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Letzte Textaktualisierung: Mai 2015.

Wissenschaft und Technologie

Wissenschaft ist Teil nahezu jedes Aspekts unseres Lebens: Wir brauchen nur den Lichtschalter zu betätigen, schon geht das Licht an. Wenn wir krank sind, helfen uns Arzneimittel, wieder gesund zu werden. Wenn wir uns mit einem Freund unterhalten wollen, greifen wir einfach zum Telefon oder schicken ihm eine SMS oder E-Mail. Europa kann auf eine lange Tradition herausragender Leistungen in Forschung und Innovation zurückblicken – die industrielle Revolution hatte ihren Ursprung in Europa. Heute ist die Europäische Union (EU) in einer ganzen Reihe modernster Industriezweige weltweit führend, beispielsweise in der Biotechnologie, der Pharmaindustrie, in der Telekommunikationsbranche und in der Luft- und Raumfahrt.

Forschung und Entwicklung (F u E) gelten vielfach als Triebkräfte für wirtschaftliches Wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen, doch reicht ihr Einfluss weit über den rein wirtschaftlichen Bereich hinaus, da Forschung und Entwicklung unter anderem zur Lösung von Umweltfragen oder Beseitigung von Sicherheitsbedrohungen auf internationaler Ebene beitragen, für bessere Lebensmittelsicherheit sorgen oder zur Entwicklung neuer Arzneimittel für die Prävention und Bekämpfung von Krankheiten und chronischen Erkrankungen führen können.

Internationale Statistik

Die amtlichen europäischen Statistiken über Wissenschaft und Technologie bieten ein herausragendes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen internationalen Statistikorganisationen. Für den Bereich der F u E-Statistik wird eine gemeinsame Erhebung von OECD und Eurostat herangezogen, die sich auf die Erhebung von Informationen nach den im Frascati-Handbuch (auf Englisch) festgelegten Leitlinien stützt.

Im Themenbereich Humankapital nahm Eurostat an den ersten beiden Runden (2006 und 2009) einer gemeinsamen internationalen Erhebung mit der OECD und der UNESCO teil, in deren Rahmen die Entwicklung international vergleichbarer Indikatoren für die berufliche Laufbahn und die Mobilität von promovierten Akademikern (CDH -Statistiken — auf Englisch) angestrebt wurde.

Im Bereich der Innovationsstatistik führt Eurostat eine Gemeinschaftserhebung über Innovationdurch, die sich auf die Leitlinien des Oslo -Handbuchs (auf Englisch) stützt, das gemeinsam mit anderen Dienststellen der Europäischen Kommission und der OECD erstellt wird.

Im Rahmen der Taskforce zur Internationalen Patentstatistik, der das Europäische Patentamt (EPA), das Patent- und Markenamt der Vereinigten Staaten (USPTO) (auf Englisch), die OECD, die Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) (auf Englisch), das japanische Patentamt (JPO) (auf Englisch), das koreanische Amt für geistiges Eigentum (KIPO) (auf Englisch) und die Wissenschaftsstiftung der Vereinigten Staaten (NSF) (auf Englisch) angehören, hat Eurostat an der Verbesserung von PATSTAT, der wichtigsten Patentstatistik-Datenbank, gearbeitet. PATSTAT ist eine harmonisierte Datenbank des EPA, die Informationen über Patentanmeldungen bei der WIPO und beim EPA sowie Angaben über die vom USPTO erteilten Patente (und Daten von über 70 weiteren nationalen Patentämtern) enthält. Um Fragen im Zusammenhang mit der Erfassung und Analyse des breiteren Spektrums der Rechte des geistigen Eigentums (IP) offiziell anzugehen, wurde die Taskforce zur Internationalen Patentstatistik 2014 offiziell in Taskforce zur Internationalen IP-Statistik umbenannt, in der nun auch das australische Amt für geistiges Eigentum (IPA) (auf Englisch) und das Amt für geistiges Eigentum des Vereinigten Königreichs (UKIPO) (auf Englisch) als Vollmitglieder vertreten sind. Im selben Jahr begann Eurostat, Daten über Gemeinschaftsmarken und Gemeinschaftsgeschmacksmuster zu erheben, um die Patentdaten durch Statistiken dieser nicht technologiegestützten Verfahren zum Schutz der Rechte des geistigen Eigentums zu ergänzen.

Die Innovationsunion und der Leistungsanzeiger der Innovationsunion

Im Oktober 2010 startete die Europäische Kommission eine Leitinitative der Strategie Europa 2020 unter der Bezeichnung „Innovationsunion“ (KOM(2010) 546 endg.). In ihrer Mitteilung stellt die Kommission ein strategisches Konzept vor, mit dem unterschiedlichen Herausforderungen, z. B. Klimawandel, Energie- und Lebensmittelsicherheit, Gesundheit und Bevölkerungsalterung, begegnet werden soll. Die darin unterbreiteten Vorschläge sehen vor, dass Maßnahmen des öffentlichen Sektors dazu eingesetzt werden, Anreize für die Privatwirtschaft zu setzen und Engpässe zu beseitigen, die verhindern, dass Ideen zur Marktfähigkeit heranreifen (z. B. Zugang zu Finanzmitteln, fragmentierte Forschungssysteme und Märkte, unzureichende Nutzung des öffentlichen Auftragswesens zur Innovationsförderung und schnellere Entwicklung harmonisierter Normen und technischer Spezifikationen). Im März 2013 erschien die Mitteilung der Europäischen Kommission „Stand der Innovationsunion 2012 — Beschleunigung des Wandels“ (COM(2013) 149 final), in der die Fortschritte hinsichtlich der 34 Selbstverpflichtungen der Innovationsunion überprüft wurden. Bei der Überprüfung wurde festgestellt, dass über 80 % der Selbstverpflichtungen (zum damaligen Zeitpunkt) bereits angelaufen waren. Im Juni 2014 veröffentlichte die Europäische Kommission die Mitteilung „Forschung und Innovation: Voraussetzungen für künftiges Wachstum“ (COM(2014) 339 final) und gleichzeitig einen aktualisierten Bericht über den Stand der Innovationsunion State of the innovation union — taking stock 2010–2014(auf Englisch). Weitere Informationen finden sich im Artikel über Innovationsstatistik.

Der Leistungsanzeiger der Innovationsunion (auf Englisch) (früher „Innovationsanzeiger“) wird zur Überwachung der Umsetzung der Innovationsunion verwendet. Dieses Instrument enthält eine vergleichende Bewertung der Leistung der EU-Mitgliedstaaten, Islands, Norwegens, der Schweiz, der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien, Serbiens und der Türkei sowie zehn weiterer globaler Wettbewerber [1] und der relativen Stärken und Schwächen ihrer Forschungs- und Innovationssysteme. Der Leistungsanzeiger 2014 (auf Englisch) basiert auf 25 forschungs- und innovationsbezogenen Indikatoren, die in drei Hauptarten und acht Innovationsdimensionen unterteilt wurden und Folgendes abdecken:

  • Voraussetzungen wie Humanressourcen, Finanzierung und Förderung, offene und exzellente Forschungssysteme
  • Unternehmenstätigkeiten wie Investitionen, Vernetzung und Unternehmergeist oder intellektuelles Kapital und
  • Erträge wie Innovatoren und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen

Horizont 2020 — das Rahmenprogramm

Die Forschung in Europa wird zwar überwiegend aus privaten und/oder öffentlichen Mitteln auf nationaler Ebene finanziert, wobei seit ihrer Einführung im Jahr 1984 die Forschungsrahmenprogramme der EU bei multidisziplinären Forschungsaktivitäten eine führende Rolle spielen.

Horizont 2020 (auf Englisch) ist das Rahmenprogramm für Forschung und Innovation für den Zeitraum von 2014 bis 2020 und stützt sich auf das Siebte Rahmenprogramm für Forschung und technologische Entwicklung (RP7), das Rahmenprogramm für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation (CIP) und das Europäische Institut für Innovation und Technologie (EIT). Durch die Verknüpfung von Forschung und Innovation legt Horizont 2020 den Schwerpunkt auf Wissenschaftsexzellenz, die führende Rolle der Industrie und gesellschaftliche Herausforderungen. Damit soll sichergestellt werden, dass Europa wissenschaftliche Leistungen auf Weltklasseniveau hervorbringt, Innovationshindernisse beseitigt und dem öffentlichen und privaten Sektor die Zusammenarbeit erleichtert, um gemeinsam Innovation zu schaffen. Das Rahmenprogramm wird ergänzt durch weitere Maßnahmen zur Vervollständigung und Weiterentwicklung des EFR. Diese Maßnahmen werden auf die Beseitigung von Hindernissen bei der Schaffung eines Binnenmarktes für Wissen, Forschung und Innovation abzielen. Im Dezember 2013 wurden die Verordnung (EU) Nr. 1291/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates über Horizont 2020 und die Verordnung (Euratom) Nr. 1314/2013 des Rates über das Programm der Europäischen Atomgemeinschaft für Forschung und Ausbildung verabschiedet, die zusammen das Programm Horizont 2020 bilden. Hinzu kamen weitere Rechtakte, etwa:

  • die Regeln für die Teilnahme am Programm
  • das spezifische Programm (mit Zielen und Durchführungsbestimmungen, Programmlaufzeit und erforderlichen Mitteln) für Horizont 2020
  • und Änderungen betreffend das Europäische Innovations- und Technologieinstitut (auf Englisch)

Der Gesamthaushalt für Horizont 2020 (auf Englisch) beträgt80 Mrd. EUR; rund zwei Fünftel davon (39 %) sind für Maßnahmen im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Herausforderungen vorgesehen, etwa ein Drittel (32 %) für Arbeiten auf dem Gebiet der Wissenschaftsexzellenz (hauptsächlich durch den Europäischen Forschungsrat) und mehr als ein Fünftel (22 %) für Arbeiten im Zusammenhang mit der führenden Rolle der Industrie.

Europäischer Forschungsraum

Im März 2000 beschloss der Europäische Rat von Lissabonldie Schaffung des Europäischen Forschungsraums (EFR). Der EFR dient dem offenen und transparenten Austausch von wissenschaftlichen und technischen Kenntnissen und Fertigkeiten, Ideen und Know-how. Die Forschung in Europa wird häufig als stark nach Ländern und Einrichtungen fragmentiert dargestellt; tatsächlich ist es so, dass es – bedingt durch die zunehmende Komplexität, den interdisziplinären Charakter und den hohen finanziellen Aufwand der Forschungsarbeit – für einzelne EU-Mitgliedstaaten schwierig ist, in wichtigen Fortschrittsfeldern von Wissenschaft und Technologie eine Führungsrolle zu übernehmen.

Der EFR erhielt im April 2007 mit dem Grünbuch der Europäischen Kommission Der Europäische Forschungsraum: Neue Perspektiven] (KOM(2007) 161 endg.) neue Impulse. Im Mai 2008 wurde der EFR im Rahmen des so genannten Ljubljana-Prozesses (auf Englisch) wiederbelebt, u. a. durch Initiativen in fünf verschiedenen Bereichen: Forscherlaufbahnen und -mobilität, Forschungsinfrastrukturen, Wissensaustausch, Forschungsprogramme und internationale Zusammenarbeit im Bereich Wissenschaft und Technologie. Entsprechend sollen im Rahmen des EFR in den Jahren bis 2020 ein einheitlicher europäischer Arbeitsmarkt für Forscher sowie einheitliche Märkte für Wissen und für innovative Waren und Dienstleistungen geschaffen werden. Darüber hinaus sollte der EFR den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses und den Dialog zwischen der Gesellschaft und der wissenschaftlichen und technologischen Gemeinschaft fördern, von einer starken, mit öffentlichen Mitteln unterstützten Wissenschafts- und Technologiebasis sowie Infrastrukturen und Kapazitäten für die Spitzenforschung in ganz Europa profitieren, die gemeinsame Gestaltung von politischen Maßnahmen in den Bereichen Forschung, Bildung und Innovation ermöglichen, große Herausforderungen im Rahmen strategischer Partnerschaften angehen und Europa in die Lage versetzen, gegenüber seinen wichtigen internationalen Partnern mit einer Stimme zu sprechen.

Die internationale Zusammenarbeit ist fester Bestandteil der Wissenschaftspolitik der EU. Sie umfasst Programme, die den Zugang Europas zu wissenschaftlichem Fachwissen in aller Welt verbessern, führende Wissenschaftler nach Europa bringen, zu internationalen Antworten auf gemeinsame Probleme beitragen und die Forschung in den Dienst der Außen- und der Entwicklungspolitik der EU stellen sollen. Im Dezember 2008 verabschiedete der Rat „Wettbewerbsfähigkeit“ eine Vision 2020 für den EFR, die die Einführung der Freizügigkeit für Forscher und den freien Verkehr von Wissen und Technologie als einer „fünften Grundfreiheit“ für den EU-Binnenmarkt vorsieht.

Im Juli 2012 wurde eine Mitteilung der Europäischen Kommission mit dem Titel „Eine verstärkte Partnerschaft im Europäischen Forschungsraum im Zeichen von Exzellenz und Wachstum“ (COM(2012) 392 final) veröffentlicht. Ziele sind die erhebliche Verbesserung der Forschungsleistung Europas sowie die Förderung von Wachstum und Beschäftigung.

Informationsgesellschaft

Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) wirken sich auf vielfältige Weise auf das tägliche Leben der Menschen aus, sowohl bei der Arbeit als auch zu Hause, etwa bei der Kommunikation oder beim Online-Kauf. IKT ist seit mehr als einem Jahrzehnt eine der Hauptantriebskräfte von Veränderungen in Gesellschaft und Unternehmen.

Erhebungen zur Informationsgesellschaft

EU-Statistiken zur Informationsgesellschaft stammen hauptsächlich aus zwei Erhebungen zur IKT-Nutzung. Der Schwerpunkt der einen Erhebung liegt auf den Haushalten, der der anderen auf den Unternehmen. Statistiken über die Informationsgesellschaft erfassen IKT-gestützte Entwicklungen in Unternehmen und Gesellschaft: Diese jährlichen Erhebungen verfolgen die Entwicklung von Kernvariablen im zeitlichen Verlauf und gehen ausführlicher auf andere Aspekte zu einem bestimmten Zeitpunkt ein.

Lag der Schwerpunkt der Erhebungen anfangs noch auf Fragen des Zugangs und der Konnektivität, so wurde ihr Erfassungsbereich später um eine Reihe von Themen (z. B. elektronische Behördendienste und elektronischer Handel) sowie sozioökonomische Analysen, etwa zur regionalen Vielfalt, zu geschlechtsspezifischen Aspekten, Alter, Bildungsunterschieden und der Beschäftigungsituation des Einzelnen in der Haushaltserhebung, oder um nach Unternehmensgröße (kleine, mittlere und große Unternehmen) aufgeschlüsselte Analysen in der Unternehmenserhebung erweitert.

Eine digitale Agenda für Europa und ein digitaler Binnenmarkt

Den politischen Hintergrund für IKT bildet eine Mitteilung der Europäischen Kommission über „Eine Digitale Agenda für Europa“ (KOM(2010) 245 endg./2), die eine Strategie zur Förderung einer florierenden digitalen Wirtschaft in der EU bis 2020 enthält. Die Digitale Agenda für Europa ist Teil der sieben Leitinitiativen im Rahmen der Strategie Europa 2020 für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum. In der Agenda werden sieben Schwerpunktbereiche für Maßnahmen genannt — Näheres siehe Artikel auf Informationsgesellschaft — darunter die Errichtung eines digitalen Binnenmarktes.

Tatsächlich ist eine der wichtigsten Prioritäten des Kollegiums der Kommissare, die ihr Amt 2014 antraten, die Schaffung eines digitalen Binnenmarktes mit folgenden Zielen: Festlegung gemeinsamer Datenschutzvorschriften, Reform der Vorschriften betreffend Telekommunikation, Copyright und Online-Käufe von Verbrauchern, Vereinfachung der Unternehmensgründung für Innovatoren, Förderung von IT-Kompetenzen und digitalem Lernen. Eine langfristige Strategie für den digitalen Binnenmarkt soll im Mai 2015 vorgelegt werden.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Haupttabellen

Datenbank

Spezieller Bereich

Weblinks

Fußnoten

  1. Australien, Brasilien, Kanada, China, Indien, Japan, Russland, Südafrika, Südkorea und die Vereinigten Staaten.