Statistics Explained

Statistiken für die europäische Politik und Initiativen mit hoher Priorität

Letzte Textaktualisierung: April 2015. Die englische Version ist aktueller.

Wirkungsvolle politische Entscheidungen sind abhängig von der regelmäßigen Versorgung mit verlässlichen Daten. Die Statistik bietet als eine der Hauptquellen für derartige Informationen grundlegende quantitative Unterstützung bei der Ausarbeitung, Durchführung und Überwachung dieser politischen Maßnahmen. Sie ist auch ein wirksames Instrument für die Kommunikation mit der breiten Öffentlichkeit.

Der Informationsbedarf für politische Zwecke erfordert eine ständige Interaktion zwischen politischen Entscheidungsträgern und Statistikern: Politiker formulieren ihren Datenbedarf und Statistiker versuchen, den künftigen Bedarf vorherzusehen oder passen das statistische Produktionssystem entsprechend an. So können neue politische Maßnahmen sowohl im Hinblick auf die Steigerung der Qualität vorhandener als auch auf die Schaffung neuer Indikatoren zu Verbesserungen in der statistischen Produktion führen.

Politiker benötigen stark aggregierte Indikatoren, die ein synthetisches und klares Bild unterschiedlicher Phänomene zeichnen, an denen sie interessiert sind. Statistiker müssen daher Ausgangsdaten filtern und aggregieren, um die Verständlichkeit der Daten zu erhöhen und Informationen (oder Indikatoren) zu extrahieren.

In den letzten Jahren haben eine Reihe von Politikbereichen die Prioritäten und Aktivitäten von Eurostat maßgeblich beeinflusst:

Die Europäer legen großen Wert auf ihre Lebensqualität, zu der auch Aspekte wie eine saubere Umwelt, Sozialschutz, Wohlstand und Chancengleichheit gehören. In den letzten Jahren hat der Europäische Rat den Schwerpunkt seiner Tätigkeit auf mehrere Kernbereiche gelegt, die die zukünftige soziale, wirtschaftliche und umweltbezogene Entwicklung der EU gestalten sollen. Während sich die EU mit der Strategie Europa 2020 für die nächsten zehn Jahre das Ziel eines intelligenten, nachhaltigen und integrativen Wachstums gesetzt hat, will sie mit der Strategie für nachhaltige Entwicklung die Lebensqualität und den Wohlstand sowohl jetziger als auch künftiger Generationen verbessern, indem sie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen wirtschaftlicher Entwicklung, sozialem Zusammenhalt und Umweltschutz anstrebt. Darüber hinaus hat die 2008 einsetzende Finanz- und Wirtschaftskrise die Notwendigkeit einer breiteren Koordinierung der politischen Maßnahmen vor Augen geführt, so dass einschlägige statistische Informationen größeres Gewicht erhielten.

Die Wirtschafts- und Währungsunion und die Errichtung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Jahr 1999 erforderten ein breites Spektrum unterjähriger Konjunkturstatistiken, um die wirtschaftlichen und geldpolitisch relevanten Entwicklungen innerhalb des Euroraums zu messen und die Umsetzung einer gemeinsamen Geldpolitik zu unterstützen. Eine effiziente Geldpolitik ist angewiesen auf aktuelle, zuverlässige und umfassende Wirtschaftsstatistiken, die einen Überblick über die wirtschaftliche Situation geben. Diese unterjährigen Konjunkturstatistiken werden auch für eine Bewertung der Konjunktur benötigt.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist die bekannteste Messgröße für die makroökonomische Tätigkeit. Das BIP, das in den 1930er Jahren entwickelt wurde, ist zu einem Standard-Maßstab geworden, den politische Entscheidungsträger weltweit anwenden und der in öffentlichen Diskussionen häufig herangezogen wird. Es setzt sich allerdings die Erkenntnis durch, dass die Daten und Indikatoren zur Ergänzung des BIP verbessert werden müssen, und diese Notwendigkeit steht im Mittelpunkt einer Reihe internationaler Initiativen, die auch die veränderten gesellschaftlichen und politischen Prioritäten wie ökologische Nachhaltigkeit und soziale Eingliederung widerspiegeln.

Eurostat hat gemeinsam mit anderen Dienststellen der Europäischen Kommission auf den Bedarf der Politik in diesen Bereichen reagiert und dafür Sätze von Indikatoren zu EU-Politiken und Initiativen entwickelt. Aufgrund des Querschnittcharakters vieler politischer Maßnahmen werden einige Indikatoren zur Unterstützung mehrerer Politikbereiche verwendet. So ist der Anteil frühzeitiger Schul- und Ausbildungsabgänger ein Europa-2020-Indikator und gleichzeitig ein Maßstab für Indikatoren zu Beschäftigung und Sozialpolitik. Weitere Informationen zu den einzelnen Indikatorsätzen sind über spezielle Bereiche auf der Eurostat-Website zugänglich:

Europäisches Semester

Das 2010 als Antwort auf die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise ins Leben gerufene Europäische Semester (auf Englisch) ist ein Koordinierungsinstrument und wurde entwickelt, um eine bessere wirtschaftspolitische Steuerung und eine bessere Koordinierung der Politik in der EU zu ermöglichen. Dieser Rahmen betrifft:

  • die Umsetzung von Strukturreformen zur Gewährleistung von Fortschritten im Hinblick auf die vereinbarten Ziele der Strategie Europa 2020;
  • die Umsetzung der Steuerpolitik im Rahmen des Stabilitäts- und Wachstumspakts (SWP) zur Stärkung der wirtschaftspolitischen Steuerung und zur Sicherstellung der Haushaltsdisziplin;
  • die Vermeidung übermäßiger makroökonomischer Ungleichgewichte.

Das Europäische Semester ist ein jährliches Verfahren, das im November mit dem Jahreswachstumsbericht (JWB) und dem Warnmechanismusbericht (WMB) beginnt. Auf der Grundlage dieser Informationen werden die nationalen Reform-, Stabilitäts- und Konvergenzprogramme überprüft und aktualisiert. Der Rat schließt das jeweilige Europäische Semester im Juni/Juli des Folgejahres ab, indem er sich auf länderspezifische Empfehlungen (auf Englisch) einigt, wobei Bereiche hervorgehoben werden, in denen die Mitgliedstaaten weitere Maßnahmen ergreifen müssen.

Im Rahmen der Strategie Europa 2020 und des Europäischen Semesters hat Eurostat folgende Aufgaben:

  • die Gewährleistung der statistischen Unterstützung;
  • die Bereitstellung von methodischer Unterstützung bei der Auswahl und Definition von Indikatoren;
  • die Sicherstellung von Kontakten zu den anderen Generaldirektionen der Europäischen Kommission, insbesondere hinsichtlich der Definition und Auswahl von Indikatoren zur Unterstützung der Strategie;
  • die Erstellung und Lieferung der einschlägigen statistischen Daten;
  • die Wahrung hoher Qualitätsstandards für Daten.

Strategie Europa 2020

Europa 2020 ist die auf zehn Jahre ausgelegte Wachstums- und Beschäftigungsstrategie der EU. Sie wurde 2010 als Nachfolgerin der Lissabon-Strategie ins Leben gerufen. Den politischen Schwerpunkt der Strategie Europe 2020 bildet die Notwendigkeit eines neuen Weges zum Wachstum, der zu einer wissensbasierten, nachhaltigen und integrativen Wirtschaft führen kann, eines Weges, mit dem die strukturellen Schwächen der europäischen Wirtschaft beseitigt, deren Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität gesteigert und eine feste Basis für eine nachhaltige soziale Marktwirtschaft geschaffen werden kann. Das Ziel der Strategie besteht darin, die EU zu einer „intelligenten, nachhaltigen und integrativen“ Wirtschaft mit einem hohen Maß an Beschäftigung, Produktivität und sozialem Zusammenhalt werden zu lassen.

Europa-2020-Leitindikatoren

Die zentralen Bereiche, bei denen Handlungsbedarf besteht, beschränken sich auf fünf Kernziele auf EU-Ebene, die jeder Mitgliedstaat in nationale Ziele umsetzt. Diese Ziele werden zurzeit durch zehn Leitindikatoren gemessen, die die spezifische Situation der Wirtschaft und Gesellschaft jedes Mitgliedstaats widerspiegeln. Jeder Mitgliedstaat erstellt ein nationales Reformprogramm (NRP) mit den für die Überwachung der Fortschritte bei der Erreichung der Ziele, einschließlich bei der Umsetzung von Strukturreformen, erforderlichen Elementen. Die Europäische Kommission hat sieben Leitinitiativen eingeleitet, um die Erreichung der Ziele von Europa 2020 voranzutreiben.

Leitinitiative „Ressourcenschonendes Europa“

„Ressourcenschonendes Europa“ ist eine von sieben Leitinitiativen der Strategie Europa 2020. Darin wird beschrieben, wie Europa eine nachhaltigere Nutzung von natürlichen Ressourcen und die Umstellung auf eine ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft erreichen kann. Sie gibt einen langfristig angelegten Aktionsrahmen für viele Politikbereiche vor und unterstützt politische Programme in den Bereichen Klimaveränderung, Energie, Verkehr, Industrie, Rohstoffe, Landwirtschaft, Fischerei, biologische Vielfalt und regionale Entwicklung. Im Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa wird erläutert, wie die Wirtschaft Europas bis 2050 nachhaltig werden kann, und es werden Etappenziele bis 2020 genannt. Das Scoreboard zur Ressourceneffizienz misst die Fortschritte bei der Erreichung dieser Etappenziele und dient auch dazu, die Bedeutung der Beziehung zwischen Ressourcen und Wirtschaft zu kommunizieren und die Betroffenen mit einzubeziehen.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zur Strategie Europa 2020 sind unter folgenden Links zu finden:

Verfahren bei einem makroökonomischen Ungleichgewicht

Die Finanz-, Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise, die Europa seit 2008 erschüttert, hat zu einer breiten Palette von politischen Maßnahmen der EU geführt. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehörte die Schaffung eines Verfahrens bei einem makroökonomischen Ungleichgewicht (VMU) (auf Englisch), dessen Schwerpunkt auf der frühzeitigen Ermittlung von entstehenden oder dauerhaften makroökonomischen Ungleichgewichten in einem Mitgliedstaat liegt. Das VMU ist Teil eines Überwachungsrahmens zur möglichst frühzeitigen Erkennung potenzieller makroökonomischer Risiken sowie zum Verhindern oder Beheben schädlicher makroökonomischer Ungleichgewichte. Es ist ein System zur wirtschaftspolitischen Überwachung und zur Feststellung potenziell nachteiliger Entwicklungen für das ordnungsgemäße Funktionieren der Wirtschaft eines Mitgliedstaats, der Wirtschafts- und Währungsunion oder der EU insgesamt. Das Verfahren umfasst mehrere aufeinander folgender Phasen und beginnt mit dem Warnmechanismus-Bericht (WMB). Der VMU-Anzeiger enthält einige wenige relevante, praktische, einfache, messbare und verfügbare makroökonomische und makrofinanzielle Indikatoren. Diese Indikatoren sollten nicht als politische Ziele oder politische Instrumente angesehen werden; ihre Auslegung wird durch eine ökonomische Beurteilung und länderspezifischen Sachverstand ergänzt. Einmal jährlich wird eine Momentaufnahme der jüngsten verfügbaren Daten des VMU-Anzeigers gemacht, die zusammen mit einer wirtschaftlichen Auslegung (Bewertung/Beurteilung) die Grundlage des Warnmechanismus-Berichts (auf Englisch) bildet, den die Kommission jedes Jahr im November erstellt.

Indikatoren des VMU-Anzeigers

Mit den Indikatoren des VMU-Anzeigers werden die Hauptursachen makroökonomischer Ungleichgewichte erfasst, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf dem reibungslosen Funktionieren des Euroraums liegt. Deshalb besteht der Anzeiger aus Indikatoren, mit denen sich die Handelsbilanz, die Wettbewerbsposition und interne Ungleichgewichte überwachen lassen. Für jeden Indikator wurden indikative Schwellenwerte festgelegt. Der Anzeiger und die Schwellenwerte werden nicht mechanisch angewendet, da der Anzeiger durch eine wirtschaftliche Auslegung ergänzt wird. Mit dem Anzeiger sollen Mitgliedstaaten ermittelt werden, bei denen noch eingehender untersucht werden muss, ob es sich bei den durch das Frühwarnsystem ermittelten potenziellen Ungleichgewichten um problematische oder unproblematische Phänomene handelt. Darüber hinaus kann über einen speziellen Bereich auf der Website von Eurostat sowie über den ersten Zweig des Bereichs „Tabellen über EU-Politikbereiche“ des Navigationsbaums von Eurostat auf eine Reihe von Haupttabellen zugegriffen werden. Die Auswahl der Indikatoren des VMU-Anzeigers kann sich im Laufe der Zeit ändern.

Weitere Informationen

Stabilitäts- und Wachstumspakt

Der Stabilitäts- und Wachstumspakt (SWP) regelt die Haushaltsdisziplin in der EU. Durch die Festlegung eines Referenzwerts von 3 % des BIP für das jährliche einzelstaatliche Haushaltsdefizit und von 60 % des BIP für den öffentlichen Schuldenstand soll die Haushaltsdisziplin in der EU sichergestellt werden. Er besteht aus zwei Teilen, nämlich einer präventiven und einer korrektiven Komponente.

Stabilitäts- und Konvergenzprogramme und das Verfahren bei einem übermäßigen Defizit

Durch die Bestimmungen der präventiven Komponente (auf Englisch) des SWP sind die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten zu einer gesunden Finanzpolitik und koordinierung verpflichtet, indem sie sich jeweils ein Haushaltsziel, das so genannte mittelfristige Haushaltsziel setzen. In Stabilitäts- und Konvergenzprogrammen (SKP) legen die Mitgliedstaaten dar, wie sie ihr Ziel erreichen wollen.

Die korrektive Komponente (auf Englisch) des Stabilitäts- und Wachstumspakts beschreibt den Rahmen der EU-Mitgliedstaaten für die Ergreifung von Abhilfemaßnahmen bei einem übermäßigen Defizit. Wirksam wird die korrektive Komponente durch das Verfahren bei einem übermäßigen Defizit (auf Englisch).

Der Durchsetzungsmechanismus sieht die potenzielle Verhängung von Sanktionen gegen Länder vor, die die präventiven oder korrektiven Bestimmungen des Stabilitäts- und Wachstumspakts nicht einhalten. Derartige Maßnahmen gelten nur für die Mitgliedstaaten, die den Euro als Währung haben.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Stabilitäts- und Wachstumspakt der EU finden Sie auf der Website der Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen (auf Englisch) der Europäischen Kommission.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Europäischen Semester finden Sie unter: Das Europäische Semester in der Praxis.

Strategie für eine nachhaltige Entwicklung

Mit der EU-Strategie für eine nachhaltige Entwicklung (EU-SDS), die im Juni 2001 vom Europäischen Rat in Göteborg angenommen und im Juni 2006 neu ausgerichtet wurde, soll die Lebensqualität jetziger und künftiger Generationen kontinuierlich verbessert werden, indem wirtschaftliche Entwicklung, sozialer Zusammenhalt und Umweltschutz miteinander in Einklang gebracht werden.

Indikatoren für nachhaltige Entwicklung

Zur Beobachtung der Fortschritte der EU im Bereich der nachhaltigen Entwicklung werden mehr als 130 wirtschaftliche, soziale, ökologische und institutionelle Indikatoren herangezogen.

Die Indikatoren sind in zehn Themengruppen untergliedert und vier Indikatorstufen zugeordnet, die den Zielen und der Struktur der Strategie der EU für nachhaltige Entwicklung entsprechen: Leitindikator, operativer Indikator, umschreibender Indikator und kontextueller Indikator. Diese sind in weitere Unterthemen untergliedert, die die operativen Ziele und Maßnahmen der Strategie für nachhaltige Entwicklung widerspiegeln. Der Satz von Indikatoren für nachhaltige Entwicklung ist flexibel: Neue Indikatoren können als Reaktion auf veränderte Prioritäten bei der Strategie für nachhaltige Entwicklung hinzukommen, da sich von Zeit zu Zeit neue Problemfelder auftun.

Die drei obersten Stufen der Indikatoren stehen für die Struktur der neuen Strategie (Leitindikator, operative Ziele und Vorgaben sowie Maßnahmen/umschreibende Variablen) und tragen dem unterschiedlichen Nutzerbedarf Rechnung. Diese drei Stufen werden durch kontextuelle Indikatoren ergänzt, die nicht zur direkten Überwachung der mit der Strategie verfolgten Ziele dienen, allerdings wertvolle Hintergrundinformationen für Analysen liefern. Der Datensatz zu den Indikatoren für nachhaltige Entwicklung beschreibt auch Indikatoren, die noch nicht voll entwickelt, jedoch in Zukunft für einen vollständigeren Überblick über die erzielten Fortschritte notwendig sind. Dabei muss zwischen Indikatoren ausreichender Qualität (in der Entwicklung befindliche Indikatoren), die innerhalb von einigen Jahren zur Verfügung stehen dürften, und den Indikatoren unterschieden werden, die längerfristig zu entwickeln sind (zu entwickelnde Indikatoren).

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Indikatoren für Beschäftigungs- und Sozialpolitik

Diese Sammlung von Indikatoren dient der Beobachtung der Fortschritte in sieben EU-Politikbereichen sowie der Berichterstattung darüber und deckt verschiedene Aspekte der Beschäftigungs- und Sozialpolitik sowie der Gleichstellung und der Integration von Migranten ab.

Beschäftigungspolitische Leitlinien

Der Vertrag über die Arbeitsweise der EU sieht vor, dass der Rat jedes Jahr beschäftigungspolitische Leitlinien verabschiedet, an denen sich die Beschäftigungspolitik der EU-Mitgliedstaaten orientieren soll. Die Leitlinien für die Beschäftigungspolitik der Mitgliedstaaten sind eng mit den Leitlinien für die Wirtschaftspolitik der Mitgliedstaaten und der EU verbunden. Zusammen bilden sie die integrierten Leitlinien, die – ab 2010 – die Strategie Europa 2020 für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum unterstützen. Im März 2015 hat die Europäische Kommission neue integrierte Leitlinien vorgeschlagen, die, sobald sie angenommen sind, die integrierten Leitlinien von 2010 ersetzen.

Um die Fortschritte bei der Umsetzung der beschäftigungspolitischen Leitlinien zu überwachen wurde im Rahmen der Strategie Europa 2020 von der Europäischen Kommission, dem Beschäftigungsausschuss und dem Ausschuss für Sozialschutz (SPC) ein gemeinsamer Bewertungsrahmen (auf Englisch) entwickelt. Der gemeinsame Bewertungsrahmen ist ein auf Indikatoren basierendes Bewertungssystem. Es nutzt eine Reihe von Indikatoren zur Erfassung der aktuellen Lage und der langfristigen Entwicklungen in den EU-Mitgliedstaaten. Die Ergebnisse der Bewertung werden im Anzeiger für die Leistungen im Beschäftigungsbereich zusammengefasst, der zweimal jährlich vom Rat angenommen wird. Die meisten Indikatoren für die Überwachung und Analyse der beschäftigungspolitischen Leitlinien werden von Eurostat bereitgestellt.

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Soziale Eingliederung und Sozialschutz

Mit der Lissabon-Strategie wurde auch die offene Koordinierungsmethode (OKM) eingeführt, die einen Rahmen für die politische Koordinierung (ohne rechtliche Verpflichtungen) auf dem Gebiet der sozialen Eingliederung und des Sozialschutzes bildet. Dieser Rahmen besteht im Zuge der Strategie Europa 2020 weiter, auch wenn der gemeinsame Bewertungsrahmen für die beschäftigungspolitischen Leitlinien entwickelt wurde und auf die Aspekte der sozialen Eingliederung und des Sozialschutzes ausgeweitet wird.

Zu den Indikatoren, die Teil der offenen Methode der Koordinierung für Sozialschutz und soziale Eingliederung sind, gehören: sozialer Zusammenhalt, Wechselwirkung mit den Zielen der Lissabon-Strategie und den Strategien für nachhaltige Entwicklung sowie verantwortungsvolle Regierungsführung (so genannte übergreifende Indikatoren); soziale Eingliederung, Altersversorgung sowie Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege (so genannte gemeinsame Indikatoren). Anhand von gemeinsamen Indikatoren können bewährte Verfahren verglichen und darüber hinaus die Fortschritte in Bezug auf gemeinsame Zielvorgaben gemessen werden. Der Leitindikator zur Bewertung des Fortschritts in diesem Bereich ist die Zielvorgabe, dass bis 2020 die Zahl der von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffenen Menschen um mindestens 20 Millionen gesenkt werden soll.

Für Kinder, die in Armut aufwachsen, haben ein höheres Risiko, sozial ausgegrenzt zu werden und langfristig unter Gesundheitsproblemen zu leiden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie im späteren Leben ihr Potenzial uneingeschränkt entfalten, ist gering. Nach der vor kurzem erfolgten Annahme des Sozialinvestitionspakets und der Empfehlung „Investitionen in Kinder: Den Kreislauf der Benachteiligung durchbrechen“ wurde eine Liste von Indikatoren basierend auf drei Grundpfeilern – Zugang zu angemessenen Ressourcen, Zugang zu erschwinglichen, hochwertigen Leistungen, Recht des Kindes auf Teilhabe – entwickelt, um zu verdeutlichen, wie wichtig frühzeitiges Eingreifen und Prävention sind.

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Allgemeine und berufliche Bildung

Allgemeine und berufliche Bildung 2020 (ET 2020) ist ein strategischer Rahmen für die europäische Zusammenarbeit, mit dem auf die Herausforderungen bei der Schaffung eines wissensbasierten Europas mit dem Ziel, lebenslanges Lernen eine Realität für alle werden zu lassen, reagiert werden soll. Ziel dieses Rahmen ist es, die EU-Mitgliedstaaten beim Ausbau ihrer Systeme der allgemeinen und beruflichen Bildung zu unterstützen.

Die langfristigen strategischen Ziele der Bildungspolitik der EU sind: die Verwirklichung von lebenslangem Lernen und Mobilität; die Verbesserung der Qualität und Effizienz der allgemeinen und beruflichen Bildung; die Förderung der Gerechtigkeit, des sozialen Zusammenhalts und des aktiven Bürgersinns sowie die Förderung von Kreativität und Innovation – einschließlich unternehmerischen Denkens.

Mit einem für diese Strategie entwickelten kohärenten Indikator- und Benchmark-Rahmen sollen die politischen Maßnahmen überwacht werden. Für 2020 wurden acht Benchmarks festgelegt, darunter zwei Europa-2020-Benchmarks, nämlich der Anteil frühzeitiger Schul- und Ausbildungsabgänger und der Anteil der Personen mit Hochschulabschluss.

Die ET-2020-Indikatoren leiten sich überwiegend aus dem Europäischen Statistischen System ab, wobei sich einige noch in der Entwicklung befinden (z. B. Mobilität zu Lernzwecken).

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Informationsgesellschaft

Im Zusammenhang mit der erneuerten Lissabon-Agenda wurde ein strategischer Rahmen für eine europäische Informationsgesellschaft für Wachstum und Beschäftigung (i2010) geschaffen. Auf diesen wiederum folgte 2010 die Digitale Agenda für Europa, eine von sieben im Rahmen der Strategie Europa 2020 auf den Weg gebrachten Leitinitiativen.

Ein Benchmarking-Rahmen für die Messung der Fortschritte in Bezug auf das Programm i2010 wurde festgelegt und im April 2006 genehmigt; er enthielt einen Satz von Kernindikatoren und sah vor, dass jedes Jahr flexible Module zu bestimmten Themen festgelegt werden. Im November 2009 wurde eine neue Benchmarking-Initiative gebilligt, die den konzeptuellen Rahmen für die Sammlung von Statistiken umfasst und die Entwicklung einer Liste von Kernindikatoren für den Zeitraum bis einschließlich 2015 vorsieht. Weitere Informationen zu „Benchmarking Digital Europe“ (auf Englisch) sind auf der Website zur Digitalen Agenda zu finden.

Die jährlichen EU-Erhebungen über die Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) durch Haushalte und Einzelpersonen sind eine wichtige Informationsquelle für den Anzeiger zur Digitalen Agenda (Scoreboard). Zugang zu den Indikatoren und Hintergrundinformationen zur IKT-Nutzung durch Haushalte und Einzelpersonen erhalten Sie unter dem Abschnitt Informationsgesellschaft des speziellen Bereichs von Eurostat zu Beschäftigung und Sozialpolitik.

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Jugend

Die Jugendstrategie der EU (2010–18) zielt darauf ab, bessere Bildungs- und Arbeitschancen für junge Menschen sowie aktiven Bürgersinn, soziale Eingliederung und Solidarität zu fördern. Eine Expertengruppe hat eine Liste von EU-Jugendindikatoren entwickelt; diese enthält sowohl kontextuelle als auch spezifischere Indikatoren entsprechend den in der Strategie genannten acht Aktionsbereichen.

Zu den Politikbereichen, für die Indikatoren vorliegen, die überwiegend auf Eurostat-Daten basieren, gehören: Bildung und Ausbildung; Beschäftigung und unternehmerische Initiative; soziale Eingliederung; Gesundheit und Wohlstand; Kultur und Kreativität und Jugendpartizipation. Zu den Politikbereichen, für die Indikatoren vorliegen, die auf anderen Datenquellen basieren, nämlich auf Eurobarometer-Umfragen (auf Englisch), gehören: Freiwilligenarbeit sowie Jugend und die Welt.

Weitere Informationen

  • Spezieller Bereich von Eurostat zu Beschäftigung und Sozialpolitik mit Zugang zu Indikatoren für die Jugend.
  • Andere Indikatoren (z. B. diejenigen aus den Eurobarometer-Umfragen) sowie weitere Informationen zur EU-Jugendstrategie sind über den thematischen Abschnitt Jugend der Website der Generaldirektion Bildung und Kultur erhältlich.

Gleichstellung

Bei der Festlegung und Umsetzung ihrer Politiken und Maßnahmen arbeitet die EU darauf hin, Diskriminierungen aus Gründen des Geschlechts, der Rasse, der ethnischen Herkunft, der Religion oder der Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung zu bekämpfen. In einigen dieser Bereiche ist es bereits möglich, mit statistischen Mitteln abzuschätzen, ob und welche Fortschritte bei der Gleichstellung erzielt wurden, doch in anderen müssen noch entsprechende Informationen entwickelt werden. Bei Redaktionsschluss sind zwei Hauptstränge von Gleichstellungsindikatoren zu unterscheiden, die von Eurostat veröffentlicht werden, und zwar Indikatoren im Zusammenhang mit Geschlechtergleichstellung und solche mit Bezug zum Alter.

Die Informationen im Zusammenhang mit der Geschlechtergleichstellung werden nach folgenden Themen unterteilt: Bildung; Arbeitsmarkt; Einkommen und soziale Integration; Kinderbetreuung und Gesundheit. Eine ähnliche Liste wird zur Kategorisierung von Informationen verwendet, die im Hinblick auf Maßnahmen zur Gleichstellung der Altersgruppen erfasst wurden; allerdings fehlt hier die Kategorie Kinderbetreuung, dafür ist die Liste erweitert worden und umfasst nun eine Altersanalyse der Bevölkerung sowie die Nutzung von Informationstechnologie.

Weitere Informationen

Integration von Migranten

In der Erklärung von Saragossa, die 2010 angenommen und gebilligt wurde, wird die Europäische Kommission aufgefordert, Vorschläge für gemeinsame Integrationsindikatoren im Rahmen einer Pilotstudie zu prüfen und über die Verfügbarkeit und Qualität der für die Berechnung dieser Indikatoren notwendigen Daten aus vereinbarten harmonisierten Quellen zu berichten.

Die vollständige Liste der Integrationsindikatoren und der verfügbaren Daten, auch aus anderen Quellen, findet sich in dem Dokument „Indicators of immigrant integration — A pilot study“ (auf Englisch). Ein vorgeschlagener Satz gemeinsamer Indikatoren für die Integration von Migranten soll es erleichtern, die Situation von Einwanderern und die Ergebnisse der Integrationspolitik zu beobachten. Es wurden Indikatoren für die folgenden Politikfelder ermittelt: Beschäftigung; Ausbildung; soziale Integration und Bürgerengagement. Diese Indikatoren wurden in der 2011 durchgeführten Studie „Migrants in Europe — A statistical portrait of the first and second generation” (auf Englisch) weiterentwickelt. Ausgehend von der Analyse der vorliegenden Daten hat Eurostat im Jahr 2014 einige zusätzliche Indikatoren verbreitet.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zu sämtlichen Indikatoren für Beschäftigung und Sozialpolitik

  • Weitere Informationen zu sämtlichen Indikatoren für Beschäftigung und Sozialpolitik, einschließlich Informationen zu politischen Hintergründen, finden Sie im speziellen Bereich von Eurostat zu Beschäftigung und Sozialpolitik.

Statistiken zur Konjunkturanalyse und Wirtschafts- und Währungspolitik

Seit Oktober 2001 ist der spezielle Bereich auf der Eurostat-Website zu den Euro-Indikatoren/wichtigsten europäischen Wirtschaftsindikatoren (WEWI) eine wichtige Quelle für alle Nutzer amtlicher Statistiken, die mit Konjunkturdaten zu tun haben. Mit den Euro-Indikatoren/WEWI werden Konjunkturforschern, politischen Entscheidungsträgern, den Medien, Wissenschaftlern, Studierenden und anderen interessierten Nutzern umfassende, gut strukturierte und hochwertige Informationen geboten, die sie bei ihrer täglichen Arbeit sinnvoll einsetzen können. Das Herzstück der Euro-Indikatoren/WEWI umfasst einen Satz statistischer Indikatoren, der einen zuverlässigen und möglichst aktuellen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung der Eurozone, der EU und der einzelnen Mitgliedstaaten bietet.

Euro-Indikatoren / Wichtigste Europäische Wirtschaftsindikatoren (WEWI)

Die im Rahmen der Euro-Indikatoren/WEWI präsentierten Daten gruppieren sich um einen Satz mit den bedeutendsten statistischen Indikatoren, den so genannten wichtigsten europäischen Wirtschaftsindikatoren. Die Liste dieser Indikatoren ist der Mitteilung der Europäischen Kommission (2002) 661 endg.] zu entnehmen; sie wurde 2008 um drei Indikatoren zur Wohnstatistik erweitert, siehe den Sachstandsbericht des Wirtschafts- und Finanzausschusses (WFA) über den Informationsbedarf in der WWU (auf Englisch).

Die in acht Bereiche unterteilten Euro-Indikatoren/WEWI werden auf der Website von Eurostat auf drei Arten dargestellt: durch ausgewählte wichtigste europäische Wirtschaftsindikatoren (mit den 22 wichtigsten und aktuellsten Konjunkturindikatoren für den Euroraum und die EU); einen Satz von Tabellen zu den Euro-Indikatoren und die euro-indicators-Datenbank zu europäischen und nationalen Indikatoren für konjunkturelle Analysen.

Sachstandsberichte des Wirtschafts- und Finanzausschusses

Bei der Konzeption von WEWI wurden Aktualitätsvorgaben festgelegt. Seit 2002 werden die Fortschritte in Bezug auf diese Vorgaben und die verbleibenden Herausforderungen kontinuierlich überwacht. Jedes Jahr verfasst Eurostat in Zusammenarbeit mit der Europäischen Zentralbank einen Sachstandsbericht des WFA (auf Englisch) über den Informationsbedarf in der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU), der zuerst dem Wirtschafts- und Finanzausschuss (WFA) (auf Englisch) und dann dem Rat „Wirtschaft und Finanzen“ (ECOFIN) vorgelegt wird.

Weitere Informationen

BIP und mehr

In amtlichen Statistiken wird die Wirtschaftsentwicklung üblicherweise durch Indikatoren wie das Bruttoinlandprodukt (BIP) beschrieben. Das BIP allein sagt jedoch nichts darüber aus, wie gut (oder schlecht) es den Menschen und unserer Umwelt geht. Daher müssen diese statistischen Lücken mithilfe von Indikatoren gefüllt werden, die ergänzend zum BIP die Messung des sozialen und ökologischen Fortschritts erlauben. Im Jahr 2011 hat der Ausschuss für das Europäische Statistische System (ESS-Ausschuss) einen Bericht zum Thema „Messung von Fortschritt, Wohlbefinden und nachhaltiger Entwicklung angenommen, den die Patenschaftsgruppe vorgelegt hat, die gemeinsam von Eurostat und INSEE (Frankreich) geleitet wird. In dem Bericht sind fünfzig einschlägige Maßnahmen genannt, die das Europäische Statistische System ergreifen sollte.

Der Ausschuss für das Europäische Statistische System entschied, sich bei seiner Arbeit auf die folgenden Schwerpunkte zu konzentrieren:

  • mehrdimensionale Messung der Lebensqualität;
  • Sicht der Privathaushalte und Verteilungsaspekte hinsichtlich Einkommen, Konsum und Vermögen;
  • ökologische Nachhaltigkeit.

Mehrdimensionale Messung der Lebensqualität

Zur Messung der Lebensqualität der Menschen in Europa wurde ein umfassender Satz von Indikatoren entwickelt, wobei die EU-Statistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) als wichtigste Datenquelle diente. Diese Indikatoren sind nach wichtigen Aspekten untergliedert, darunter materielle Lebensbedingungen, Beschäftigung, Bildung, Gesundheit, Freizeit und soziale Beziehungen. Erfasst werden sowohl objektive Faktoren (wie Verfügbarkeit (Besitz oder Verwendung) materieller Ressourcen, Gesundheit, Beschäftigungsstatus, Lebensbedingungen usw.) sowie die subjektive Wahrnehmung der Menschen.

Sicht der Privathaushalte und Verteilungsaspekte hinsichtlich Einkommen, Konsum und Vermögen

Wissen wir, wie gut (oder schlecht) die privaten Haushalte tagtäglich zurechtkommen? Das BIP, das anerkannteste und am häufigsten verwendete Aggregat in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, erfasst nicht immer Veränderungen im materiellen Wohlergehen privater Haushalte. Statistiken über das durchschnittliche Einkommen, den durchschnittlichen Konsum und das durchschnittliche Vermögen sind zwar aussagekräftig, liefern aber dennoch kein vollständiges Bild über die Verteilung oder etwaige Ungleichheiten. So könnte z. B. ein Anstieg des Durchschnittseinkommens unterschiedlich auf die Bevölkerungsgruppen verteilt sein, sodass dann einige Haushalte im Vergleich schlechter gestellt sind als andere. Daher sollten neben den Durchschnittswerten für Einkommen, Konsum und Vermögen Indikatoren zur Verfügung stehen, die die Verteilung in den Haushalten darstellen.

Ökologische Nachhaltigkeit

Die wachsende Bedeutung von Umweltfaktoren macht es erforderlich, die Umwelt und ihre Erhaltungskapazität für künftige Generationen effektiver zu messen. Dazu gehören das Wohlergehen heutiger Generationen durch die Nutzung derzeitiger Umweltressourcen und -leistungen sowie zukunftsorientierte Aspekte der Erhaltung des an künftige Generationen weitergegebenen Naturkapitals. Um Indikatoren für die ökologische Nachhaltigkeit konzipieren zu können, müssen vor allem umweltökonomische Gesamtrechnungen als statistischer Rahmen entwickelt werden. Die Indikatoren beziehen sich häufig auf Statistiken zu den Strömen von ökologischen Waren und Dienstleistungen in Verbindung mit ihrer Nutzung in verschiedenen Wirtschaftsfunktionen. Bei der Entwicklung vergleichbarer Messgrößen müssen auch andere wichtige Aspekte wie Effizienz berücksichtigt werden.

Weitere Informationen

  • Spezieller Bereich von Eurostat zu BIP und mehr mit Zugang zu den Indikatoren für alle drei Schwerpunkte.