Statistics Explained

Archive:Statistik der Treibhausgasemissionen - Kohlendioxid-Fußabdruck

Dieser Statistics Explained Artikel wurde archiviert - für aktuelle Artikel über Umwelt siehe hier.

Datenauszug vom Mai 2017. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank.

Dieser Artikel enthält Schätzwerte (auf Englisch) für die Emissionen von Kohlendioxid (CO2), die durch die Endverwendung von Gütern in der EU-28 entstehen, auch „Kohlenstoff-Fußabdruck“ genannt. Eurostat schätzt den Kohlenstoff-Fußabdruck der EU-28 im Jahr 2014 auf 7,2 Tonnen pro Kopf. Der Großteil der Emissionen wird durch Produktionsaktivitäten in der EU verursacht.

Abbildung 1: CO2-Emissionen — Produktions- und Verbrauchsperspektive aufgeschlüsselt, EU-28, 2014
(in Tonnen CO2 je Einwohner)
Quelle: Eurostat (env_ac_io10)
Abbildung 2: Index der CO2-Emissionen — Produktions- und Verbrauchsperspektive, EU-28, 2008-2014
(2008 = 100)
Quelle: Eurostat (env_ac_io10)
Tabelle 1: Inländische und eingeführte CO2-Emissionen, nach Gütergruppen und letzte Verwendungskategorien, EU-28, 2014
Quelle: Eurostat (env_ac_io10)
Abbildung 3: CO2-Emissionen durch die Endverwendung der drei Gütergruppen mit den höchsten CO2-Emissionen, EU-28, 2008-2014
(Kilogramm CO2 pro Kopf)
Quelle: Eurostat (env_ac_io10)

Wichtigste statistische Ergebnisse

Durch Verbrauch und Produktion in der EU verursachte Kohlendioxidemissionen

Der rechte Balken in Abbildung 1 zeigt die durch die Endverwendung von Gütern in der Volkswirtschaft EU-28 verursachten CO2-Emissionen. Die Endverwendung von Gütern in der EU-28 umfasst den Verbrauch privater Haushalte und Staaten sowie die Verwendung von Gütern für Bruttoanlageinvestitionen, z. B. Investitionen in Gebäude, Anlagen und Maschinen, Kraftfahrzeuge und Infrastruktur. Die Schätzung beinhaltet die gesamten bei der Produktion freigesetzten CO2-Mengen einschließlich der Emissionen durch Vorleistungen (auf Englisch) and Emissionen im Ausland. Da vom Endprodukt ausgegangen wird, ergibt sich eine Verbrauchsperspektive hinsichtlich der CO2-Emissionen, die auch als verbrauchsbasierte Rechnung bezeichnet wird. Bei diesen Schätzwerten handelt es sich um den sogenannten „Kohlenstoff-Fußabdruck“. Der Kohlenstoff-Fußabdruck der EU-28 gibt an, wie viel CO2 durch die Nachfrage der EU-28 nach Gütern freigesetzt wurde.

Der Kohlenstoff-Fußabdruck der EU-28 im Jahr 2014 betrug 7,2 Tonnen CO2 pro Kopf. Er setzte sich zusammen aus etwa 1,6 Tonnen CO2 pro Kopf (t/Kopf), die unmittelbar bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe durch die privaten Haushalte entstanden (z. B. beim Beheizen von Gebäuden oder beim Betanken von Privatfahrzeugen), und 5,6 t/Kopf, die indirekt entlang der gesamten Produktionskette von Endprodukten entstanden, die in der EU-28 verbraucht oder investiert wurden. Ein Großteil dieser indirekten Emissionen (4,5 t/Kopf) stammte aus inländischen Produktionsaktivitäten innerhalb der EU-28. Ein kleinerer Teil von 1,1 t/Kopf entstand Schätzungen zufolge durch Produktionsaktivitäten außerhalb der EU-28, bei denen Halbwaren und Fertigerzeugnisse hergestellt wurden, die zur Endverwendung in die EU-28 eingeführt wurden.

Dieser Schätzwert für die in Einfuhren enthaltenen Emissionen beruht auf der Annahme, dass die eingeführten Güter mit ähnlichen Produktionstechnologien wie in der EU-28 hergestellt wurden („domestic-technology-assumption“). Durch die Einfuhr unterschiedlicher Waren und Dienstleistungen aus der übrigen Welt konnte die EU-28 also vermutlich 1,1 Tonnen CO2-Emissionen pro Kopf „vermeiden“, die andernfalls durch inländische Produktionsaktivitäten angefallen wären. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, z. B. in internationalen Energiestatistiken, dass in Ländern der übrigen Welt häufig kohlenstoffintensivere Produktionstechnologien eingesetzt werden, als sie in der EU üblich sind. Daher könnte der Schätzwert von 1,1 Tonnen CO2-Emissionen pro Kopf zu niedrig angesetzt sein.

Die CO2-Emissionen können auch aus der Produktionsperspektive betrachtet werden, also als Emissionen der Volkswirtschaft EU-28. 2014 beliefen sich diese Emissionen auf insgesamt 7,3 Tonnen CO2 pro Kopf (linker Balken in Abbildung 1). Die in der EU-28 entstandenen CO2-Emissionen setzten sich aus 1,6 t/Kopf direkten Emissionen der privaten Haushalte (z. B. zum Heizen und für den privaten Transport) und 5,7 t/Kopf aus inländischen Produktionsaktivitäten innerhalb der EU zusammen. Der Großteil dieser produktionsbedingten Emissionen entsteht bei der Produktion von Waren und Dienstleistungen für die Endverwendung in der EU (4,5 t/Kopf). Ein kleinerer Teil entfällt auf die Produktion von Waren und Dienstleistungen, die aus der EU ausgeführt werden (1,3 t/Kopf). Weitere Informationen über Luftschadstoffemissionen aus der Produktionsperspektive enthält der Artikel „Treibhausgasemissionen nach Wirtschaftszweigen und privaten Haushalten“ der Eurostat-Reihe „Statistics explained“.

Abbildung 2 zeigt die Entwicklung der gesamten CO2-Emissionen im Zeitverlauf aus der Verbrauchs- und der Produktionsperspektive. Die verbrauchsbasierten Emissionen haben im Zeitraum 2008 bis 2010 weniger zugenommen als die produktionsbasierten Emissionen, und in den Jahren nach 2011 sind sie stärker zurückgegangen. Dadurch hat sich im Laufe der Jahre der Abstand zwischen ihnen verbreitert. Die Differenz zwischen den beiden Perspektiven entspricht der Nettoausfuhr der mit den Gütern verbundenen Emissionen. In den vergangenen Jahren sind die eingeführten Emissionen stärker zurückgegangen als die in Ausfuhren enthaltenen Emissionen. Insgesamt war der Wert der Einfuhren in die EU-28 in EUR 2014 etwas höher als 2011. Wie bereits festgestellt wurde, werden die eingeführten Emissionen unter der Annahme geschätzt, dass die Produkte mit den gleichen Technologien wie in der EU hergestellt werden. Die EU-28 hat den Produktmix ihrer Einfuhren auf Erzeugnisse umgestellt, die nach Schätzungen auf der Grundlage von in der EU-28 verwendeten Produktionstechnologien weniger CO2-Emissionen verursachen.

Güter mit dem größten Beitrag zum Kohlenstoff-Fußabdruck

Tabelle 1 zeigt, welche Güter weltweit die meisten CO2-Emissionen verursacht haben (um die Nachfrage nach Gütern zur Endverwendung in der EU-28 zu decken). Die Endverwendung der Gütergruppe Energie-, Gas-, Wärme- und Kälteversorgung hat mit 0,86 t pro Person bzw. 855 kg/Kopf den größten Kohlenstoff-Fußabdruck. Dahinter folgt die Endverwendung von Gebäuden und Bauarbeiten mit 627 kg/Kopf, während die Endverwendung von Nahrungs- und Futtermitteln, Getränken und Tabakerzeugnissen mit einem Kohlenstoff-Fußabdruck von 416 kg/Kopf an dritter Stelle liegt.

Abbildung 3 zeigt die Entwicklung des Kohlenstoff-Fußabdrucks für die gleichen Gütergruppen im Zeitverlauf. Daraus geht hervor, dass der allgemeine Trend nicht unmittelbar von den Gütern mit dem höchsten Anteil am Fußabdruck bestimmt wird. Die Emissionen der Gütergruppe Energie-, Gas- Wärme- und Kälteversorgung waren 2014 nach einem zwischenzeitlichen Anstieg wieder auf dem gleichen Niveau wie am Ausgangspunkt 2008. Ein deutlich rückläufiger Trend der Emissionen der Gütergruppe Gebäude und Bauarbeiten setzte 2011 ein, nachdem sie vorher mehr oder weniger unverändert geblieben waren. Die Emissionen der Gütergruppe Nahrungs- und Futtermittel, Getränke und Tabakerzeugnisse waren 2014 etwas höher als 2008, doch insgesamt ist der Trend bei dieser dritten Gruppe am beständigsten.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Zwei wichtige Eurostat-Datenquellen wurden für die vorstehend dargestellte Analyse verwendet.

Die CO2-Emissionen aus der Produktionsperspektive stammen aus Luftemissionsrechnungen im Rahmen des Umweltrechnungsprogramms von Eurostat. Luftemissionsrechnungen erfassen den Ausstoß von Treibhausgasen und Luftschadstoffen in einer detaillierten Aufgliederung nach 64 Wirtschaftsbereichen und verschiedenen Tätigkeiten der privaten Haushalte.

Die Schätzungen des Kohlenstoff-Fußabdrucks basieren auf einer durch die Einbeziehung von Umweltparametern erweiterten Input-Output-Modellbildung. Grundlage dieser Modellbildung sind die genannten Luftemissionsrechnungen in Verbindung mit den Aufkommens- und Verwendungstabellen des ESVG. Auch die Untergliederung im linken Teil von Abbildung 1 in inländische und exportierte Emissionen, die Produktionsperspektive, ist ein Ergebnis dieser Modellbildung.

Kontext

Aufkommens- und Verwendungstabellen stellen die Produktions- und Verbrauchsaktivitäten von Volkswirtschaften detailliert dar. Sie bilden die Grundlage für die sogenannten Input-Output-Modelle und -Analysen. Sowohl die Tabellen als auch die Modelle sind wirksame Instrumente für eine ganzer Reihe politischer Bereiche. Der Schwerpunkt dieser Modelle wird in der Regel anhand einer Analyse langfristiger struktureller Veränderungen in den Volkswirtschaften ermittelt, indem beispielsweise Anteile an der Wertschöpfung, Anteile am Handel oder die entlang bestimmter Produktionsketten akkumulierte Wertschöpfung untersucht werden.

Durch die Einbeziehung von Umweltparametern wie Luftemissionen oder Energieverbrauch in die Input-Output-Modelle kann der Analysebereich erweitert werden. Solche durch Umweltaspekte erweiterten Input-Output-Analysen sind für Politikbereiche, die sich mit nachhaltiger Produktion und nachhaltigem Verbrauch (auf Englisch), der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen (auf Englisch) und mit Ressourceneffizienz (auf Englisch) befassen, besonders wichtig.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Datenbank

Emissionen von Treibhausgasen und Luftschadstoffen verursacht durch die letzte Verwendung von CPA08 Gütern – Input-Output Analysen, ESA 2010 (env_ac_io10)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)