgrößen oder Pro-Kopf-Werte erstellt.

Unternehmensdemografie

Statistiken, die sich auf Unternehmensgründungen, den Fortbestand von Unternehmen (weiterverfolgt bis fünf Jahre nach ihrer Gründung) und Unternehmensschließungen beziehen, werden als Statistiken zur Unternehmensdemografie bezeichnet. In diesem Zusammenhang gelten folgende Definitionen:

  • Eine Unternehmensgründung ist mit der Schaffung einer Kombination von Produktionsfaktoren gleichzusetzen, soweit keine anderen Unternehmen an diesem Ereignis beteiligt sind. Nicht als Unternehmensgründung gelten Zugänge zum Bestand infolge von Fusion, Auflösung, Abtrennung oder Umstrukturierung einer Unternehmensgruppe; ebenfalls nicht mitgezählt werden Zugänge zu einer Teilpopulation, die sich nur aus einem Wechsel des Tätigkeitsbereichs ergeben. Die Unternehmensgründungsrate bezeichnet die Zahl der Gründungen gemessen am Bestand aktiver Unternehmen.
  • Eine Unternehmensschließung ist mit der Auflösung einer Kombination von Produktionsfaktoren gleichzusetzen, soweit keine anderen Unternehmen an diesem Ereignis beteiligt sind. Ein Unternehmen wird nur unter den Unternehmensschließungen erfasst, wenn es nicht innerhalb von zwei Jahren reaktiviert wird. Ebenso gilt eine Reaktivierung innerhalb von zwei Jahren nicht als Unternehmensgründung.

Unternehmen unter ausländischer Kontrolle

Statistiken über Auslandsunternehmenseinheiten (Foreign Affiliates Statistics, FATS) liefern Daten, die zur Beurteilung des Einflusses unter ausländischer Kontrolle stehender Unternehmen auf die europäische Wirtschaft herangezogen werden können. Darüber hinaus können diese Daten zur Überwachung der Wirksamkeit des Binnenmarktes und der Integration der Volkswirtschaften im Rahmen der Globalisierung genutzt werden. Bei einer Auslandsunternehmenseinheit handelt es sich nach der Definition in der Statistik über Auslandsunternehmenseinheiten im Inland (Inward Foreign Affiliates Statistics, Inward FATS) um ein in einem Land ansässiges Unternehmen, das von einer nicht im selben Land ansässigen institutionellen Einheit kontrolliert wird. Für die Kontrolle gilt das Konzept der „institutionellen Einheit, die letztlich die Kontrolle ausübt“ (Ultimate Controlling Unit, UCI), wonach die UCI diejenige institutionelle Einheit in der Kontrollkette einer Auslandsunternehmenseinheit ist, die von keiner anderen institutionellen Einheit kontrolliert wird.

Kontext

Im Oktober 2010 legte die Europäische Kommission eine Mitteilung über eine neue Industriepolitik vor. Unter dem Titel „Eine integrierte Industriepolitik für das Zeitalter der Globalisierung“ (KOM(2010) 614 endg.) wurde eine Strategie vorgestellt, die industrieller Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit Vorrang einräumt. Dabei handelte es sich um eine Leitinitiative der Strategie Europa 2020 zur Förderung von Wachstum und Beschäftigung durch den Erhalt und die Unterstützung einer starken, diversifizierten und wettbewerbsfähigen industriellen Basis in Europa mit gut bezahlten Arbeitsplätzen bei gleichzeitiger Verringerung der CO2-Emissionen. Diese Initiative sah eine strategische Agenda vor, und neben einigen bereichsübergreifenden Maßnahmen wurden gezielte Maßnahmen für bestimmte Industriezweige vorgeschlagen, um insbesondere ihre Leistung im Bereich „grüner Innovation“ zu verbessern. Im Oktober 2012 legte die Europäische Kommission zur Aktualisierung dieser Strategie eine Mitteilung mit dem Titel „Eine stärkere europäische Industrie bringt Wachstum und wirtschaftliche Erholung“ (COM(2012) 582 final) vor. Dabei ging es um die Beschleunigung der bereits im Zuge früherer Maßnahmen zur Entwicklung der Industriepolitik in Angriff genommenen Reformen, um insbesondere die Investitionen in neue Technologien zu erhöhen. Im Januar 2014 nahm die Europäische Kommission eine weitere Mitteilung mit dem Titel „Für ein Wiedererstarken der europäischen Industrie“ an. Darin erläutert sie ihre Hauptprioritäten im Bereich der Industriepolitik, gibt einen Überblick über bereits durchgeführte Maßnahmen und schlägt neue Maßnahmen vor, mit denen die Ziele rascher erreicht werden sollen.

Der Binnenmarkt gehört weiterhin zu den wichtigsten Prioritäten der EU. Die wesentlichen Grundsätze des Binnenmarktes für Dienstleistungen sind im EG-Vertrag festgelegt. Dieser garantiert EU-Unternehmen die Freiheit, sich in anderen Mitgliedstaaten niederzulassen, und die Freiheit, auf dem Staatsgebiet eines anderen Mitgliedstaates als dem, in dem sie ihren Sitz haben, Dienstleistungen zu erbringen. Ziel der Richtlinie 2006/123/EG vom 12. Dezember 2006 über Dienstleistungen im Binnenmarkt ist die Beseitigung von Hindernissen für den Handel mit Dienstleistungen, um die Entwicklung grenzüberschreitender Tätigkeiten zu ermöglichen. Sie soll zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit nicht nur von Dienstleistungsunternehmen, sondern auch der gesamten europäischen Industrie beitragen. Es wird erwartet, dass die Richtlinie zu wirtschaftlichem Wachstum und zur Schaffung von Arbeitsplätzen beitragen wird. Außerdem sieht sie eine Vereinfachung von Verwaltungsabläufen vor und unterstützt damit die Agenda für bessere Rechtsetzung.

Im April 2011, kurz vor dem 20. Jahrestag der Einführung des Binnenmarktes, veröffentlichte die Europäische Kommission eine Mitteilung mit dem Titel „Binnenmarktakte – Zwölf Hebel zur Förderung von Wachstum und Vertrauen“ (KOM(2011) 206 endg.), die auf eine Verbesserung des Binnenmarktes für Unternehmen, Arbeitnehmer und Verbraucher abzielt (siehe Artikel „Industrie- und Dienstleistungsstatistiken – Einführung“). Im Oktober 2012 schlug die Europäische Kommission in ihrer Mitteilung „Binnenmarktakte II – Gemeinsam für neues Wachstum“ (COM(2012) 573 final) ein zweites Maßnahmenpaket vor, um den Binnenmarkt weiter voranzubringen und sein ungenutztes Potenzial als Wachstumsmotor auszuschöpfen.

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) werden häufig als Rückgrat der europäischen Wirtschaft bezeichnet, weil sie Arbeitsplätze schaffen und zum Wirtschaftswachstum beitragen können. Im Juni 2008 nahm die Europäische Kommission eine Mitteilung mit dem Titel„Der ‚Small Business Act‘ für Europa“ (SBA) an. Diese Regelung für kleine und mittlere Unternehmen soll die Herangehensweise an die unternehmerische Tätigkeit insgesamt verbessern und das Prinzip der „Vorfahrt für KMU“ (auf Englisch) in der Politik von der Rechtsetzung bis zum öffentlichen Dienst fest verankern. Um das Wachstum von KMU zu fördern, sollen sie bei der Bewältigung von Problemen, die ihre Entwicklung hemmen, unterstützt werden. In der Mitteilung werden zehn Grundsätze festgelegt, die für die Planung und Durchführung politischer Maßnahmen sowohl auf EU-Ebene als auch auf nationaler Ebene maßgebend sein sollen, um EU-weit einheitliche Voraussetzungen für KMU zu schaffen und das administrative und rechtliche Umfeld so zu verbessern, dass diese Unternehmen ihr Beschäftigungs- und Wachstumspotenzial voll ausschöpfen können. Ein spezifisches und weitreichendes Paket neuer Maßnahmen mit vier Vorschlägen für neue Rechtsvorschriften soll die praktische Umsetzung dieser Grundsätze in der EU und auf nationaler Ebene gewährleisten.

Eine „Überprüfung des ‚Small Business Act‘ für Europa“ wurde im Februar 2011 veröffentlicht. Darin wurden die bisherigen Fortschritte dargestellt und zahlreiche neue Maßnahmen festgelegt, um auf die Herausforderungen infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise zu reagieren. Der aktualisierte „Small Business Act“ soll dazu beitragen, dass die wichtigsten Ziele der Strategie Europa 2020 für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum verwirklicht werden. Vor diesem Hintergrund hat die Europäische Kommission eine öffentliche Konsultation zum SBA (auf Englisch) eingeleitet. Sie möchte Rückmeldungen und Ideen zusammenzutragen, die Anhaltspunkte dafür liefern, wie der SBA überarbeitet werden könnte, um die KMU und die Unternehmer auf europäischer Ebene im Zeitraum 2015-2020 besser zu unterstützen.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

SBS (SUS) – Hauptindikatoren (t_sbs_na)
SBS (SUS) – Dienstleistungen (t_serv)
Statistiken der Unternehmensdemografie – alle Aktivitäten (t_bd)
Vom Ausland kontrollierte EU-Unternehmen – inward FATS (t_fats)

Datenbank

SBS (SUS) – Hauptindikatoren (sbs_na)
SBS (SUS) – Industrie und Baugewerbe (sbs_ind_co)
SBS (SUS) – Handel (sbs_dt)
SBS (SUS) – Dienstleistungen (serv)
SBS (SUS) – Regionaldaten – alle Aktivitäten (sbs_r)
Unternehmensdemografie (bd)
Vom Ausland kontrollierte EU-Unternehmen – inward FATS (fats)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

ESMS-Metadaten

Veröffentlichungen

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)