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Archive:Statistiken zur Fruchtbarkeit

Datenauszug vom März 2017. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Die deutsche Sprachversion dieses Artikels wird im Juli 2018 archiviert.
Abbildung 1: Zahl der Lebendgeburten, EU-28, 1961-2015
(in Mio.)
Quelle: Eurostat (demo_gind)
Abbildung 2: Fruchtbarkeitsindikatoren, EU-28, 2001-2015
Quelle: Eurostat (demo_find)
Tabelle 1: Gesamtfruchtbarkeitsziffer, 1960-2015
(Lebendgeburten pro Frau)
Quelle: Eurostat (demo_frate)
Abbildung 3: Fruchtbarkeitsindikatoren, 2015
Quelle: Eurostat (demo_find)
Abbildung 4: Anteil der Lebendgeburten nach Geburtenfolge, 2015
(%)
Quelle: Eurostat (demo_find)

Dieser Artikel befasst sich mit der Entwicklung einer Reihe von Indikatoren im Zusammenhang mit der Zahl der Geburten und der Fruchtbarkeit in der Europäischen Union (EU). Die Fruchtbarkeitsziffern sind in den EU-Mitgliedstaaten seit Mitte der 1960er-Jahre bis zur Jahrhundertwende kontinuierlich zurückgegangen. Zu Beginn der 2000er-Jahre war eine Erholung der Gesamtfruchtbarkeitsziffer in der EU-28 erkennbar; dieser Aufwärtstrend endete 2010. Nach einem relativen Tiefstand im Jahr 2013 stieg die Zahl 2014 wieder leicht an; 2015 gab es keine Veränderung.

Wichtigste statistische Ergebnisse

2015 kamen in der EU 5,1 Millionen Kinder zur Welt, was einer Bruttogeburtenziffer (Zahl der Lebendgeburten pro 1000 Einwohner) von 10,0 entsprach. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 lag die Bruttogeburtenziffer in der EU-28 bei 10,6, 1985 bei 12,8 und 1970 bei 16,3.

Im Zeitraum 1961-2015 war die höchste jährliche Gesamtzahl an Lebendgeburten in der EU-28 im Jahr 1964 mit 7,8 Millionen zu verzeichnen. Von diesem relativen Höchststand ging die Zahl der Lebendgeburten in der EU-28 bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts relativ stetig auf einen Tiefstand von 5,0 Millionen im Jahr 2002 zurück (siehe Abbildung 1). Darauf folgte ein leichter Anstieg der Zahl der Lebendgeburten bis zu einem Höchststand von 5,5 Millionen Geburten in der EU-28 im Jahr 2008, gefolgt von einem erneuten jährlichen Rückgang bis 2013 (5,1 Millionen Lebendgeburten). In den Jahren 2014 und 2015 blieb die Zahl der Lebendgeburten in der EU-28 nahezu unverändert.

In den letzten Jahrzehnten wurden in Europa generell weniger Kinder geboren, wodurch sich das Abflauen des Bevölkerungswachstums in der EU-28 (siehe Statistiken zur Bevölkerung und zum Bevölkerungswachstum) teilweise erklären lässt. Der gebräuchlichste Fruchtbarkeitsindikator ist die Gesamtfruchtbarkeitsziffer, d. h. die mittlere Anzahl lebend geborener Kinder, die eine Frau im Verlauf ihres Lebens gebären würde, wenn sie im Laufe ihres Gebärfähigkeitsalters den altersspezifischen Fruchtbarkeitsziffern der betreffenden Jahre entsprechen würde. Eine Gesamtfruchtbarkeitsziffer von etwa 2,1 Kindern pro Frau gilt in den Industrieländern als Reproduktionsniveau. Darunter ist die durchschnittliche Anzahl der Lebendgeburten pro Frau zu verstehen, die notwendig ist, um die Bevölkerung konstant zu halten, wenn keine Migration stattfände. Eine Gesamtfruchtbarkeitsziffer unter 1,3 Lebendgeburten pro Frau gilt als besonders niedrig („lowest-low fertility“). Die Gesamtfruchtbarkeitsziffer ist für den Ländervergleich geeignet, da sie Veränderungen des Umfangs und der Struktur der Bevölkerung berücksichtigt.

2015 lag die Gesamtfruchtbarkeitsziffer in der EU-28 bei 1,58 Lebendgeburten pro Frau (wie schon 2014). In der EU-28 stieg die Fruchtbarkeitsziffer von ihrem Tiefstwert von 1,46 in den Jahren 2001 und 2002 bis 2010 auf einen relativ hohen Wert von 1,62, gefolgt von einem leichten Rückgang auf 1,55 im Jahr 2013; 2014 war dann wieder ein leichter Anstieg zu beobachten. Abbildung 2 zeigt auch, dass das Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt zwischen 2001 und 2015 weiter angestiegen ist, und zwar von 29,0 auf 30,5 Jahre. Der Anstieg der Fruchtbarkeitsziffer könnte unter anderem einem „Aufholprozess“ zuzuschreiben sein: Die Gesamtfruchtbarkeitsziffer könnte wegen des Trends, Kinder erst in einem höheren Alter zu gebären (der sich im Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt widerspiegelt), zunächst zurückgegangen und dann später wieder angestiegen sein. Unter den EU-Mitgliedstaaten verzeichnete Frankreich mit 1,96 Lebendgeburten pro Frau 2015 die höchste Fruchtbarkeitsziffer. Die niedrigsten Fruchtbarkeitsziffern wurden 2015 in Portugal (1,31 Lebendgeburten pro Frau), Polen und Zypern (beide 1,32 Lebendgeburten pro Frau) sowie in Griechenland und Spanien (beide 1,33 Lebendgeburten pro Frau) verzeichnet. In den meisten EU-Mitgliedstaaten ging die Gesamtfruchtbarkeitsziffer zwischen 1980 und den Jahren 2000 bis 2003 beträchtlich zurück, und zwar bis zum Jahr 2000 in Bulgarien, der Tschechischen Republik, Griechenland, Spanien, Italien, Lettland, Slowenien und der Slowakei auf unter 1,30. Nach einem Tiefstand zwischen 2000 und 2003 stieg die Gesamtfruchtbarkeitsziffer in den meisten Mitgliedstaaten wieder an. 2015 verzeichneten alle Mitgliedstaaten eine Gesamtfruchtbarkeitsziffer über 1,30.

In den vergangenen 45 Jahren haben sich die Gesamtfruchtbarkeitsziffern der Mitgliedstaaten einander angenähert: 1970 lag der Unterschied zwischen der höchsten (Irland) und der niedrigsten (Finnland) Fruchtbarkeitsziffer bei etwa 2,0 Lebendgeburten pro Frau. Bis 1990 verringerte sich diese Differenz (zwischen einem hohen Wert in Zypern und einem niedrigen Wert in Italien) auf 1,1 Lebendgeburten pro Frau. Bis 2010 hat sich die Differenz erneut verringert auf 0,8 Lebendgeburten pro Frau mit einem hohen Wert in Irland und einem niedrigen Wert in Ungarn. Auch 2013 und 2014 betrug die Differenz 0,8 Lebendgeburten pro Frau mit der höchsten Gesamtfruchtbarkeitsziffer in Frankreich und der niedrigsten in Portugal. Diese beiden Mitgliedstaaten standen auch 2015 an der Spitze bzw. am Ende der Rangliste, wobei sich die Differenz durch einen Rückgang der Fruchtbarkeitsziffer in Frankreich (zu beachten ist ein Bruch in der Zeitreihe) und einen Anstieg in Portugal auf 0,7 Lebendgeburten pro Frau verringert hat.

In Abbildung 3 wird für das Jahr 2015 die Gesamtfruchtbarkeitsziffer mit dem Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt des ersten Kindes grafisch dargestellt. Einige der Länder mit den höchsten Gesamtfruchtbarkeitsziffern verzeichneten auch ein relativ hohes Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt des ersten Kindes. Anhand ihres Abstands von den EU-28-Durchschnittswerten lassen sich die EU-Mitgliedstaaten grob in vier Gruppen einteilen (dargestellt durch die mit blauen Linien unterteilten Quadranten). In der ersten Gruppe (rechter oberer Quadrant), zu der Dänemark, Irland, die Niederlande und Schweden zählen, lagen sowohl die Gesamtfruchtbarkeitsziffer als auch das Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt des ersten Kindes über dem EU-28-Durchschnitt. In der zweiten Gruppe (linker unterer Quadrant), zu der die meisten Länder gehören, die der EU ab 2004 beigetreten sind, lagen sowohl die Gesamtfruchtbarkeitsziffer als auch das Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt des ersten Kindes unter dem EU-28-Durchschnitt; das traf auch auf die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien und auf Serbien zu. Zur dritten Gruppe (rechter unterer Quadrant) zählten Deutschland, Griechenland, Spanien, Italien, Zypern, Luxemburg, Österreich und Portugal sowie die Schweiz; in diesen Ländern lag das Durchschnittsalter der Frauen bei der ersten Geburt über, die Gesamtfruchtbarkeitsziffer jedoch unter dem EU-28-Durchschnitt. Die letzte Gruppe (linkerer oberer Quadrant) umfasste die drei baltischen Mitgliedstaaten, Belgien, Frankreich, Rumänien, Finnland und das Vereinigte Königreich sowie Albanien (Daten von 2014 zum Durchschnittsalter der Frauen bei der ersten Geburt), Norwegen und Island; in diesen Ländern war die Gesamtfruchtbarkeitsziffer höher als der EU-28-Durchschnitt, während das Durchschnittsalter der Frauen bei der ersten Geburt unter dem EU-28-Durchschnitt lag.

Etwa die Hälfte (45,9 %) der 2015 in der EU-28 geborenen Kinder waren Erstgeborene, wobei dieser Anteil in Luxemburg, Rumänien, Portugal, Spanien, Malta und Bulgarien etwas mehr als Hälfte betrug (siehe Abbildung 4). Den niedrigsten Anteil erstgeborener Kinder verzeichneten Irland (37,8 %), das Vereinigte Königreich (39,8 %) und Finnland (41,3 %).

Mehr ein Drittel (36,0 %) aller Lebendgeburten 2015 in der EU-28 waren zweitgeborene Kinder, gut ein Zehntel (12,2 %) drittgeborene und die übrigen 5,9 % vierte oder weitere Kinder. In den EU-Staaten insgesamt wurde der höchste Anteil vierter oder weiterer Kinder an allen Lebendgeburten in Finnland (9,7 %) registriert, gefolgt von Irland (9,3 %) und dem Vereinigten Königreich (9,2 %).

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Eurostat erstellt Informationen zu einem breiten Spektrum an demografischen Daten, darunter Statistiken über die Zahl der Lebendgeburten nach Geschlecht (der Neugeborenen), nach Alter sowie Bildungs- und Familienstand der Mutter. Statistiken zur Fruchtbarkeit werden auch in Bezug auf die Anzahl der Geburten und die Geburtsfolge (erstes, zweites, drittes Kind usw.) erfasst. Auf der Grundlage der erhobenen Daten werden verschiedene Fruchtbarkeitsindikatoren erstellt, z. B. die Gesamtfruchtbarkeitsziffer und Fruchtbarkeitsziffern nach dem Alter der Mutter, dem Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt, der Bruttogeburtenziffer und dem Anteil nichtehelicher Geburten.

Kontext

Die Sozialpolitik der EU hat keinen eigenen Bereich für familienpolitische Themen; die Politikgestaltung auf diesem Gebiet ist allein Sache der Mitgliedstaaten. Damit wird den Unterschieden bei den Familienstrukturen, der historischen Entwicklung, der Einstellung der Gesellschaft und den Traditionen der einzelnen Mitgliedstaaten Rechnung getragen. Trotzdem kann die Bewertung der Fruchtbarkeit für die politischen Entscheidungsträger als Hintergrund für die Gestaltung familienpolitischer Maßnahmen von Nutzen sein. Darüber hinaus treten verschiedene demografische Themenstellungen bei allen EU-Mitgliedstaaten zutage; hierzu gehören der Rückgang der durchschnittlichen Geburtenziffer pro Frau und der Anstieg des Durchschnittsalters der Frauen bei der Geburt.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Fruchtbarkeit (t_demo_fer)
Gesamtfruchtbarkeitsrate (tsdde220)
Durchschnittsalter der Mutter bei der Geburt (tps00017)
Nichtehelich Lebendgeborene (tps00018)
Lebendgeburten (tps00111)
Bruttogeburtenziffer (tps00112)

Datenbank

Fruchtbarkeit (demo_fer)
Lebendgeburten (insgesamt) nach Monat (demo_fmonth)
Lebendgeburten nach Lebensalter der Mutter und Geschlecht (demo_fasec)
Lebendgeburtenfolge nach Lebensalter der Mutter (demo_fordagec)
Lebendgeburtenfolge nach Geburtsjahr der Mutter (erreichtem Alter) und Geburtsfolge (demo_fordager)
Lebendgeburten nach Lebensalter der Mutter und gesetzlichem Familienstand (demo_fagec)
Lebendgeburten nach Geburtsjahr der Mutter (erreichtem Alter) und gesetzlichem Familienstand (demo_fager)
Lebendgeburten nach Lebensalter der Mutter und Bildungsabschluss (demo_faeduc)
Lebendgeburten nach Lebensalter der Mutter und Erwerbstätigkeit (demo_faemplc)
Lebendgeburten nach Lebensalter der Mutter und Staatsbürgerschaft (demo_faczc)
Lebendgeburten nach Lebensalter der Mutter und Geburtsland (demo_facbc)
Lebendgeburten nach Geburtsgewicht und Gestationsalter (demo_fweight)
Gesetzliche Schwangerschaftsabbrücke nach Lebensalter der Mutter (demo_fabort)
Gesetzliche Schwangerschaftsabbrüche nach Alter der Mutter und vorangegangenen Lebendgeburten (demo_fabortord)
Fruchtbarkeitsziffern (demo_find)
Fruchtbarkeitsziffern nach Alter (demo_frate)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

  • Fruchtbarkeit (ESMS metadata file — demo_fer_esms) (auf Englisch)
  • Bevölkerung (ESMS metadata file — demo_pop_esms) (auf Englisch)

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)