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Archive:Geschlechtsspezifische Statistiken auf regionaler Ebene

Daten extrahiert im März und April 2015.

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Anhand des Statistischen Atlasses von Eurostat können Sie alle Karten interaktiv verwenden (siehe Benutzerhandbuch (auf Englisch).

Dieser Artikel ist Bestandteil einer Reihe statistischer Artikel, die auf dem Eurostat-Jahrbuch der Regionen basieren. Er beinhaltet statistische Daten, anhand derer die regionalen Entwicklungen bezüglich einer Reihe geschlechtsspezifischer Indikatoren für zahlreiche Schlüsselbereiche analysiert werden, die für die Lebensbedingungen von Frauen und Männern in der Europäischen Union (EU) von Bedeutung sind.

Abbildung 1: Regionale Unterschiede beim Geschlechtergefälle bezüglich der Lebenserwartung bei der Geburt, nach NUTS-2-Regionen, 2012 (¹)
(Jahre)
Quelle: Eurostat (demo_r_mlife) und (demo_mlexpec)

Wichtigste statistische Ergebnisse

Abbildung 1: Geschlechtergefälle bezüglich der Lebenserwartung bei der Geburt, nach NUTS-2-Regionen, 2012 (¹)
(Jahre, Lebenserwartung von Frauen – Lebenserwartung von Männern)
Quelle: Eurostat (demo_r_mlife) und (demo_mlexpec)
Abbildung 2: Regionale Unterschiede beim Geschlechtergefälle bezüglich der Todesfälle aufgrund von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, nach NUTS-2-Regionen, 2011 (¹)
(rohe Sterbeziffern je 100 000 Einwohner)
Quelle: Eurostat (hlth_cd_acdr2)
Abbildung 3: Regionale Unterschiede beim Geschlechtergefälle bezüglich der Todesfälle aufgrund von Krebserkrankungen (bösartige Neubildungen), nach NUTS-2-Regionen, 2011 (¹)
(rohe Sterbeziffern je 100 000 Einwohner)
Quelle: Eurostat (hlth_cd_acdr2)
Abbildung 4: Regionale Unterschiede beim Geschlechtergefälle bezüglich der frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgänger, nach NUTS-2-Regionen, 2014 (¹)
(Anteil an allen 18- bis 24-Jährigen in %)
Quelle: Eurostat (edat_lfse_16)
Abbildung 5: Regionale Unterschiede beim Geschlechtergefälle bezüglich der Personen im Alter zwischen 30 und 34 Jahren mit tertiärem Bildungsabschluss
(ISCED-Bereiche 5-8), nach NUTS-2-Regionen, 2014 (¹)
(Anteil an allen 30- bis 34-Jährigen in %)
Quelle: Eurostat (edat_lfse_12)
Karte 2: Geschlechtergefälle bezüglich des Kernbestands der Humanressourcen im Wissenschafts- und Technologiebereich (HRSTC), nach NUTS-1-Regionen, 2013
(Differenz zwischen den Anteilen der Erwerbspersonen unter Frauen und Männern in Prozentpunkten)
Quelle: Eurostat (hrst_st_rsex) und (hrst_st_ncat)
Karte 3: Geschlechtergefälle bezüglich der Erwerbsquote, Personen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren, nach NUTS-2-Regionen, 2014 (¹)
(Differenz zwischen den Erwerbsquoten von Männern und Frauen in Prozentpunkten)
Quelle: Eurostat (lfst_r_lfp2actrt)
Abbildung 6: Regionale Unterschiede beim Geschlechtergefälle bezüglich der Erwerbstätigenquote in der Altersgruppe 20 bis 64 Jahre, nach NUTS-2-Regionen, 2014 (¹)
(in %)
Quelle: Eurostat (lfst_r_lfe2emprt)
Karte 4: Geschlechtergefälle bezüglich der Erwerbstätigenquote in der Altersgruppe 25 bis 34 Jahre, nach NUTS-2-Regionen, 2014 (¹)
(Differenz zwischen den Erwerbstätigenquoten von Männern und Frauen in Prozentpunkten)
Quelle: Eurostat (lfst_r_lfe2emprt)
Karte 5: Geschlechtsspezifisches Verdienstgefälle, nach NUTS-1-Regionen, 2010 (¹)
(Differenz zwischen dem durchschnittlichen Bruttostundenverdienst männlicher und weiblicher Arbeitnehmer, in Prozent des durchschnittlichen Bruttostundenverdienstes männlicher Arbeitnehmer)
Quelle: Eurostat (earn_ses10_rhr) und (earn_gr_gpgr2)
Karte 6: Geschlechtergefälle bezüglich der Teilzeitbeschäftigung, nach NUTS-2-Regionen, 2014 (¹)
(Differenz zwischen den Anteilen der teilzeitbeschäftigten Frauen und Männer im Alter zwischen 15 und 64 Jahren in Prozentpunkten)
Quelle: Eurostat (lfst_r_lfe2eftpt) und (lfst_r_lfsd2pop)
Karte 7: Geschlechtergefälle bezüglich der im Hauptberuf durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden, nach NUTS-2-Regionen, 2014 (¹)
(Wochenstunden, Differenz zwischen den von Männern und Frauen durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden)
Quelle: Eurostat (Arbeitskräfteerhebung)

Politische Entscheidungsträger sind sich gegenwärtig zunehmend der Bedeutung der Integration und umfassenden Einbeziehung geschlechtsspezifischer Aspekte in alle Politikbereiche bewusst. Zudem beschäftigen sich zahlreiche Organisationen auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene mit der Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern. Dieser Artikel bietet Einblicke in die Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern in den europäischen Regionen. Der Schwerpunkt der hier vorgestellten Daten liegt auf geschlechtsspezifischen Unterschieden, die häufig den Alltag der Europäer beeinflussen. Hierzu werden einige gesundheits- und bildungsrelevante Aspekte analysiert und die Entwicklungen auf den europäischen Arbeitsmärkten beleuchtet.

Lebenserwartung und Gesundheit

Im Hinblick auf ihren Gesundheitsstatus, ihre Lebensführung sowie die Frage, innerhalb welcher Zeiträume und in welcher Form Gesundheitsdienste in Anspruch genommen werden, bestehen erhebliche Unterschiede zwischen Frauen und Männern. So spielt das Geschlecht im Hinblick sowohl auf die Inzidenz als auch auf die Prävalenz bestimmter Erkrankungen eine besondere Rolle, wobei die Gesundheit von Männern und Frauen durch eine Reihe sozioökonomischer Faktoren beeinflusst werden kann, wie beispielsweise Arbeitsumgebung und Lebensführung, die sich darauf auswirken, in welchem Maße sie anfällig für bestimmte Krankheiten sind.

Lebenserwartung bei der Geburt

Im Jahr 2012 lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt in der EU-28 unter Frauen bei 83,1 Jahren, während sich der entsprechende Wert bei den Männern auf 77,5 Jahre belief und damit um 5,6 Jahre geringer war. Das Geschlechtergefälle bei der Lebenserwartung hat sich in den letzten Jahrzehnten leicht abgeschwächt (wobei die Lebenserwartung insgesamt sowohl bei Frauen als auch bei Männern gestiegen ist).

Frauen hatten in allen Regionen der EU eine höhere Lebenserwartung als Männer

In allen EU-Mitgliedstaaten leben Frauen im Durchschnitt länger als Männer. Eine eingehendere Analyse des Geschlechtergefälles auf NUTS-2-Ebene zeigt, dass ihre Lebenserwartung bei der Geburt in allen EU-Regionen höher war als die der Männer (siehe Karte 1). Ungeachtet dessen verbringen Frauen in der Regel einen geringeren Anteil ihres Lebens ohne Behinderungen (gemessen in gesunden Lebensjahren).

In Karte 1 sind in der dunkelsten Farbe jene Regionen dargestellt, die im Hinblick auf die Lebenserwartung das größte Geschlechtergefälle aufwiesen und in denen Frauen eine um mindestens 7,5 Jahre höhere Lebenserwartung hatten als Männer. Diese Regionen lagen im Wesentlichen in den baltischen Mitgliedstaaten sowie in den östlichen EU-Mitgliedstaaten (ein Cluster von Regionen, das ganz Polen umfasste, eine einzelne Region in der Slowakei, vier Regionen in Ungarn und zwei Regionen im Osten Rumäniens). Auch in drei entlang des Ärmelkanals gelegenen Regionen Nordfrankreichs (Bretagne, Basse-Normandie und Nord-Pas-de-Calais) sowie in der französischen Überseeregion Guadeloupe belief sich das Geschlechtergefälle hinsichtlich der Lebenserwartung auf mindestens 7,5 Jahre.

In den baltischen Mitgliedstaaten war das Geschlechtergefälle bezüglich der Lebenserwartung besonders ausgeprägt

Abbildung 1 basiert auf einem alternativen Verfahren für die Analyse der Daten über die Lebenserwartung bei der Geburt. Die drei baltischen Mitgliedstaaten waren die einzigen NUTS-2-Regionen, in denen die Lebenserwartung der Frauen um mindestens zehn Jahre höher war als die der Männer, wobei diesbezüglich die größte Differenz mit 11,2 Jahren aus Litauen gemeldet wurde. Relativ gering waren die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Lebenserwartung hingegen im Norden und Westen der EU, namentlich in zahlreichen Regionen Schwedens, Dänemark, Süddeutschland, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich und Irland sowie in Island und Norwegen. Nur zwei der 13 EU-Regionen, in denen das Geschlechtergefälle bezüglich der Lebenserwartung im Jahr 2012 weniger als 3,5 Jahre betrug (in Karte 1 in der hellsten Farbe dargestellt), lagen außerhalb des Vereinigten Königreichs: die südschwedische Region Småland med öarna und die niederländische Region Flevoland. Das EU-weit kleinste Gefälle wurde in North Eastern Scotland ermittelt. In dieser Region leben Frauen im Durchschnitt 3,0 Jahre länger als Männer.

Im Hinblick auf eine etwaige höhere oder niedrigere Lebenserwartung in den Hauptstadtregionen ist kein durchgängiges Muster erkennbar. Grundsätzlich bestanden diesbezüglich zwischen den Geschlechtern nur geringfügige Unterschiede, das heißt, wenn in der Hauptstadtregion eine höhere (oder aber unterdurchschnittliche) Lebenserwartung festzustellen war, galt dies für Männer und Frauen gleichermaßen. Der größte Unterschied wurde in Italien verzeichnet. Hier lag die Lebenserwartung der Männer in der Hauptstadtregion um 0,5 Jahre unter dem Landesdurchschnitt, während die in dieser Region lebenden Frauen eine um 0,6 Jahre längere Lebenserwartung hatten als im Landesdurchschnitt.

Mortalitätsmuster und Todesursachen

Einige Gesundheitsprobleme sind typisch für eines der beiden Geschlechter: So leiden beispielsweise Frauen unter Gesundheitsproblemen im Zusammenhang mit Geburten bzw. der reproduktiven Gesundheit oder Brustkrebs (wobei die letztgenannte Erkrankung auch einen kleinen Anteil der Männer betrifft). Neben geschlechtsspezifischen Todesursachen, wie beispielsweise Prostatakrebs, sterben Männer auch häufiger an Erkrankungen im Zusammenhang mit Nikotin-, Alkohol- oder Drogenmissbrauch. Die durch Brustkrebs bzw. Prostatakrebs bedingten Todesfälle unter Frauen und Männern werden in diesem Artikel eingehender analysiert.

Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems

Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems stellen in der EU-28 die am weitesten verbreitete Todesursache dar. Die rohe Sterbeziffer (welche die höhere Lebenserwartung der Frauen unberücksichtigt lässt) bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems belief sich im Jahr 2012 in der EU-28 auf 400,4 Todesfälle je 100 000 weibliche Einwohner, gegenüber einer Sterbeziffer von 348,2 Todesfällen je 100 000 männliche Einwohner. Eine eingehendere Analyse nach Altersgruppen zeigt, dass Frauen ab einem Alter von 65 Jahren besonders häufig an Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sterben.

Abbildung 2 sind die regionalen Unterschiede hinsichtlich der rohen Sterbeziffern bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems nach NUTS-2-Regionen für das Jahr 2011 zu entnehmen. Der vielleicht auffälligste Aspekt betrifft nicht die Differenz zwischen den rohen Sterbeziffern von Männern und Frauen, sondern vielmehr die unterschiedlichen Sterbeziffern in den EU-Mitgliedstaaten. So waren die rohen Sterbeziffern bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems unter Frauen und Männern in allen sechs bulgarischen Regionen höher als in nahezu jeder anderen EU-Region. Lediglich in den rumänischen Regionen Sud-Vest Oltenia und Sud-Muntenia wurden für Frauen diesbezüglich noch höhere Sterbeziffern verzeichnet.

In Malta, Irland, dem Vereinigten Königreich und Bulgarien waren die rohen Sterbeziffern bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems unter Männern höher als unter Frauen

In vier EU-Mitgliedstaaten wurden im Jahr 2011 unter Männern höhere rohe Sterbeziffern bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems ermittelt als unter Frauen, namentlich in Malta, Irland, dem Vereinigten Königreich und Bulgarien. Am anderen Ende dieser Skala lagen Österreich, Deutschland, Estland, Slowenien und Kroatien, wo sich die Differenz zwischen den rohen Sterbeziffern unter Frauen und Männern auf mehr als 100 Todesfälle je 100 000 weibliche/männliche Einwohner belief.

Im Jahr 2011 wurden die höchsten rohen Sterbeziffern bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sowohl für Frauen als auch für Männer in der bulgarischen Region Severozapaden verzeichnet (1 354 Todesfälle je 100 000 weibliche Einwohner und 1 335 Todesfälle je 100 000 männliche Einwohner). Mit die niedrigsten Sterbeziffern wurden hingegen in den französischen Überseeregionen und der spanischen Inselregion Canarias festgestellt. Neben diesen Regionen in äußerster Randlage der EU wurden die niedrigsten rohen Sterbeziffern unter Frauen in der relativ jungen Bevölkerung der Hauptstadtregionen Inner London, Île de France, Southern and Eastern (Irland) und Comunidad de Madrid sowie in Flevoland (Niederlande), Outer London und Rhône-Alpes (Frankreich) ermittelt: In allen diesen Regionen lag die rohe Sterbeziffer bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems bei unter 200 Todesfällen je 100 000 weibliche Einwohner. Für Männer wurden in diesen Regionen ebenfalls niedrige rohe Sterbeziffern ermittelt, und auch die belgische Hauptstadtregion Région de Bruxelles-Capitale/Brussels Hoofdstedelijk Gewest und die Regionen Utrecht (Niederlande), Alsace (Frankreich) sowie Illes Balears, Región de Murcia und Ciudad Autónoma de Melilla (alle in Spanien) wiesen Sterbeziffern von weniger als 200 Todesfällen je 100 000 männliche Einwohner auf.

In mehr als vier Fünfteln der EU-Regionen war die rohe Sterbeziffer bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems unter Frauen höher als unter Männern

Mehr als vier Fünftel (83,5 %) der 272 NUTS-2-Regionen, für die Daten verfügbar sind, verzeichneten für Frauen eine höhere rohe Sterbeziffer bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems als für Männer. Das stärkste Geschlechtergefälle wurde diesbezüglich in den ostdeutschen Regionen Dresden, Leipzig und Chemnitz ermittelt: Hier waren die Sterbeziffern unter Frauen um 170 bis 222 Todesfälle je 100 000 Einwohner höher als unter Männern. Hingegen waren die rohen Sterbeziffern bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems in Övre Norrland (Schweden), South Yorkshire (Vereinigtes Königreich), Martinique (Frankreich) und Yugoiztochen (Bulgarien) unter Männern um 27 bis 34 Todesfälle und in Lincolnshire (ebenfalls Vereinigtes Königreich) um ganze 44 Todesfälle je 100 000 männliche Einwohner höher als unter Frauen.

Krebserkrankungen (bösartige Neubildungen)

Die rohen Sterbeziffern bei Krebserkrankungen beliefen sich im Jahr 2012 in der EU-28 auf 294 Todesfälle je 100 000 männliche Einwohner und 219 Todesfälle je 100 000 weibliche Einwohner.

Abbildung 3 zeigt regionale Daten für das Jahr 2011: In den nordischen Mitgliedstaaten, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich sowie in Norwegen und der Schweiz waren die rohen Sterbeziffern bei Krebserkrankungen unter Männern nur geringfügig höher als unter Frauen. In mehreren östlichen EU-Mitgliedstaaten (insbesondere in jenen, in denen mit die höchsten Sterbeziffern verzeichnet wurden, wie beispielsweise Ungarn und Kroatien) sowie in Griechenland, Portugal und Litauen (auf dieser Analyseebene lediglich eine Region) war indessen ein deutlich stärkeres Geschlechtergefälle zu beobachten.

Die rohen Sterbeziffern bei Krebserkrankungen waren unter Männern in allen EU-Regionen höher als unter Frauen

In vier EU-Regionen belief sich die rohe Sterbeziffer bei Krebserkrankungen im Jahr 2011 unter Männern auf mehr als 400 Todesfälle je 100 000 männliche Einwohner. Dabei handelte es sich um zwei ungarische Regionen (Közép-Dunántúl und Észak-Magyarország), die italienische Region Liguria und die spanische Region Principado de Asturias (wo mit 442 Todesfällen je 100 000 männliche Einwohner die höchste Sterbeziffer unter Männern ermittelt wurde).

In fünf EU-Regionen belief sich die rohe Sterbeziffer bei Krebserkrankungen im Jahr 2011 unter Frauen auf mehr als 300 Todesfälle je 100 000 weibliche Einwohner. Dabei handelte es sich um Cumbria und Highlands and Islands of Scotland (zwei dünn besiedelte Regionen im Nordwesten des Vereinigten Königreichs), Dél-Dunántúl (im Südwesten Ungarns) sowie Friuli-Venezia Giulia und Liguria (zwei Küstenregionen im Norden Italiens). Die höchste Sterbeziffer bei Krebserkrankungen unter Frauen wurde in Liguria (319 Todesfälle je 100 000 weibliche Einwohner) ermittelt.

Die rohen Sterbeziffern bei Krebserkrankungen waren im Jahr 2011 unter Männern in allen NUTS-2-Regionen der EU höher als unter Frauen. Allerdings war das Geschlechtergefälle in der belgischen Hauptstadtregion (mit einer Differenz von 2,7 Todesfällen je 100 000 Einwohner) nur marginal. Gleiches galt für die Hauptstadtregionen Finnlands, Schwedens, des Vereinigten Königreichs, Österreichs, der Tschechischen Republik und Dänemarks, in denen sich die Differenz zwischen den Sterbeziffern von Frauen und Männern auf höchstens 25 Todesfälle je 100 000 Einwohner belief. Auch in mehreren anderen Regionen in diesen Mitgliedstaaten war ein relativ geringes Geschlechtergefälle zu beobachten.

Am anderen Ende dieser Skala lag die Region Principado de Asturias im Nordwesten Spaniens, in der unter Männern nahezu 200 Todesfälle je 100 000 Einwohner mehr zu verzeichnen waren als unter Frauen, und auch in Alentejo (Portugal) und der benachbarten Region Extremadura (Spanien) sowie in drei griechischen Regionen (Ipeiros; Anatoliki Makedonia, Thraki; Thessalia) belief sich das Geschlechtergefälle auf 150 bis 170 Todesfälle je 100 000 Einwohner.

Bildung

Politische Entscheidungsträger erkennen die Bedeutung der Bildung und ihres Beitrags zur sozioökonomischen Entwicklung und zu nachhaltigem Wachstum an. Tatsächlich können Maßnahmen im Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung herangezogen werden, um die Chancengleichheit zu fördern und zu gewährleisten. Bildung beeinflusst die Entfaltungsmöglichkeiten von Frauen und Männern insofern, als sie ihnen die Qualifikationen und Fähigkeiten verschafft, die sie benötigen, um Zugang zum Erwerbsleben zu erhalten, und wirkt sich damit auf das potenzielle Einkommen und die berufliche Entwicklung aus.

In der Hochschulbildung herrschen zwischen Frauen und Männern erhebliche und fest verwurzelte Unterschiede bezüglich der Wahl ihrer Studienfächer. Bildungsstatistiken zeigen, dass der Frauenanteil in Studiengängen in Naturwissenschaften, Technologie, Ingenieurwesen oder Mathematik relativ gering ist. In den Fachbereichen Sprachen, Kunst, Sozialwissenschaften, Pädagogik sowie Sozial- und Gesundheitswesen hingegen sind die Anteile der weiblichen Studierenden deutlich höher. Darüber hinaus ist festzustellen, dass Frauen zwar häufiger über einen Hochschulabschluss verfügen als Männer, aber dennoch grundsätzlich unter Wissenschaftlern und akademischen Mitarbeitern unterrepräsentiert sind.

Zwar haben junge Frauen mittlerweile in der Regel einen höheren Bildungsabschluss vorzuweisen als Männer, jedoch sind ihre Qualifikationen offensichtlich nicht ausschlaggebend für ihre Beschäftigung, da ein geringerer Anteil der Frauen erwerbstätig ist und berufstätige Frauen gemeinhin weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen (siehe unten unter der Überschrift „Geschlechtsspezifisches Verdienstgefälle“).

In der Strategie Europa 2020 wurden zwei Kernziele für den Bildungsbereich festgelegt:

Weitere Informationen über die Bildungsziele der Strategie Europa 2020 sind in dem Artikel Bildung und Ausbildungstatistiken auf regionaler Ebene zu entnehmen.

Frühzeitige Schul- und Ausbildungsabgänger

Die Daten über die Anteile der frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgänger können nach Geschlecht analysiert werden. Der Anteil der Frauen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren, die höchstens den Sekundarbereich I abgeschlossen und keine weiterführende allgemeine oder berufliche Ausbildung absolviert haben, konnte in der EU-28 bis 2014 auf 9,5 % gesenkt werden. Das Europa-2020-Ziel wurde somit bereits erreicht. Im Jahr 2014 war der Anteil der frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgänger in der EU-28 unter Frauen um 3,2 Prozentpunkte niedriger als unter Männern. Das diesbezügliche Geschlechtergefälle hat sich somit in den letzten Jahren etwas abgeflacht: Im Jahr 2008, bei Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise, war dieser Anteil unter Frauen noch um 4,0 Prozentpunkte niedriger (als unter Männern).

In Italien, Lettland, Portugal, Spanien, Estland und Zypern war der Anteil der frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgänger unter Männern um mindestens 5 Prozentpunkte höher als unter Frauen

Im Jahr 2014 war Bulgarien der einzige EU-Mitgliedstaat, in dem der Anteil der frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgänger unter Männern niedriger war als unter Frauen (allerdings war der Unterschied mit nur 0,1 Prozentpunkten marginal). In der Slowakei, der Tschechischen Republik und Kroatien waren die Anteile der frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgänger unter Männern nur um einen Prozentpunkt höher als unter Frauen. Das stärkste Geschlechtergefälle bezüglich der frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgänger wurde demgegenüber in Italien, Lettland, Portugal, Spanien, Estland und Zypern ermittelt, wo die Anteile der frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgänger unter Männern um mindestens 5 Prozentpunkte höher waren als unter Frauen (Abbildung 4).

Im Jahr 2014 war der Anteil der frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgänger in 174 der 209 Regionen, für die Daten verfügbar waren, unter Frauen niedriger als unter Männern. In sieben südeuropäischen Regionen belief sich die diesbezügliche Differenz zwischen den Anteilen unter Männern und Frauen auf mehr als 10 Prozentpunkte, namentlich in der griechischen Region Notio Aigaio (die mit 19,8 Prozentpunkten die höchste Differenz zu verzeichnen hatte), den spanischen Regionen La Rioja, Extremadura, Comunidad Valenciana und Illes Balears sowie den italienischen Regionen Calabria und Sardegna.

In den Regionen, in denen die Anteile der frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgänger unter Männern niedriger waren als unter Frauen, waren die Unterschiede in der Regel relativ geringfügig (zumeist weniger als 2 Prozentpunkte). Größere Differenzen (zugunsten der Männer) wurden in der spanischen autonomen Stadt Melilla, in Severozapaden und Severen tsentralen (zwei Regionen im Norden Bulgariens), Strední Cechy in der Tschechischen Republik, Východné Slovensko in der Slowakei sowie zwei Regionen im Nordosten Englands (Tees Valley and Durham; Northumberland and Tyne and Wear) verzeichnet. Am größten war das Gefälle in Northumberland and Tyne and Wear, wo der Anteil der frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgänger unter Männern um 6,1 Prozentpunkte niedriger war als unter Frauen.

Anteil der Hochschulabsolventen an den 30- bis 34-Jährigen

Wie oben erwähnt, lautet das zweite Bildungsziel der Strategie Europa 2020, den Anteil der Hochschulabsolventen an den 30- bis 34-Jährigen auf mindestens 40 % anzuheben. Der Analyse der jüngsten verfügbaren Daten nach Geschlecht zufolge wurde dieses Ziel für die Frauen bereits erreicht, da der Anteil der 30- bis 34-jährigen Hochschulabsolventinnen im Jahr 2014 bei 42,3 % lag. Demgegenüber verfügte in der EU-28 nur etwa ein Drittel (33,6 %) der Männer im Alter zwischen 30 und 34 Jahren über einen tertiären Bildungsabschluss. Mit 8,7 Prozentpunkten war das diesbezügliche Geschlechtergefälle 2014 stärker als im Jahr 2008 (6,4 Prozentpunkte), da der Anteil der Hochschulabsolventen zwischen 2008 und 2014 unter Frauen um 7,9 Prozentpunkte, unter Männern hingegen nur um 5,6 Prozentpunkte stieg.

In mehreren deutschen Regionen wurde abweichend von dem EU-weit verzeichneten allgemeinen Muster unter Männern ein höherer Anteil der Hochschulabsolventen festgestellt als unter Frauen

Etwa 16 % der 256 NUTS-2-Regionen, aus denen Daten für 2014 verfügbar sind, meldeten für Männer einen höheren Anteil der 30- bis 34-jährigen Hochschulabsolventen. Diese 41 Regionen lagen in relativ wenigen EU-Mitgliedstaaten und in erster Linie in Deutschland, wo auf nationaler Ebene der Anteil der 30- bis 34-jährigen Männer mit tertiärem Bildungsabschluss um 1,2 Prozentpunkte höher war als der entsprechende Anteil unter Frauen. In gut 70 % der deutschen Regionen waren die Anteile der Hochschulabsolventen unter Männern höher als unter Frauen. Die einzigen weiteren Mitgliedstaaten, in denen mindestens eine Region für Männer höhere Anteile der 30- bis 34-jährigen Hochschulabsolventen meldete als für Frauen, waren das Vereinigte Königreich (fünf Regionen, darunter die Hauptstadtregion Inner London), Österreich (drei Regionen), die Niederlande und Rumänien (jeweils zwei Regionen) sowie Frankreich und Spanien mit jeweils einer Region (Abbildung 5).

Die weitaus überwiegende Mehrheit der EU-Regionen verzeichnete unter Frauen einen höheren Anteil der 30- bis 34-jährigen Hochschulabsolventen als unter Männern. Mit die größten Unterschiede zwischen den Geschlechtern wurden diesbezüglich in den baltischen Mitgliedstaaten, Slowenien, Polen, Portugal, Bulgarien und Schweden festgestellt, wo die Anteile der Frauen mit tertiärem Bildungsabschluss um mindestens 15 Prozentpunkte höher waren als die entsprechenden Anteile unter Männern. Einige dieser Regionen mit einem besonders starken Geschlechtergefälle zugunsten der hoch qualifizierten Frauen können als relativ ländlich oder dünn besiedelt beschrieben werden. In diesen Regionen war das Gefälle oft weniger auf höhere Bildungsabschlüsse unter Frauen als vielmehr auf niedrigere Bildungsabschlüsse unter Männern zurückzuführen, was möglicherweise darin begründet liegt, dass Männer mit Hochschulabschluss diese Regionen häufiger bereits verlassen haben. Beispiele für solche relativ ländlichen oder dünn besiedelten Regionen sind unter anderem die Province Namur in Belgien, Auvergne in Frankreich, Umbria in Italien, Mellersta Norrland in Schweden oder Cumbria im Vereinigten Königreich. Das stärkste Geschlechtergefälle wurde in der dänischen Region Sjælland ermittelt, in der der Anteil der 30- bis 34-jährigen Frauen mit abgeschlossenem Hochschulstudium um 28,5 Prozentpunkte höher war als der entsprechende Anteil unter Männern. In Sjælland belief sich der Anteil der 30- bis 34-jährigen Männer mit tertiärem Bildungsabschluss auf 20,9 %, gegenüber 54,9 % in der benachbarten Hauptstadtregion Hovedstaden, während bei den dänischen Frauen ein deutlich geringerer Unterschied zwischen den Anteilen der Hochschulabsolventinnen in Sjælland (49,4 %) und Hovedstaden (62,4 %) festzustellen war.

Humanressourcen im Wissenschafts- und Technologiebereich

Investitionen in Forschung, Entwicklung, Bildung und Qualifikationen bilden einen der wichtigsten Politikbereiche der EU und gelten als unverzichtbares Element für die Förderung eines intelligenten, nachhaltigen und integrativen Wirtschaftswachstums im Wege des Aufbaus einer wissensbasierten Wirtschaft. Der Indikator zum Kernbestand der Humanressourcen im Wissenschafts- und Technologiebereich (HRSTC) bietet Informationen über den Anteil der Erwerbspersonen, die über einen tertiären Bildungsabschluss verfügen und in wissenschaftlich-technischen Berufen tätig sind.

Karte 2 veranschaulicht das Geschlechtergefälle im Hinblick auf den Kernbestand der HRST: In der EU-28 war der Anteil der Erwerbspersonen, die über einen tertiären Bildungsabschluss verfügten und in wissenschaftlich-technischen Berufen tätig waren, im Jahr 2013 unter Frauen um 5,1 Prozentpunkte höher als unter Männern. Dieses Geschlechtergefälle war nahezu in ganz Europa erkennbar. Ausnahmen bildeten diesbezüglich lediglich zwei Gruppen von Regionen: die Hälfte der Regionen in Deutschland (vorwiegend im Westen und Süden des Landes) und die Schweiz (hier sind nur nationale Daten verfügbar).

In 15 NUTS-1-Regionen der EU war der Anteil der HRST an der Erwerbsbevölkerung unter Frauen um mindestens 10 Prozentpunkte höher als unter Männern. Die größte Differenz wurde mit 17,6 Prozentpunkten in Litauen ermittelt, während die zwei übrigen baltischen Mitgliedstaaten die beiden nächsthöchsten Unterschiede verzeichneten. Die verbleibenden Regionen mit einem relativ starken Geschlechtergefälle zugunsten der Frauen lagen in Polen (alle sechs Regionen), Schweden (alle drei Regionen), Slowenien (auf dieser Analyseebene lediglich eine Region), Belgien (Région Wallonne) und Bulgarien (Yugozapadna i Yuzhna Tsentralna); hinzu kam eine Region in der Türkei (Bati Anadolu), in der der Anteil der HRST unter Frauen um 10 Prozentpunkte höher war als unter Männern.

Arbeitsleben

Ungeachtet der erheblichen Veränderungen in der Arbeitswelt sind Frauen in manchen Teilen der Gesellschaft (beispielsweise an Hochschulen, in Vorstandsetagen und in der Politik) nach wie vor unterrepräsentiert. Darüber hinaus ist die Erwerbsbeteiligung der Frauen geringer, wobei berufstätige Frauen häufiger in Teilzeitbeschäftigung oder im Rahmen befristeter Arbeitsverträge tätig sind, im Durchschnitt weniger Wochenstunden leisten und schlechter bezahlt werden.

Eine der grundlegenden Ursachen für diese Unterschiede ist außerhalb der Arbeitswelt (und der dort möglichen Diskriminierung) zu suchen. So verbringen die meisten Frauen einen erheblichen Teil ihrer Zeit mit der Betreuung von Kindern oder Angehörigen und der Erledigung (unbezahlter) Haushaltsarbeiten. Wenn die Erwerbsbeteiligung der Frauen steigen soll, dürften weitere Anstrengungen vonnöten sein, um die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben für Frauen zu verbessern, beispielsweise durch vermehrte Kinderbetreuungsangebote, Änderungen am Steuersystem oder die Umverteilung familiärer Aufgaben und Verantwortlichkeiten.

Erwerbsquoten

Die Erwerbsquote misst den Anteil der Personen, die erwerbstätig oder aktiv auf Arbeitssuche sind (Beschäftigte und Arbeitslose), an der Gesamtbevölkerung einer bestimmten Altersgruppe: Für die hier vorgestellte Analyse wird die Altersgruppe der 15- bis 64-Jährigen herangezogen. In der EU-28 lebten im Jahr 2014 242,6 Millionen Erwerbspersonen: Die Erwerbsquote der Männer lag bei 78,1 %, die der Frauen bei 66,5 %.

Das Geschlechtergefälle bei den Erwerbsquoten flacht sich in der EU weiter ab, da immer mehr Frauen im Arbeitsmarkt Fuß fassen

In der Vergangenheit waren im Hinblick auf die Erwerbsquoten der Männer kaum Veränderungen erkennbar, während die Erwerbsbeteiligung der Frauen deutlich zunahm. Selbst in dem relativ kurzen Zeitraum zwischen dem Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise und dem jüngsten Zeitraum, für den Daten verfügbar sind, waren diesbezüglich deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern festzustellen. Die Erwerbsquote der Männer stieg in der EU-28 zwischen 2008 und 2014 um 0,3 Prozentpunkte, während bei den Frauen im selben Zeitraum ein Zuwachs von 2,8 Prozentpunkten verzeichnet wurde.

In Süditalien und der rumänischen Region Sud-Est belief sich die Erwerbsquote der 15- bis 64-jährigen Frauen auf unter 50 %

In Süditalien und der rumänischen Region Sud-Est war im Jahr 2014 nicht einmal die Hälfte aller 15- bis 64-jährigen Frauen erwerbstätig oder stand dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. In den vier italienischen Regionen Sicilia, Campania, Calabria und Puglia lag dieser Anteil sogar unter 40 %. Gleiches galt für ungefähr die Hälfte der Regionen in der Türkei. Dagegen waren in den nordischen Mitgliedstaaten Finnland und Schweden die Erwerbsquoten von Frauen und Männern annähernd gleich hoch (in Karte 3 in der hellsten Farbe dargestellt). In mehreren Regionen in (Ost-)Deutschland, den nordischen Mitgliedstaaten, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich belief sich die Erwerbsquote der Frauen auf über 75 %.

Im Jahr 2014 lag die Differenz zwischen den Erwerbsquoten der Männer und Frauen in 14 EU-Regionen bei über 20 Prozentpunkten. Diese Regionen lagen im Wesentlichen im Südosten der EU: drei Regionen in Griechenland, sieben Regionen in Süditalien (einschließlich der vier oben genannten Regionen), Malta (auf dieser Analyseebene lediglich eine Region), zwei Regionen in Rumänien und die spanische autonome Stadt Ceuta. Das stärkste Geschlechtergefälle wurde in der italienischen Region Puglia verzeichnet, in der die Erwerbsquote der Männer um 28,9 Prozentpunkte höher war als die der Frauen.

Beschäftigungsquoten

Die Beschäftigungsquote entspricht dem Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung. Geschlechtsspezifische Unterschiede hinsichtlich der Beschäftigungsquote können unterschiedliche Gründe haben, wobei familiäre Verpflichtungen die wahrscheinlichste Ursache dafür darstellen, dass Frauen unter den Nichterwerbspersonen überrepräsentiert sind.

REGIONEN IM BLICKPUNKT

Kýpros, Zypern

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Die Beschäftigungsquoten der 25- bis 34-Jährigen sind unter Frauen grundsätzlich niedriger als unter Männern. Dies kann zumindest teilweise darauf zurückzuführen sein, dass ein Teil der Frauen ihre Berufslaufbahn unterbricht, um eine Familie zu gründen. Im Jahr 2014 wurde allerdings in sechs NUTS-2-Regionen ein umgekehrtes Geschlechtergefälle festgestellt. Von den sechs Regionen, in denen die Beschäftigungsquoten der Frauen höher waren als die der Männer, lagen zwei in den Niederlanden (Friesland und Groningen) und zwei in Spanien (Principado de Asturias und Illes Balears), während es sich bei den übrigen beiden ebenfalls um Inselregionen handelte, namentlich die Região Autónoma da Madeira (Portugal) und Zypern (auf dieser Analyseebene lediglich eine Region).

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Vergleiche der Beschäftigungsquoten können für unterschiedliche Altersgruppen angestellt werden: Im Rahmen der Strategie Europa 2020 beispielsweise liegt der Schwerpunkt auf der Altersgruppe der 20- bis 64-Jährigen. In der Strategie Europa 2020 wird in Bezug auf die angestrebte Beschäftigungsquote von 75 % kein Unterschied zwischen den Geschlechtern gemacht. Im Jahr 2014 entsprach die Beschäftigungsquote der Männer in der EU-28 dem Europa-2020-Ziel (75,0 %), während die der Frauen mit 63,5 % um 11,5 Prozentpunkte darunter lag. Zwar ist dieses Gefälle recht ausgeprägt, doch wirkte sich die Finanz- und Wirtschaftskrise auf die traditionell von Männern dominierten Branchen (wie beispielsweise das Baugewerbe) stärker aus als auf Branchen mit einem höheren Frauenanteil, so dass sich das geschlechtsspezifische Beschäftigungsgefälle etwas verringerte.

Abbildung 6 zeigt insofern einen relativ engen Zusammenhang zwischen den Beschäftigungsquoten der Frauen und den Gesamtbeschäftigungsquoten, als die Regionen, die mit die niedrigsten Beschäftigungsquoten der Frauen verzeichnen, in der Regel auch mit die niedrigsten Gesamtbeschäftigungsquoten aufweisen. Darüber hinaus waren die meisten dieser Regionen auch durch ein relativ starkes Beschäftigungsgefälle zwischen Männern und Frauen geprägt.

Die Beschäftigungsquoten der Männer waren in allen EU-Regionen höher als die der Frauen

In allen NUTS-2-Regionen der EU-28 waren in der Altersgruppe der 20- bis 64-Jährigen die Beschäftigungsquoten der Männer höher als die der Frauen. In den meisten Regionen der nordischen und der baltischen Länder sowie in mehreren Regionen Bulgariens, Deutschlands, Frankreichs und Portugals lagen die Beschäftigungsquoten von Männern und Frauen im Jahr 2014 relativ dicht beieinander. Die deutlichsten Abstände zwischen den Beschäftigungsquoten beider Geschlechter wurden dagegen in der Mittelmeerregion, insbesondere in Griechenland, Süditalien und Malta, festgestellt. Das stärkste Geschlechtergefälle wurde in Malta verzeichnet, wo die Beschäftigungsquote der Männer (in der Altersgruppe der 20- bis 64-Jährigen) im Jahr 2014 um 28,4 Prozentpunkte über der der Frauen lag.

Karte 4 sind ebenfalls Daten über die Beschäftigungsquote zu entnehmen, zeigt jedoch die Ergebnisse einer Analyse des Geschlechtergefälles in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen, mit anderen Worten für einige der Lebensjahre, in denen Frauen mit im optimalen gebärfähigen Alter sind; zudem ist zu beachten, dass diese Altersgruppe in einigen EU-Mitgliedstaaten gemeinhin auch Studierende umfasst.

Die Beschäftigungsquote der 25- bis 34-Jährigen in der EU-28 war im Durchschnitt höher als die der gesamten Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Dies galt für Frauen und Männer gleichermaßen, wobei im Jahr 2014 für beide Geschlechter in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen eine um 5,1 Prozentpunkte höhere Beschäftigungsquote verzeichnet wurde als bei den 20- bis 64-Jährigen.

In der Tschechischen Republik, Ungarn und der Slowakei war in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen ein deutliches Beschäftigungsgefälle zwischen den Geschlechtern festzustellen

In der weitaus überwiegenden Mehrheit der Regionen war die Beschäftigungsquote der Männer im Alter zwischen 25 und 34 Jahren höher als die der Frauen dieser Altersgruppe. In mehreren Regionen Belgiens, Ostdeutschlands, Spaniens, Frankreichs, der Niederlande, Österreichs, Portugals und Schwedens war dieses Geschlechtergefälle relativ gering (in Karte 4 im hellsten Blauton dargestellt). Die größten Unterschiede wurden hingegen in der Tschechischen Republik verzeichnet, wo sie sich in den Regionen Severozápad und Střední Morava auf über 30 Prozentpunkte beliefen. Alle acht Regionen der Tschechischen Republik verzeichneten in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen ein geschlechtsspezifisches Beschäftigungsgefälle von mindestens 20 Prozentpunkten. Gleiches galt für nahezu alle NUTS-2-Regionen in Ungarn (mit Ausnahme von Dél-Dunántúl) sowie für drei der vier slowakischen Regionen (mit Ausnahme der Hauptstadtregion Bratislavský kraj). Auch in zehn weiteren EU-Regionen belief sich die Differenz zwischen den Beschäftigungsquoten von Männern und Frauen in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen auf mindestens 20 Prozentpunkte: Dytiki Makedonia in Griechenland, Picardie und Auvergne in Frankreich, Sicilia in Italien, Opoloskie in Polen, Sud-Est in Rumänien und vier Regionen im Vereinigten Königreich, namentlich Cheshire sowie Leicestershire, Rutland and Northamptonshire, Shropshire and Staffordshire und Outer London. Das Geschlechtergefälle in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen war auch in der Türkei stark ausgeprägt: Hier war die Beschäftigungsquote der Männer in allen 26 erfassten Regionen um mehr als 30 Prozentpunkte höher als die der Frauen.

Im Jahr 2014 war die Beschäftigungsquote der Frauen in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen in sechs EU-Regionen höher als die der Männer (in Karte 4 im hellen Rotton dargestellt). Dabei handelte es sich um zwei benachbarte Regionen in den Niederlanden (Friesland und Groningen) und zwei spanische Regionen (Principado de Asturias und Illes Balears), während es sich bei den übrigen beiden ebenfalls um Inselregionen handelte, namentlich die Region Região Autónoma da Madeira (Portugal) und Zypern (auf dieser Analyseebene lediglich eine Region). Von diesen sechs Regionen verzeichnete die Região Autónoma da Madeira das stärkte Geschlechtergefälle: Hier war die Beschäftigungsquote der Frauen um 5,8 Prozentpunkte höher als die der Männer. Darüber hinaus meldete die norwegische Region Hedmark og Oppland in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen für Frauen eine um 1,2 Prozentpunkte höhere Beschäftigungsquote als für Männer.

Geschlechtsspezifisches Verdienstgefälle

Eine der meistbeachteten Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen betrifft die Bezahlung von Männern und Frauen. Der Grundsatz des gleichen Entgelts ist im Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union verankert (Artikel 157). Demnach stellt jeder EU-Mitgliedstaat „die Anwendung des Grundsatzes des gleichen Entgelts für Männer und Frauen bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit sicher“.

Selbst in den EU-Mitgliedstaaten, in denen bereits umfassende Rechte auf Elternurlaub und Kinderbetreuungsangebote eingeführt wurden, werden Frauen mitunter von Arbeitgebern diskriminiert, die zögern, Führungspositionen mit Frauen zu besetzen oder überhaupt Frauen einzustellen (weil sie vielleicht fürchten, diese könnten nach der Geburt eines Kindes nicht an ihren Arbeitsplatz zurückkehren). Zwar dürfte das geschlechtsspezifische Verdienstgefälle auf unterschiedliche Formen der Diskriminierung zurückzuführen sein, es ist jedoch auch das Ergebnis einer Reihe anderer Faktoren, die über die Frage des gleichen Entgelts für gleiche Arbeit hinausgehen, wie beispielsweise

  • Bildungsunterschiede im Zusammenhang mit den von Frauen und Männern gewählten Studienfächern;
  • Segregation auf dem Arbeitsmarkt im Hinblick auf die unterschiedlichen Branchen und Berufe, in denen Frauen und Männer traditionell tätig sind;
  • Ungleichheiten bei der Verteilung der Verantwortlichkeiten für Kinderbetreuung und Haushaltsarbeiten zwischen Frauen und Männern;
  • Probleme im Zusammenhang mit der Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben.

In der EU-28 verharrte das geschlechtsspezifische Verdienstgefälle weitgehend unverändert bei gut 16 %

Das geschlechtsspezifische Verdienstgefälle entspricht der Differenz zwischen dem durchschnittlichen Verdienst von Frauen und Männern, ausgedrückt in Prozent des durchschnittlichen Verdienstes männlicher Arbeitnehmer. Im gesamten Wirtschaftsraum der EU-28 verdienten Frauen im Jahr 2010 im Durchschnitt 16,1 % weniger als Männer (basierend auf den jüngsten verfügbaren regionalen Daten). Neuere Informationen zeigen, dass das geschlechtsspezifische Verdienstgefälle in der EU-28 zwischen 2010 und 2013 weitgehend unverändert blieb, wobei sich die Differenz im Jahr 2013 auf 16,4 % belief.

REGIONEN IM BLICKPUNKT

Slovenija, Slowenien

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In der gesamten EU-28 war das geschlechtsspezifische Verdienstgefälle relativ stark ausgeprägt. Im Jahr 2010 belief sich das geschlechtsspezifische Verdienstgefälle (in diesem Zusammenhang ausgedrückt in Prozent des durchschnittlichen Stundenverdienstes eines männlichen Arbeitnehmers) für die EU-28 insgesamt auf 16,9 %. In drei Regionen (Wschodni in Polen sowie Isole und Sud in Italien) verdienten Frauen im Durchschnitt mehr als ihre männlichen Kollegen, während in Slowenien (auf NUTS-Ebene 1 lediglich eine Region) nahezu kein Verdienstgefälle zwischen Männern und Frauen festzustellen war.

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Die größten Unterschiede in der Bezahlung von Männern und Frauen (in Karte 5 im dunkelsten Blauton dargestellt) wurden in einem Cluster von NUTS-1-Regionen, das sich über West- und Süddeutschland, die Tschechische Republik, Österreich und Westungarn erstreckte, sowie in Estland, Finnland und der südlichen Hälfte Englands ermittelt. Alle diese Regionen verzeichneten im Jahr 2010 ein geschlechtsspezifisches Verdienstgefälle von mindestens 20 %. Hingegen belief sich die durchschnittliche Differenz zwischen den von Männern und Frauen bezogenen Bruttostundenverdiensten in zwei polnischen Regionen, zwei ostdeutschen Regionen sowie in Macroregiunea Trei (Rumänien) und Slowenien (auf dieser Analyseebene lediglich eine Region) auf weniger als 5 %.

In drei EU-Regionen bezogen Frauen im Jahr 2010 ein höheres Entgelt als Männer: Zwei dieser Regionen lagen in Italien (Isole und Sud), die dritte in Polen (Wschodni). In Isole belief sich diese Differenz auf 6,8 %, in Sud auf 9,7 % und in Wschodni auf 10,8 %.

Teilzeitbeschäftigung

Im Jahr 2014 arbeiteten in der EU-28 fast dreimal mehr Frauen in Teilzeit als Männer. Die 32,8 Millionen teilzeitbeschäftigten Frauen in der EU-28 machten fast ein Drittel (32,9 %) der gesamten weiblichen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter aus, während etwa 10 % der Männer im erwerbsfähigen Alter in Teilzeit tätig waren.

Karte 6 zeigt das Geschlechtergefälle hinsichtlich des Anteils der teilzeitbeschäftigten Frauen und Männer im Verhältnis zur gesamten Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (hier definiert als die Altersgruppe der 15- bis 64-Jährigen). In der EU-28 war ein Fünftel (20 %) der weiblichen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in Teilzeit tätig, während sich der entsprechende Anteil der Männer auf 7,1 % belief; das Geschlechtergefälle lag somit bei 12,8 Prozentpunkten.

In Bulgarien, der Slowakei, Kroatien, Ungarn und Lettland war ein besonders geringer Anteil der Frauen teilzeitbeschäftigt

Die EU-Mitgliedstaaten mit einem relativ starken Geschlechtergefälle verzeichneten in der Regel insbesondere unter Frauen hohe Teilzeitarbeitsquoten. Während sich der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an der weiblichen Erwerbsbevölkerung in Bulgarien auf nur 3,1 % belief und auch in der Slowakei, Kroatien, Ungarn und Lettland unter 10 % lag, waren in Belgien, dem Vereinigten Königreich, Österreich und Deutschland 40 % bis 50 % und in den Niederlanden ganze 76,8 % der erwerbstätigen Frauen in Teilzeit tätig. Somit wiesen im Jahr 2014 einige der EU-Mitgliedstaaten mit den höchsten Beschäftigungsquoten der Frauen auch hohe Anteile weiblicher Teilzeitbeschäftigter aus. Dies galt insbesondere für die Niederlande, in einem geringeren Maße aber auch für Belgien, Dänemark, Deutschland, Österreich, Schweden und das Vereinigte Königreich.

Die Niederlande verzeichneten 2014 auch die höchsten Anteile der teilzeitbeschäftigten Männer, da in diesem Land mehr als ein Viertel (28,2 %) der Männer im erwerbsfähigen Alter in Teilzeit tätig waren. In den nordischen Mitgliedstaaten, Deutschland, Österreich, Zypern, Portugal, dem Vereinigten Königreich und Irland waren mehr als 10 % der Männer im erwerbsfähigen Alter teilzeitbeschäftigt.

Das stärkste Geschlechtergefälle im Hinblick auf die Teilzeitbeschäftigung war häufig in den EU-Mitgliedstaaten festzustellen, in denen der Anteil der weiblichen Teilzeitbeschäftigten besonders hoch war

Einige der größten Unterschiede zwischen den Geschlechtern und mit die höchsten Anteile weiblicher Teilzeitbeschäftigter wurden in den Niederlanden sowie in einigen Regionen in den nordischen Mitgliedstaaten, Deutschland, Österreich und dem Vereinigten Königreich ermittelt. In acht niederländischen und sechs deutschen Regionen war der Anteil der weiblichen Teilzeitbeschäftigten an der gesamten weiblichen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter um mindestens 30 Prozentpunkte höher als der entsprechende Anteil der Männer (in Karte 6 im dunkelsten Rotton dargestellt). EU-weit wurde das stärkste Geschlechtergefälle in der niederländischen Region Zeeland ermittelt: Hier war der Anteil der teilzeitbeschäftigten Frauen an der gesamten weiblichen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter um 38,5 Prozentpunkte höher als der entsprechende Anteil der Männer.

Demgegenüber waren diesbezüglich in den Regionen/EU-Mitgliedstaaten mit niedrigen Teilzeitbeschäftigungsquoten nur geringfügige Unterschiede zwischen den Geschlechtern erkennbar. In fünf rumänischen, vier portugiesischen und drei griechischen Regionen arbeitete ein etwas höherer Anteil der männlichen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in Teilzeit (verglichen mit den Frauen); dieses Muster war auch in mehreren türkischen Regionen zu beobachten. In diesen Regionen war jedoch das Geschlechtergefälle grundsätzlich nur marginal. So war der Anteil der teilzeitbeschäftigten Männer in der rumänischen Region Sud-Est nur um 2,5 Prozentpunkte höher als der entsprechende Anteil der Frauen.

Durchschnittliche Arbeitszeit

Im Jahr 2014 arbeiteten die Beschäftigten in der EU-28 durchschnittlich 37,2 Stunden pro Woche. Eine eingehendere Analyse nach Geschlecht zeigt, dass sich die Wochenarbeitszeit der Frauen im Durchschnitt auf 33,6 Stunden belief, während Männer mit 40,2 Stunden 6,6 Stunden länger arbeiteten; angesichts des höheren Anteils der teilzeitbeschäftigten Frauen ist dieses Ergebnis nicht überraschend.

Männer verbrachten in allen EU-Regionen mehr Zeit am Arbeitsplatz als Frauen

In allen NUTS-2-Regionen, für die Daten für 2014 verfügbar sind, war die durchschnittliche Zahl der wöchentlich geleisteten Arbeitsstunden bei den Männern durchgehend höher als bei den Frauen. Karte 7 zeigt einen engen Zusammenhang zwischen der durchschnittlichen Zahl der geleisteten Arbeitsstunden und dem Anteil der Teilzeitbeschäftigten. Regionen mit hohen Anteilen (weiblicher) Teilzeitbeschäftigter verzeichneten häufig die größten Unterschiede zwischen den von Frauen und Männern wöchentlich geleisteten Arbeitsstunden. Am stärksten war das Geschlechtergefälle im Vereinigten Königreich, den Niederlanden, Deutschland und Österreich ausgeprägt: In 20 Regionen des Vereinigten Königreichs sowie 17 deutschen, acht niederländischen und drei österreichischen Regionen arbeiteten Männer mindestens zehn Stunden mehr als Frauen. Die größte Differenz wurde in der Region Highlands and Islands in Schottland ermittelt, in der Männer wöchentlich durchschnittlich 44,2 Stunden arbeiteten, während sich die Wochenarbeitszeit der Frauen im Durchschnitt auf nur 29,7 Stunden belief.

Die Regionen mit relativ niedrigen Teilzeitbeschäftigungsquoten wiesen hingegen nur ein geringfügiges Geschlechtergefälle bezüglich der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden auf. Dies galt insbesondere für die östlichen Regionen der EU und die baltischen Mitgliedstaaten, aber auch für Portugal und die nordischen Mitgliedstaaten, die eine höhere Teilzeitbeschäftigungsquote verzeichneten (wobei dies allerdings auf Frauen und Männer zutraf).

In 35 NUTS-2-Regionen (in Karte 7 in der hellsten Farbe dargestellt) der EU arbeiteten Männer im Durchschnitt weniger als 2,5 Wochenstunden mehr als Frauen. Zu ihnen zählten die baltischen Mitgliedstaaten (auf dieser Analyseebene jeweils nur eine Region), alle Regionen Bulgariens, Kroatiens, Ungarns und Sloweniens, mit einer Ausnahme alle Regionen Rumäniens, drei portugiesische Regionen, jeweils zwei Regionen in Griechenland und der Slowakei sowie die autonome spanische Stadt Melilla.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Geschlechtsspezifische Statistiken decken ein breites Themenspektrum ab. Weitere Informationen über die herangezogenen Datenquellen sind den folgenden themenspezifischen Artikeln des Eurostat-Jahrbuchs der Regionen zu entnehmen:

Kontext

Geschlechtsspezifische Ungleichheiten (Unterschiede zwischen den Geschlechtern) haben sich im Laufe der Geschichte unter dem Einfluss ideologischer, historischer, kultureller, sozialer, religiöser, politischer und wirtschaftlicher Faktoren herausgebildet. In den letzten Jahren ist der Anteil der weiblichen Erwerbspersonen in der EU deutlich gestiegen. Tatsächlich ist die Fähigkeit, seinen eigenen Lebensunterhalt zu verdienen, einer der zentralen Faktoren, um wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erlangen. Diese Veränderungen sind somit geeignet, einen Beitrag zur Stärkung der Rolle der Frauen zu leisten.

Rechtsrahmen

Die Gleichstellung von Frauen und Männern stellt seit 1957 einen der Grundwerte der EU dar und ist in den Verträgen sowie in der Charta der Grundrechte aus dem Jahr 2009 verankert. Der Rechtsrahmen zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter deckt ein breites Themenspektrum ab, darunter Beschäftigungschancen, Arbeitsbedingungen, gleiches Entgelt und Sozialleistungen.

Im Jahr 2006 verabschiedete die Europäische Kommission einen „Fahrplan für die Gleichstellung von Frauen und Männern“ (KOM(2006) 92). Im Jahr 2010 folgte die Annahme der „Frauen-Charta“ (KOM(2010) 78). Im Laufe desselben Jahres verabschiedete die Kommission zudem ihre „Strategie für die Gleichstellung von Frauen und Männern, 2010-2015“ (KOM(2010) 491). Letztere umfasst fünf Schlüsselbereiche: gleiche wirtschaftliche Unabhängigkeit für Frauen und Männer, gleiches Entgelt für gleiche und gleichwertige Arbeit, Gleichstellung in Entscheidungsprozessen, Schutz der Würde und Unversehrtheit – der Gewalt gegen Frauen ein Ende setzen – sowie Gleichstellung in der Außenpolitik.

In Form von Jahresberichten (auf Englisch), die eine breite Palette von Indikatoren zur Gleichstellung von Männern und Frauen abdecken, veröffentlicht die Europäische Kommission jedes Jahr Informationen über die diesbezüglich erzielten Fortschritte. Darüber hinaus ist die Europäische Kommission bestrebt, durch Initiativen, wie beispielsweise den Europäischen Tag der Lohngleichheit, das Bewusstsein der Öffentlichkeit für den Grundsatz des gleichen Entgelts zu schärfen.

Europa 2020

Zwar wurden in der Strategie Europa 2020 keine geschlechtsspezifischen Ziele festgelegt, jedoch hat sie eine Reihe politischer Bereiche zum Gegenstand, die auch die Geschlechter betreffen. In der Strategie Europa 2020 wird die Notwendigkeit unterstrichen, gesundheitliche Ungleichheiten abzubauen und für eine bessere Zugänglichkeit der Gesundheitssysteme zu sorgen, während die Strategie für die Gleichstellung von Frauen und Männern darüber hinausgeht und den Schwerpunkt auf die Eindämmung geschlechtsspezifischer Gesundheitsrisiken und Erkrankungen sowie die Bekämpfung geschlechtsspezifischer Ungleichheiten im Gesundheitswesen und in der Langzeitpflege legt.

Die Kompetenzen sind Gegenstand der Europa-2020-Leitinitiative „Eine digitale Agenda für Europa“ (auf Englisch), in deren Rahmen das Geschlechtergefälle bezüglich der digitalen Fähigkeiten und Kompetenzen ins Auge gefasst und darauf hingewirkt wird, die IT-Branche für junge Frauen attraktiver zu machen.

Was die Arbeitsmärkte betrifft, so hat die Strategie Europa 2020 die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung insbesondere der Frauen sowie die Senkung der Zahl der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Frauen zum Ziel. Dabei ist jedoch eine ganze Reihe von Hemmnissen zu überwinden, die geeignet sind, diesbezügliche Fortschritte zu verhindern oder zu verzögern. Diese stehen häufig im Wesentlichen mit der Fähigkeit von Frauen und Männern in Zusammenhang, Berufs- und Privatleben zu vereinbaren. Aus diesem Grund haben die politischen Entwicklungen auch die Förderung zugänglicher und bezahlbarer Kinderbetreuungseinrichtungen und den Abbau der negativen steuerlichen Anreize für Zweitverdiener zum Gegenstand.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Datenvisualisierung

Veröffentlichungen

Datenbank

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Abbildungen und Karten (MS Excel)

Weitere Informationen

Weblinks